Zum Abschluss des Weltklimagipfels in Kopenhagen hat der Vorsitzende des Forschungs- und Technologierats Bioökonomie (BioÖkonomieRat) Reinhard F. Hüttl für eine Intensivierung der Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel plädiert. Ungeachtet der notwendigen Reduktion der Treibhausgase seien entsprechende Schritte essentiell, um sich auf die bereits heute sichtbaren Folgen der Klimadynamik einzustellen, sagte er. Hüttl verwies in diesem Zusammenhang auf die weitere Erforschung der klimarelevanten Auswirkungen auf Böden sowie die Potenziale der Tier- und Pflanzenzüchtung.
Im Hinblick auf die steigenden Treibhausgasemissionen im landwirtschaftlichen Bereich seien die Prozesse grundsätzlich verstanden, sagte Hüttl. Weit weniger Erkenntnisse besitze man heute hingegen über deren quantitative Einordnung. So existierten momentan keine eindeutigen Aussagen darüber, ob etwa die im weltweiten Maßstab hervorragend untersuchten Böden in Deutschland als Kohlenstoffsenken oder Kohlenstoffquellen angesehen werden müssten. Die globalen Kohlenstoffmodelle beinhalteten nur grobe Abschätzungen als Simulationsgrundlage, zumindest was die Prozesse der Erdoberfläche anbelangte, so der Vorsitzende des 2009 gegründeten Forschungs- und Technologierats Bioökonomie.
Aufgrund des steigenden Bedarfs an Biomasse, u. a. infolge einer wachsenden Weltbevölkerung, sowie der Auswirkungen des Klimawandels würde die Leistungsfähigkeit der Böden immer stärker in Anspruch genommen. Die intensivierte Bodennutzung sei häufig mit erheblichen Degradationsprozessen verbunden, wie z. B. der Bodenverdichtung, der Bodenerosion, verminderter Bodenfruchtbarkeit, verringerter Boden-Biodiversität bis hin zu Desertifikation. Vor dem Hintergrund des Klimawandels und anderer globaler Herausforderungen sei eine Neuaufstellung und Intensivierung der Bodenforschung in Deutschland beispielsweise auf der Basis eines bundesweiten Netzwerkes unablässig, sagte Hüttl.
Entsprechende Entwicklungen würden auch beinhalten, dass Pflanzen als Rohstoffe zukünftig in größerem Umfang gebraucht würden als bisher, nicht nur für Lebens- und Futtermittel, sondern auch für die chemische Industrie und als Energieträger. Die kontinuierlich steigende Nachfrage nach Biomasse sei erst dann befriedigend realisierbar, wenn man unter der Maßgabe der Nachhaltigkeit alle zur Verfügung stehenden Technologien nutze, so Hüttl. Er betonte in diesem Zusammenhang, dass die Auswirkungen des Klimawandels regional spezifisch seien. So sei im nordostdeutschen Tiefland mit verstärkten Trocken- bzw. Dürreperioden zu rechnen, während in den deutschen Mittelgebirgslagen die Niederschläge mit zum Teil häufigeren Starkregenereignissen zunehmen würden.
In Zusammenhang mit der Tierhaltung verwies er auf die Relevanz anderer klimaschädlicher Gase wie Lachgas und Methan, deren Wirkung bei der Klimadebatte einzubeziehen sei. In diesem Bereich sei die Forschung in besonderer Weise gefordert, weitere Anstrengungen im Kontext umweltverträglicherer Tierproduktion zu entwickeln. Die Potenziale der Landwirtschaft beim Klimaschutz seien insgesamt stärker als bislang zu berücksichtigen, so Hüttl abschließend, und stünden daher auch im Fokus zukünftiger Forschungsprogramme auch auf europäischer Ebene.
Weitere Informationen:
Dr. Andreas Möller
Pressesprecher BioÖkonomieRat
Tel. 030-2063096-91
moeller@biooekonomierat.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Energie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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