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26.11.2009 11:27

Uniklinik Frankfurt testet neue Strahlentherapie für Patienten mit Prostatakrebs

Ricarda Wessinghage Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M.

    Frankfurter Spezialist für Uroonkologie leitet die Forschung in Deutschland

    Gemeinsam mit anderen weltweit führenden Forschungskliniken testen Krebsspezialisten der Klinik für Urologie und Nuklearmedizin des Klinikums der J.W. Goethe-Universität Frankfurt derzeit das erste einer neuen Klasse von experimentellen Krebsmedikamenten. Damit sollen Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs, der bereits auf die Knochen übergegriffen hat, erfolgreich behandelt werden. Das neue Medikament, das auf der radioaktiven Substanz Radium 223 basiert, greift Krebszellen im Knochen (Knochenmetastasen) an und zerstört sie. Der Vorteil: Es bewirkt eine hochspezifische Bestrahlung der Tumore im Knochen. Das Umgebungsgewebe wird hingegen einer nur geringen Strahlenbelastung ausgesetzt und bleibt weitestgehend intakt.

    Die neue Substanz wird derzeit in einer klinischen Phase-III-Studie getestet, der letzten Stufe bei der Erprobung eines Medikaments vor seiner Zulassung. Diese soll feststellen, ob eine Behandlung mit Radium 223 die Überlebenszeit von Patienten, deren Prostatakrebs nicht mehr auf Hormontherapie anspricht und bereits Knochenmetastasen gebildet hat, verlängern und ihre Lebensqualität verbessern kann. Die Behandlungsoptionen für diese Patienten sind begrenzt, ohne die neue Behandlungsmethode beträgt die Lebenserwartung durchschnittlich nur etwa 12-15 Monate. Finanziert wurde die Studie vom norwegische Krebsforschungsunternehmen Algeta ASA, das gemeinsam mit Bayer Schering Pharma das auf Radium 223 basierende Krebsmedikament mit dem Namen AlpharadinTM entwickeln und vermarkten wird.

    Dr. Steffen Wedel, Oberarzt der Klinik für Urologie und Spezialist für Uroonkologie am Uniklinikum Frankfurt, leitet die Durchführung der Studie in Deutschland. Er ist überzeugt, dass die neue Behandlungsmethode - falls sie sich in den klinischen Studien bewährt - wesentliche Verbesserungen für eine große Anzahl von Patienten herbeiführen könnte, bei denen der Krebs bereits auf die Knochen übergegriffen hat: "Bei über 80 Prozent der Patienten, bei denen eine Hormontherapie nicht mehr anspricht, hat der Tumor bereits die Knochen befallen. Komplikationen, die aus Knochenmetastasen resultieren, können die Lebenserwartung weiter verringern", verdeutlicht Wedel. "Derzeit gibt es nicht viele Optionen, um Knochenmetastasen wirksam zu behandeln. Radium 223 wird mit einer einfachen Injektion verabreicht und bewirkt offenbar, dass Krebszellen im Knochen zerstört werden und gesundes Gewebe dabei verschont bleibt. Die Ergebnisse früherer klinischer Studien mit Radium 223 sind sehr vielversprechend und lassen erwarten, dass der radiopharmazeutische Wirkstoff sowohl die Lebenserwartung als auch die Lebensqualität verbessert", so Wedel.

    Über Prostatakrebs und Knochenmetastasen

    In Deutschland ist Prostatakrebs die häufigste Krebsart bei Männern: Bei rund einem Viertel der bei Männern diagnostizierten Tumorerkrankungen handelt es sich um Prostatakrebs. Jährlich erkranken insgesamt über 58.000 Männer an einem bösartigen Tumor der Vorsteherdrüse, etwa 11.600 sterben pro Jahr daran. Damit ist Prostatakrebs die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache nach Lungen- und Darmkrebs. In fortgeschrittenen Erkrankungsstadien hat der Krebs in mehr als 80 Prozent der Fälle die Knochen mitbefallen. Knochenmetastasen können erhebliche Schmerzen, neurologische Symptome und andere Komplikationen im Zusammenhang mit den Knochen verursachen (Brüche, Kalziumüberschuss und Rückenmarkskompression), die die Lebensqualität des Patienten beeinträchtigen und seine Lebenserwartung verringern. Es wird geschätzt, dass weltweit 1,5 Millionen Menschen an Knochenmetastasen leiden. Durch den Einsatz neuer Behandlungsformen in der Krebstherapie und eine frühzeitigere Diagnoseerstellung könnte die Überlebensrate bei Knochenmetastasen verbessert werden. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass bei vielen Patienten Metastasen erst im Verlauf der Erkrankung mit einer zeitlichen Verzögerung zur Erstbehandlung auftreten. (Quellen: Robert-Koch-Institut, Deutsche Krebshilfe e.V., Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main)

    Für weitere Informationen:

    Klinik für Urologie und Kinderurologie
    Oberarzt Dr. Steffen Alexander Wedel
    Sprecher des Schwerpunktes urogenitale Tumore im UCT
    Fon: (069) 6301 - 87 16 8
    Fax: (069) 6301 - 6464
    E-Mail: steffen.wedel@kgu.de
    Internet: http://www.kgu.de/urologie/index2.html


    Weitere Informationen:

    http://www.kgu.de/urologie/index2.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

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