Die ersten Maßnahmen des im "Wettbewerb Exzellente Lehre" prämierten Konzepts werden jetzt umgesetzt. Professoren und Studierende ziehen dabei an einem Strang.
"Für uns kam der Wettbewerb genau zur richtigen Zeit", blickt Claudia Römisch zurück. Die Leiterin der Abteilung Lehre in der Hochschulverwaltung begleitete die Entstehung des Konzepts "Studierende im Fokus der Exzellenz". Es gehört zu den sechs siegreichen Anträgen des im Oktober von der Kultusministerkonferenz und dem Stifterverband durchgeführten Wettbewerbs Lehre. Für die Umsetzung bekommt die RWTH über drei Jahre eine Förderung von einer Million Euro. Das Geld wird dringend gebraucht, aber den größten Wert stellt für die vielen Beteiligten eigentlich das Konzept selbst dar. "Es ist toll, dass wir jetzt ein Gesamtkonzept für die ganze Hochschule haben, an dem alle Gruppen und vor allem auch die Studierenden mitgearbeitet haben", freut sich Claudia Römisch.
Der darin beschriebene Paradigmenwechsel - von der studiengangorientierten Sicht zur Studierendenfokussierung - wird schon seit zwei Jahren an der Hochschule vorbereitet. Initiatorin war die ehemalige AStA-Vorsitzende Anna Nelles, die anregte, der exzellenten Forschung die entsprechende Qualität in der Lehre folgen zu lassen. Argumentative Unterstützung bekam sie aus den Fachschaften, dem Studierendenparlament sowie den studentischen Vertretern im Senat. Die Vorarbeit der damals gegründeten Arbeitsgruppe war dann die ideale Basis, um Anfang des Jahres, als der Wettbewerb ausgelobt wurde, durchzustarten. Die Arbeitsgruppe wuchs und bestand schließlich aus Vertretern aller Hochschulbereiche, die in moderierten Workshops Ideen entwickelten.
Ein Redaktionsteam fasste das zu einem Maßnahmenkatalog zusammen, der in die vier Kernbereiche Studierende, Lehrende, Lehr- und Lernkonzepte sowie Struktur und Organisation unterteilt ist. An der Entstehung war neben Claudia Römisch auch Christine Blesinger beteiligt. Sie studiert im 9. Semester Maschinenbau und engagiert sich seit drei Jahren in unterschiedlichen Gremien der studentischen und akademischen Selbstverwaltung. Aktuell sitzt sie als studentische Vertreterin im Senat. "Wir haben in der Arbeitsgruppe immer auf gleicher Augenhöhe diskutiert und sehr konstruktiv gearbeitet. Das Konzept setzt an vielen wichtigen Punkten an und hat einen straffen Zeitplan, in dem alle Umsetzungsschritte aufgelistet sind", sagt die 23-jährige Studentin.
Ein besonders wichtiger Punkt, der sich bereits in der Umsetzung befindet, ist für Christine Blesinger das "Studierendencockpit". Dabei können die Fachstudienberater der Fakultäten für jeden ihrer Studierenden eine Übersicht einsehen, die den aktuellen Prüfungsstand auflistet. Zusätzlich gibt ein Farbsystem auf den ersten Blick zu erkennen, ob und wo der Betreffende im "roten" Bereich ist, also Klausuren nicht bestanden hat oder kurz vor seinem letzten Versuch steht. Das System warnt, wenn jemand in Schwierigkeiten ist, kann aber genauso die besonders guten Studierenden identifizieren. In bei-den Fällen sollen die Fakultäten aktiv werden. "Wer einen persönlichen Brief vom Professor bekommt und zu einem Gespräch eingeladen wird, der geht da meistens auch hin", sagt Christine Blesinger. Ihr ist wichtig, dass aus dem passiven Angebot, sich bei Problemen an die Dozenten wenden zu können, ein aktives geworden ist. Außerdem holt diese Vorgehensweise ihre Kommilitonen aus der Anonymität. Denn spätestens mit der Post vom Prof dürfte klar werden, dass sie und ihre Leistungen zur Kenntnis genommen werden. In dem persönlichen Gespräch können dann Ursachen für die Probleme und mögliche Lösungen oder weitere Fördermöglichkeiten für besonders begabte junge Leute ausgelotet werden.
Als zweiten Punkt nennt Christine Blesinger die Einführung der"Starter Kits". Sie wurden bereits im Rahmen des Zukunftskonzepts der Exzellenzinitiative entwickelt und richten sich in erster Linie an alle neu berufenen Professoren. Die "Starter Kits" bieten ihnen Schulungen zu unterschiedlichen Themen an, zu denen auch die Vermittlung von Lehrkompetenzen gehören. Themen, die dort erörtert werden lauten zum Beispiel: "Wie gehe ich mit einer Massenveranstaltung um?" oder "Wie nutze ich die zur Verfügung stehenden Medien?". Das Angebot wurde jetzt auf die gesamte Professorenschaft ausgeweitet, um allen Hochschullehrern eine methodische und didaktische Fort-bildung zu ermöglichen.
Auch Claudia Römisch weist auf zwei Maßnahmen hin, die ganz oben auf dem Zeitplan für die Umsetzung stehen: Den neuen Stellenwert der Lehre an der RWTH demonstriert für sie beispielsweise das "Exploratory Teaching Space". Diese Maßnahme läuft Anfang 2010 an und wird unbürokratisch mit Haushaltsmitteln der Hochschule Projekte fördern, die neue Lehr- und Lern-Methoden entwickeln und testen wollen.
Ganz früh setzen die Self Assessments an. Damit sich junge Leute nicht für einen Studiengang entscheiden, für den sie keine ausreichenden fachlichen Vorkenntnisse mitbringen, bietet die RWTH bis August 2010 studienspezifische Tests für alle Fächer an. In einigen gibt es diese heute schon. Mit dem allgemeinen Orientierungs-Self Assessment für alle Fakultäten können die Studieninteressierten ebenfalls ab sofort im Internet überprüfen, ob sie über das notwendige Basiswissen verfügen und sich auch in Sachen Selbstorganisation und Zeitmanagement testen lassen. Jeder Teilnehmer bekommt im Internet einen Account und kann die Self Assessments auch mehrmals absolvieren. Das Ergebnis wird in drei Kategorien genannt: geeignet, mit Einschränkung geeignet oder Studienaufnahme wird nicht empfohlen. Die Teilnahme ist verpflichtend, ein qualifiziertes Abschneiden nicht. "Wenn die Teilnehmer sich nicht selbst übers Ohr hauen, bekommen sie auf diesem Weg eine wichtige Einschätzung", sagt Christine Blesinger.
Die Erfahrungen zeigen, dass gerade in der Studieneingangsphase zu viele das Handtuch werfen. Die Self Assessments, eine noch bessere Information für Schüler und Studieninteressierte vor allem über das Internet sowie Mentoringgespräche sollen helfen, diesen Trend zu stoppen. Ziel des kompletten Konzepts "Studierende im Fokus der Exzellenz" ist es, dass künftig an der RWTH 75 Prozent der Studienanfänger, denen die Studienaufnahme empfohlen wurde, erfolgreich ihr Studium abschließen.
Auch in der jetzt gestarteten Umsetzungsphase werden die Vertreter der Gruppen im Gespräch bleiben. Sie können dabei auf eine bewährte Zusammenarbeit setzen. "Wir haben in den letzten Jahren eine sehr offene und konstruktive Gesprächskultur entwickelt. Die Sichtweise der Studierenden ist für uns sehr wichtig und liefert viele konstruktive Aspekte", fasst Claudia Römisch zusammen. Diese gute Basis hat ein für die Studierenden eher unbeliebtes Thema, die Studienbeiträge, gelegt. Hier reden die "Geldgeber" bei der Planung der Verwendung mit, was sie mit der Hochschulverwaltung regelmäßig an einen Tisch bringt.
i. A. Sabine Busse
Maschinenbaustudentin Christine Blesinger präsentiert beim Wettbewerb "Exzellente Lehre" in Berlin d ...
Quelle: Stifterverband / David Ausserhofer
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Studium und Lehre, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
Maschinenbaustudentin Christine Blesinger präsentiert beim Wettbewerb "Exzellente Lehre" in Berlin d ...
Quelle: Stifterverband / David Ausserhofer
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