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16.09.1997 00:00

Angst im Vorschulalter

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum, 17.09.1997 Nr. 165

    Mädchen ängstlicher als Jungen

    Wenn Kinder vor Problemen versagen RUB-Psychologin untersuchte ,Angst im Vorschulalter"

    Angst erzeugt Vermeidungshaltungen, mindert die Leistung oder verändert Lösungsstragien bei Kindern im Vorschulalter. Diese Zusammenhänge erläutert die Bochumer Psychologin Dr. Katja Mackowiak in ihrer Dissertation ,Ängstlichkeit, Selbstregulation und Problemlösen im Vorschulalter". Wenn Mädchen sich ängstigen, fällt bei ihnen die Leistung stärker ab als bei Jungen. Dies zeigt sich vor allem in sprachlichen Äußerungen: Sie neigen dabei eher dazu, an sich zu zweifeln, als sich dem Problem zu stellen.

    Bisherige Theorien waren widersprüchlich

    Die Theorien sahen es bisher uneinheitlich: Wegen der unterschiedlichen Funktionen des kindlichen Sprechens konnten Psychologen das Verhältnis zwischen Sprache und resultierendem Denken und Problemlösen nicht eindeutig erklären. Widersprüchliche Befunde entstanden, weil sie motivationale Faktoren (wie Angst und Freude) vernachlässigten. Katja Mackowiack hatte sich deshalb die Aufgabe gestellt, angstbedingte Leistungsunterschiede bei Vorschulkindern, differenziert nach Alter und Geschlecht, in einer standardisierten Problemlösesituation nachzuweisen.

    Der empirische Ansatz

    Ihr Test: 100 Vorschulkinder im Alter von fünf und sechs Jahren hatten in Einzelversuchen einen ,Schatz" von A nach B zu transportieren: Dazu konnten sie eine Kugel allein mit Hilfe eines Schaltbrettes bewegen, was von ihnen die kombinierte und koordinierte Betätigung von zwei Schalthebeln erforderte. Eine ,Angstzeichenliste" half Dr. Mackowiak, zwei Gruppen aus ,hoch"- und ,niedrig-ängstlichen" Kindern zu bilden. Sie beurteilte die Leistung der Kinder anhand der Zeit, die sie brauchten, ein Problem zu lösen, und am Ausmaß an benötiger fremder Hilfe. Die Beobachtungen fanden während des Kindergartenalltags statt.

    Angst, Alter und Sprachverhalten

    Die Bochumer Wissenschaftlerin stellte in ihrer Studie fest, daß Angst die Leistung von Vorschulkindern deutlich einschränkt. Allerdings: Bei den Fünfjährigen ließen sich keine angstbedingten Leistungsunterschiede feststellen, dagegen zeigten die ängstlichen Sechsjährigen deutliche Leistungseinbußen. Angst behindert auch das sprachliche Verhalten der Kinder: In diesem Fall aber lassen die Jüngeren mehr Hemmungen im kommunikativen Sprechen erkennen als die Älteren.

    Angstbewältigung bei Mädchen

    Mädchen zeigten mehr angstbedingte Einschränkungen in ihrem Handeln als Jungen. Dies manifestierte sich auch auf sprachlicher Ebene: Die ängstlichen Mädchen zeigten durch ein erhöhtes Maß an selbstbezogenen Aussagen, daß sie mehr mit sich selbst als mit dem Problem beschäftigt waren. Wenn es den Mädchen gelang, ihre Hemmungen zu überwinden und aktiv zu werden, überwogen die problembezogenen Äußerungen.

    Nutzlose Angst?

    Wie Katja Mackowiacks Arbeit zeigt, ist das Verhältnis zwischen Angst und Problemlöseverhalten durchaus komplex. Angst erweist sich zwar als wirksamer Einflußfaktor auf eine definierte Leistung, doch warnt die Bochumer Psychologin vor Generalisierungen. Eine durchaus beruhigende Einsicht, läßt sie doch Raum für eine andere Gewißheit: Angst ist keine nutzlose Erfindung der Natur.

    Weitere Informationen

    Dr. Katja Mackowiack, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Psychologie, 44780 Bochum, Tel. 0234/700-2472


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Psychologie
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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