idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
23.05.2001 10:22

Lachgas im Teufelskreis

Dr. Kurt Begitt Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Lachgas im Teufelskreis

    Italienische Forscher entdecken weiteren Bildungsmechanismus für atmosphärisches N2O

    Sommersmog, Ozonloch, Treibhauseffekt - das komplexe Geflecht chemischer Reaktionen in der Atmosphäre, das zu den vielfältigen Umweltproblemen führt, wird noch nicht vollständig durchschaut. Auf verzwickte Weise steht eine chemische Verbindung immer wieder im Zentrum des Geschehens: Lachgas (N2O). Eine italienische Chemikergruppe um Giulia de Petris von der Universität La Sapienza in Rom hat nun einen wichtigen Mechanismus entdeckt, wie Lachgas in der Atmosphäre entsteht.

    Lachgas - das hört sich eigentlich nach einem netten, ganz harmlosen Stoff an. Für Menschen ist das leicht süßlich riechende Gas bei sachgemäßer Handhabung auch völlig ungefährlich. Es wird als Inhalationsnarkotikum sowie zum Aufschäumen von Schlagsahne eingesetzt. Leider wird es auch als Partydroge missbraucht, denn beim Einatmen kann es krampfhafte Lachlust - daher der Name - und Rauschzustände hervorrufen.

    In unserer Atmosphäre zeigt sich Distickstoffmonoxid, so der "chemische" Name für N2O, von seiner unfreundlichen Seite: Es wirkt als Treibhausgas, und es ist die Hauptquelle für die Stickoxide (NOx) der hohen Atmosphärenschichten, der Stratosphäre. Stickoxide tragen ebenfalls zum Treibhauseffekt bei. Bei der Reaktion von Lachgas zu Stickoxiden wird außerdem die Ozonschicht abgebaut. Und auch die Stickoxide tragen ihrerseits zur Vergrößerung des Ozonlochs bei. Wie aber kommt Lachgas in die Atmosphäre? Der Hauptweg sind mikrobielle Abbauprozesse stickstoffhaltiger Verbindungen im Boden, insbesondere bei starker Düngung mit stickstoffhaltigen Düngemitteln. Außerdem ist es Nebenprodukt bei Verbrennungsprozessen.

    De Petris und Mitstreiter haben daneben einen weiteren wichtigen, völlig anderen Entstehungsmechanismus entdeckt. Sie erzeugten elektrisch geladene Ozonmoleküle und mischten sie mit Stickstoff. Dabei bildet sich zunächst ein Addukt aus beiden Verbindungen, das dann zu N2O und Sauerstoff zerfällt.

    In der Atmosphäre entstehen solche geladenen Ozonteilchen, wenn ozonangereicherte Luft elektrisch aufgeladen wird. Ausreichend hohe Spannungen treten etwa in der Nähe von Überlandleitungen oder bei Gewitter auf. Und so schließt sich der Kreis: Stickoxide aus Abgasen bilden bei
    Sommersmog-Bedingungen Ozon. Dieses bodennahe Ozon ist mit verantwortlich für die Entstehung von Lachgas, das dann unter Abbau der Ozonschicht in der Stratosphäre wiederum Stickoxide bildet.

    (2394 Anschläge)

    Kontakt:

    Prof. Dr.G. de Petris
    Dipartimento di Studi di Chimica e Tecnologia
    delle Sostanze Biologicamente Attive
    Università di Roma
    "La Sapienza"
    P. Ie Aldo Moro, 5
    I-00185 Roma
    Italien

    Fax: (+39) 6-4991-3602

    E-mail: giulia.depetris@uniroma1.it

    Quelle: Angewandte Chemie 2001, 113 (10), 1992 - 1995
    Hrsg.: Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).