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27.11.2009 12:27

Offizielle Verleihung des Literatur-Nobelpreises an Herta Müller am 10.12.2009:

Heidi Neyses M. A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Trier

    Iulia-Karin Patrut, Literaturwissenschaftlerin aus dem Trierer SFB 600 "Fremdheit und Armut. Wandel von Inklusion/Exklusion" erforscht seit 2003 das Werk der rumäniendeutschen Autorin

    Am 10. Dezember 2009 wird der schwedische König Karl XVI. Gustav im Stockholmer Konserthuset der rumäniendeutschen Autorin Herta Müller den Literaturnobelpreis überreichen, und bereits zwei Tage vorher, am 08. Dezember, wird Herta Müller ihre Nobelvorlesung vor einem kleinen, auserlesenen Publikum in dem Saal der Schwedischen Akademie halten.

    Die Trierer Literaturwissenschaftlerin Iulia-Karin Patrut ist auf die thematische Ausrichtung der Vorlesung gespannt. "Nichts ist", so Patrut, die seit vielen Jahren das Werk Herta Müllers erforscht, "vor dem sezierenden Blick der rumäniendeutschen Autorin Herta Müller sicher - weder die rumänische sozialistische Diktatur, noch die banatdeutsche Minderheit, der sie entstammt, noch die bundesdeutsche Gesellschaft, in der sie angekommen ist."

    Meisterwerke protokollarischer Poesie oder kulissenhafter Kitsch? Die Meinungen über das Werk der neuen Literatur-Nobelpreisträgerin gingen bis vor kurzem auseinander.
    Die Trierer Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Dr. Iulia-Karin Patrut erforscht seit 2003 das Werk der rumäniendeutschen Autorin und lieferte mit ihrer Monographie "Schwarze Schwester - Teufelsjunge. Ethnizität und Geschlecht bei Paul Celan und Herta Müller" einen wichtigen Beitrag zur positiven Gesamteinschätzung ihres Werks. Die Dissertation der Trierer Wissenschaftlerin, die 2006 im Kölner Böhlau-Verlag in der Reihe "Literatur-Kultur-Geschlecht" erschienen ist, findet als eine der wenigen Forschungsarbeiten zu Herta Müller in der offiziellen Pressemitteilung der Schwedischen Akademie zur Begründung der Nobelpreisverleihung Erwähnung.

    Iulia-Karin Patrut vergleicht die Poetik Herta Müllers mit jener Paul Celans. Der jüdisch-deutsche Dichter wurde zur Schlüsselfigur in der Debatte um den Ort der Kunst nach Auschwitz. Patrut stieß bei beiden Autoren auf ähnliche Darstellungsmuster von Gewalt. Während für Celan die Ermordung seiner Eltern zum ständigen Bezugspunkt seiner Werke wurde, gehören Herta Müllers Eltern der Tätergeneration an; der neue Roman "Atemschaukel" thematisiert von Deutschen erfahrenes Leid - darunter auch von SS- und Wehrmachtsangehörigen. Es liegt, so Iulia-Karin Patrut, an der Poetik Herta Müllers, an ihrem 'fremden Blick', an ihrem ständigen 'In-der-Falle-Sein', dass in "Atemschaukel" dennoch nichts von der NS-Gewalt relativiert wird.

    Die wie Herta Müller aus Rumänien stammende Iulia-Karin Patrut, die mittlerweile in dem von Prof. Dr. Herbert Uerlings geleiteten SFB 600 "Fremdheit und Armut. Wandel von Inklusion/Exklusion" habilitiert, weist in ihren Publikationen auf die Bedeutung der gesamteuropäischen Perspektive im Umgang mit Literatur hin. Wenn es um die Herkunft Herta Müllers geht, fallen oft Schlagworte wie "unerträgliche Heimat" oder "Landschaften der Heimatlosigkeit", und schon Paul Celan wurde als "herkunftsloser Steppenwolf" aus Rumänien bezeichnet. Patrut macht in ihrem aktuellen Forschungsvorhaben deutlich, dass die Fragen nach europäischen Zentren und Peripherien gleichzeitig mit jenen nach Antisemitismus und Täter- bzw. Opfergenerationen in den Blick gefasst werden müssen. Nur so kann man die deutschsprachigen Poetiken der Auseinandersetzung mit Gewalt angemessen verstehen, seien die literarischen Texte nun im rumänischen Temeschwar, in Berlin, Paris oder in Czernowitz in der heutigen Ukraine entstanden.
    "Ich bin gespannt, welches politisch hoch sensible Thema Herta Müller in ihrer Nobelvorlesung angehen wird", so Iulia-Karin Patrut. "Es wird mit Sicherheit alle Europäer angehen."

    Kontakte:
    Verena Hoppe, M.A.
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Universität Trier
    Forschungszentrum Europa (FZE)
    DM 243
    54286 Trier
    Tel.+49 (0)651 201-4921
    Fax +49 (0)651 201 3293
    Email: hoppe@uni-trier.de
    sfb600@uni-trier.de

    Dr. Iulia-Karin Patrut
    Wiss. Mitarbeiterin
    Universität Trier/SFB 600
    Zi. DM 207
    54286 Trier
    Tel.: +49-651-201-3287
    Email: patrut@uni-trier.de
    sfb600@uni-trier.de


    Bilder

    Iulia-Karin Patrut
    Iulia-Karin Patrut

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Iulia-Karin Patrut


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