Gewichtsreduktion und Alkoholabstinenz können nächtliche "Schnarchkonzerte" bessern. Auch Operationen helfen, wenn die Indikation kritisch gestellt wird, betonen Experten auf der Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie in Hamburg.
(Hamburg) "Männer müssen schnarchen, um wilde Tiere von ihren Frauen fernzuhalten." Diese Entschuldigung des Ehemannes in einer Film-Komödie bietet jenen Menschen jedoch kaum Trost, die von ihrem Partner durch "laute Atemgeräusche der oberen Atemwege im Schlaf" - so die offizielle Definition - um die Nachtruhe gebracht werden. Und dies geschieht in vielen Schlafzimmern: "Mehr als die Hälfte der 50-Jährigen schnarcht", erklärt Professor Wolfgang Pirsig von der Ulmer HNO-Universitätsklinik, "und mit steigendem Alter wächst die Zahl der Betroffenen."
In vielen Fällen sind die Atemgeräusche nicht nur lästig, sondern auch Symptom einer Schlaf-Atemstörung (Schlaf-Apnoe) mit nächtlichen Atemstillständen. Dauern diese jeweils länger als zehn Sekunden, sinkt der Sauerstoffgehalt des Blutes. Herzrhytmusstörungen und Tagesmüdigkeit können dann die Folge sein.
Schwerkranke Schnarcher erhalten überwiegend eine Atemmaske. Diese öffnet im Schlaf mittels etwas Überdruck den in der Apnoe kollabierten Mundrachen. Allerdings akzeptieren nur 60 Prozent der Patienten die Maske länger als drei Jahre. "Darum müssen wir diesen Patienten andere Optionen anbieten", sagt Pirsig.
Bei vielen Schnarchern mit Übergewicht bessert sich das Leiden, wenn sie abnehmen. "Doch nur drei Prozent können auf Dauer das reduzierte Gewicht halten", bedauert der Ulmer Schlafmediziner. Auch abendlicher Alkoholkonsum und Beruhigungsmittel fördern das Schnarchen. "Ebenso spielt die Schlafposition eine Rolle", berichtet Pirsig. Darum kann es einen Versuch Wert sein, den Schläfer für einige Wochen so zu konditionieren, dass er nicht mehr auf dem Rücken schläft. Hier helfen die neuen "Rückenlage-Verhinderungswesten", die das in die Pyjama-Jacke eingenähte Bällchen aus Großmutters Zeiten ersetzen. Auch nächtlich zu tragende Bißschienen oder Naseneingangserweiterer werden eingesetzt.
Doch mitunter ist ein operativer Eingriff unvermeidbar. Bei stark schnarchenden Kindern kann beispielsweise die Entfernung übergroßer Rachen- und/oder Gaumenmandeln helfen. Auch bei Erwachsenen kann diese Operation eine Apnoe reduzieren. Operative Korrekturen an Ober- und Unterkiefer können bei einzelnen Patienten mit einem Fehlbiss schweres Schnarchen fast völlig beseitigen.
Möglich sind auch Operationen am weichen Gaumen und am Zungengrund. Neben der klassischen Methode, der "Uvulopalatopharyngoplastik", kurz UPPP genannt, erproben HNO-Ärzte inzwischen auch Eingriffe mit dem Laser und elektrischer Energie mit Radiofrequenz. "Bei diesen neueren Verfahren fehlen jedoch noch die Langzeitergebnisse, um ihren Wert abschließend beurteilen zu können", erklärt Pirsig.
Generell gilt, dass alle operativen Eingriffe bei übergewichtigen Patienten, die starke Schnarcher sind, zumeist nur geringfügige Verbesserungen bringen. Das belegen neue Untersuchungen, die auf der Hamburger Fachtagung präsentiert werden. Auch fortgesetzter Alkoholkonsum beeinträchtigt die Erfolgsaussichten nach der Operation. "Darum ist unser größtes Problem zur Zeit die zuverlässige individuelle Vorhersage des Therapie-Erfolges", bedauert Pirsig.
Pressekonferenz
Freitag, 25. Mai 2001, 13.00 Uhr
Raum "Planten und Blomen", CCH, Am Dammtor, Hamburg
Pressestelle: Barbara Ritzert, ProScientia GmbH
Andecheser Weg 17; 82343 Pöcking; Tel.: 08157/93 97-0; Fax: 08157/93 97-97;
e-mail: ritzert@proscientia.de
Rückfragen an:
Prof. Dr. med. Wolfgang Pirsig
Universitäts-HNO-Klinik Ulm
Prittwitzstr. 43
89075 Ulm
Fax: 0731/50033155
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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