Auch ohne religiöse Sozialisation während Kindheit und Jugend finden Erwachsene zum evangelischen Glauben. Dieser Glaubenswandel ist vor allem bei erwerbstätigen Menschen im mittleren Lebensalter mit höherer Bildung zu beobachten. Das ist das Ergebnis der ersten empirischen Studie innerhalb der evangelischen Landeskirchen in Deutschland zur Veränderung von Glaubensbiografien Erwachsener. Diese Studie wurde von Mitarbeitern des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung der Universität Greifswald durchgeführt. Dabei wurden rund 460 Fragebögen ausgewertet.
Das Team aus einer Sozialwissenschaftlerin und mehreren Theologen aus Greifswald hat in vier Regionen Deutschlands Erwachsene befragt, die eine Glaubensveränderung erlebt haben. Alle der rund 500 Befragten hatten in den vergangenen 13 Jahren den Weg zur Kirche gefunden. Ziel war, herauszufinden, wie dieser Weg zum Glauben verläuft.
Es sind vor allem Kontakte zu anderen Menschen, die eine Glaubensänderung befördern. Bedeutsame Personen sind aus dem kirchlichen Umfeld Pfarrer (88 Prozent) sowie Ehrenamtliche in der Kirche (63 Prozent), aus dem Lebensumfeld Freunde und Bekannte (84 Prozent) und auch der Einfluss der Ehepartner (54 Prozent) ist noch sehr beachtlich. Besonders offen zeigen sich Menschen, die "mitten im Leben" stehen. Das Durchschnittsalter lag bei 41 Jahren. Rund die Hälfte der Befragten hatte Abitur. Eine christliche Sozialisation im Elternhaus ist offenbar nicht entscheidend für den Weg zum Glauben. Rund 20 Prozent der Befragten sind in konfessionslosen Familien aufgewachsen; in Ostdeutschland gab das sogar die Hälfte der Befragten an. Bedeutsame Veranstaltungen auf dem Glaubensweg sind laut Studie der traditionelle Gottesdienst (87 Prozent), das Abendmahl (84 Prozent), der alternative Gottesdienst (68 Prozent) sowie Glaubensgrundkurse (66 Prozent).
"Mission ist also möglich. Das ist eine der Kernaussagen unserer Studie. Die Frage, die sich jetzt stellt: Wie kann die Kirche darauf reagieren? Wir haben keine fertigen Antworten, aber es könnte durchaus sinnvoll sein, individuelle Glaubenswege in Kirchengemeinden auch sichtbar zu machen oder Gottesdienste wie zum Beispiel zu Weihnachten so zu gestalten, dass Glaubensveränderungen gefördert werden. Und es stellt sich schon jetzt eine interessante Frage: Wie kann die Kirche bildungsferne Schichten erreichen?", so Dr. Johannes Zimmermann, der Leiter des Projekts.
Die interdisziplinäre Studie wurde mit Beteiligung der Evangelischen Landeskirchen in Württemberg sowie im Rheinland, den Evangelisch-Lutherischen Landeskirchen Sachsens und Mecklenburgs sowie der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz durchgeführt. Unterstützung kam auch von der Deichmann-Stiftung (Essen).
http://www.ieeg-greifswald.de - Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung
Dr. Johannes Zimmermann (Projektleiter)
Foto: Jan Meßerschmidt / Universität Greifswald. Das Foto kann für redaktionelle Zwecke kostenlos genutzt werden.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Religion
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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