Publikation von Forschungsergebnissen der Gießener Rheumaforschung in "Nature Medicine"
Ein für die rheumatoide Arthritis charakteristisches Phänomen, nämlich deren Ausbreitung zwischen verschiedenen Gelenken, scheint zumindest zum Teil aufgeklärt zu sein: Verantwortlich für die Ausbreitung der rheumatoiden Arthritis in den Gelenken sind die so genannten Fibroblasten. Dies zeigen neueste Forschungsergebnisse des Forscher-Teams der Universitäten Gießen, Münster, Regensburg und Zürich zusammen mit internationalen Partnern aus der Schweiz und den USA. Das internationale Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Dr. Elena Neumann und Prof. Dr. Ulf Müller Ladner (Lehrstuhl für Innere Medizin mit Schwerpunkt Rheumatologie der Justus-Liebig-Universität Gießen mit Sitz an der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim) veröffentlichte gestern unter dem Titel "Synovial fibroblasts spread rheumatoid arthritis to unaffected joints" in der renommierten Fachzeitschrift "Nature Medicine" die Ergebnisse der Versuche. Diese konnten zeigen, dass eine der wichtigsten Zellen des Knorpelabbaus in der rheumatoiden Arthritis, die aktivierten synovialen Fibroblasten in der Gelenkinnenhaut, in der Lage sind, unter Kulturbedingungen und auch im Tiermodell aktiv über weite Strecken zu wandern. Die Migration dieser Zellen findet hierbei durch das Blutgefäß-System statt.
Bisher war die Fähigkeit dieser Zellen, aktiv in das Blutgefäß-System überzutreten und an entfernt liegenden Knorpeln wieder aus dem Blutgefäß-System auszutreten, nicht bekannt. Die Zellen wandern zum Knorpel, heften sich an diesen an und beginnen dann dort mit dem Abbau. Interessanterweise stellte sich bei den Versuchen heraus, dass ein gesundes Gelenk vor der Anheftung der aggressiven Fibroblasten geschützt zu sein scheint. Sobald die Knorpelmatrix aber zugänglich ist, wie dies zum Beispiel durch kleine Knorpelschäden oder durch den Abrieb der Gelenkoberflächen der Fall sein kann, sind die Zellen in der Lage, aktiv zum Knorpel zu wandern und ihn abzubauen.
Die rheumatoide Arthritis ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, die durch den fortschreitenden Abbau von Gelenkknorpeln und -knochen gekennzeichnet ist. Sie beginnt normalerweise in einem oder wenigen Gelenken, kann aber im Verlauf der Erkrankung alle Gelenke betreffen. Bisher waren die Mechanismen, die zur Ausbreitung der Erkrankung zu nicht betroffenen Gelenken beitragen, nicht bekannt. Zentrale Zellen des Knorpelabbaus bei den betroffenen Patienten sind die synovialen Fibroblasten der Gelenkinnenhaut. Dieser Zelltyp ist aktiviert und aggressiv, wodurch die Zellen vermehrt den Gelenkknorpel abbauen können.
Derzeit beschäftigt sich die Arbeitsgruppe aus Gießen zusammen mit verschiedenen Kooperationspartnern mit therapeutischen Ansätzen zur Blockade des Übertritts der synovialen Fibroblasten von Patienten mit rheumatoider Arthritis in das Blutgefäß-System. Möglicherweise wird in Zukunft durch entsprechende therapeutische Maßnahmen dann die Ausbreitung der rheumatoiden Arthritis zu nicht betroffenen Gelenkbereichen oder Gelenken verhindert werden können.
Kontakt:
Dr. Elena Neumann
Justus-Liebig-Universität Gießen
Innere Medizin mit Schwerpunkt Rheumatologie
Kerckhoff-Klinik GmbH
Abt. Rheumatologie und Klinische Immunologie
Franz-Groedel-Institut
http://dx.doi.org/ (DOI: 10.1038/nm.2050 )
http://www.nature.com/nm/journal/vaop/ncurrent/abs/nm.2050.htm
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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