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24.05.2001 12:39

Der süße Duft der Erinnerung

Dipl. Biol. Barbara Ritzert Pressearbeit
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Wenn Menschen sich an einen bestimmten Duft erinnern, sind die gleichen Gehirnregionen aktiv, wie wenn sie ihn tatsächlich riechen. Doch darüber hinaus werden dabei besonders auch jene Hirnareale aktiv, in denen Gefühle und Emotionen verarbeitet werden. Bei der Erinnerung an einen Duft wird demnach mehr "abgerufen", als die im Gedächtnis abgespeicherten Infor-mationen aus den Riechzellen der Nase. Dies berichten Forscher auf dem Deutschen Röntgenkongress.

    (Wiesbaden) Wenn wir uns an Bilder oder Musikstücke erinnern, sind dabei dieselben Gehirnregionen aktiv, wie wenn wir tatsächlich vor dem Bild im Museum stehen oder einer bestimmte Symphonie im Konzertsaal lauschen. Doch wie verhält es sich mit Gerüchen? Genügt auch bei diesen nur ein Gedanke, um das olfaktorische System im Gehirn zu aktivieren?

    Diesen Fragen ist der Radiologe Dr. Martin Wiesmann von der radiologischen Abteilung der Medizinischen Universität in Lübeck nachgegangen. Er hat an 13 Personen mit Hilfe der so genannten funktionellen Magnetresonanz-Tomographie (fMRT) untersucht, welche Gehirnregionen beim Riechen eines bestimmten Duftes und bei der Erinnerung an denselben aktiv sind.

    In der "Röhre" erschnupperten die Probanden über zwei Nasen-Schläuche in kurzen Abständen drei Mal für etwa 48 Sekunden den Duftstoff Eugenol. Das darin enthaltene Nelkenöl erinnert an Glühwein. Verabreicht wurde die Substanz mit Hilfe eines so genannten Olfaktometers: Das Gerät sorgt dafür, dass Duftstoffe stets in der gleichen Konzentration und Zeitdauer angeboten werden. In drei weiteren Durchgängen fehlte der Duftstoff im Luftstrom des Olfaktometers. Doch die Wissenschaftler forderten die Probanden auf, sich den Geruch vorzustellen.

    Das bildgebende Verfahren zeigte, dass - anderen Sinneseindrücken ähnlich - bei der Erinnerung an einen bestimmten Geruch dieselben Gehirnregionen aktiv sind wie beim direkten Riechen.

    Sowohl bei der Geruchswahrnehmung als auch bei der Erinnerung an Gerüche gab es in der untersuchten Gruppe, dies eine weitere Beobachtung der Forscher, keine Unterschiede in der Gehirnaktivität von Frauen und Männern.

    Doch es gab Unterschiede zwischen der direkten Geruchswahrnehmung und der Erinnerung an diesen Duft: Bei der olfaktorischen Stimulation war der untere Stirnhirnlappen der Großhirnrinde (Gyrus frontalis inferior) besonders aktiv. Dabei handelt es sich um eine Region, die auch bei Affen während der Verarbeitung von Geruchsinformationen stark beteiligt ist.

    Wurde der Geruch aus dem Gedächtnis abgerufen, waren - neben Regionen, die für die Gedächtnisbildung "zuständig sind" - insbesondere auch Teile des Limbischen System (Gyrus Cinguli) aktiv - jener Region, in der unter anderem Gefühle und Emotionen verarbeitet werden.

    Pressestelle:
    Während der Tagung 23. - 26. Mai 2001:
    Regine Schulte Strathaus, Rhein-Main-Hallen,
    Büro Nr. 3, Ebene 1
    Tel.: 0611/144-203; Fax: 144-403

    Danach: Barbara Ritzert; ProScientia GmbH, Andechser Weg 17, 82343 Pöcking
    Tel.: 08157/93 97-0; Fax: 08157/93 97-97; e-mail: ritzert@proscientia.de

    Rückfragen an:

    PD Dr. Martin Wiesmann
    Institut für Radiologie
    Medizinische Universität
    Ratzeburger Allee 160
    23538 Lübeck
    Tel.: 0451-500-0


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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