idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
03.12.2009 14:36

Marianen-Inseln: "Wie die Fremden auf unsere Sprache geblickt haben..."

Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert dreijähriges Editionsprojekt der Bremer Linguistik zum Chamorro.

    Seit 1996 wird von der Bremer Linguistik über das Chamorro, die austronesische Ethnosprache der Marianen-Inseln im Westpazifik erfolgreich geforscht. Während des weltweit ersten Festivals der Sprachen (17.9.-7.10.2009) in Bremen gründeten Fachleute aus zehn Staaten mit CHIN ("Chamorro Linguistics International Network") die erste internationale Organisation, die sich der Erforschung, dem Erhalt und dem Ausbau des vom Aussterben mittelbar bedrohten Chamorro widmet. Der Sitz von CHIN ist in der Universität Bremen (http://www.fb10.uni-bremen.de/chin/), der Bremer Linguistik-Professor Thomas Stolz Vizepräsident der Gesellschaft. Ihm hat nun die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ein dreijähriges Projekt mit einem Finanzvolumen von 320.000 Euro bewilligt.

    Unter dem Titel "Chamorrica - die kommentierte (Neu-)Edition und Übersetzung der frühen nicht englischsprachigen Quellen zum Chamorro (1668-1950)" wird Professor Stolz mit zwei Doktorandinnen ab April 2010 die zahlreichen und zum Teil bis heute nicht veröffentlichten Texte aus der spanischen, deutschen und japanischen Kolonialzeit aufbereiten, übersetzen, kommentieren und herausgeben. In diesen Texten wird das Chamorro aus der Sicht der verschiedenen Kolonialherren beschrieben (Grammatiken, Wörterbücher) bzw. als zur Vermittlung religiöser, philologischer und historischer Inhalte in nicht muttersprachlicher Form verwendet.

    Den heutigen Sprechern des massiv vom auf den Marianen dominanten Englisch bedrängten Chamorro sind diese Texte zum allergrößten Teil unbekannt und unzugänglich, auch weil Kenntnisse in den Sprachen der früheren Kolonialherren fehlen. Durch das Projekt wird der an zeitgenössischen Schriftquellen relativ armen Chamorrosprecherschaft ein wertvolles Kulturgut aus ihrer Vergangenheit verfügbar gemacht. Zum einen deckt das Projekt auf, wie die auswärtigen Kolonialherren das Chamorro wahrgenommen, verstanden oder missverstanden haben. Zum anderen können die edierten Quellen der heutigen Sprecherschaft Mittel für den Ausbau ihrer Sprache in die Hand geben, da in ihnen längst vergessene Wörter, Konstruktionen, idiomatische Wendungen usw. belegt sind, die wiederbelebt werden können. Damit wird auch ein Beitrag zum Erhalt der Sprache geleistet.

    Das Projekt wird im Interesse und mit Einverständnis der Chamorro-Ethnie durchgeführt. Die Bremer Linguisten kooperieren dabei nicht nur mit der Universität Guam und dem Northern Marianas Humanities Council vor Ort, sondern auch mit der University of Southern California (Santa Cruz) und der Asociación de Estudios del Pacífico (Madrid) sowie anderen Mitgliedern von CHIN. Die seit 2007 bestehende Kooperationsvereinbarung zwischen der Universität Guam und der Universität Bremen wird somit im Bereich Forschung umgesetzt.

    Weitere Informationen:

    Universität Bremen
    Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften
    Institut für Allgemeine und Angewandte Sprachwissenschaft
    Prof. Dr. Thomas Stolz
    Tel. 0421 218 68300
    E-Mail: stolz@uni-bremen.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Kulturwissenschaften, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).