idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
30.05.2001 08:41

Indologie - ein weiterer Baustein für die Asienwissenschaften in Würzburg

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Zu einem Kompetenzzentrum für Asienwissenschaften will sich die Universität Würzburg entwickeln. Hierzu wurde nun ein weiterer Schritt getan: Seit April 2001 ist der Lehrstuhl für Indologie mit Prof. Dr. Heidrun Brückner besetzt.

    Die bevölkerungsreichen und wirtschaftlich aufstrebenden Regionen in Ost- und Südasien gelten als die Märkte der Zukunft schlechthin. Darum werden Experten, die diesen Teil der Welt, seine Menschen und ihre Mentalität gut kennen, künftig in vielen Bereichen gefragt sein.

    An der Universität Würzburg wurde deshalb das Institut für Kulturwissenschaften Ost- und Südasiens begründet: Einen Lehrstuhl für die Philologie des Fernen Ostens (Prof. Dr. Dieter Kuhn) und eine C3-Professur für Sinologie (Prof. Dr. Raimund Kolb) gibt es bereits seit längerer Zeit. Hinzu kommt nun der Lehrstuhl für Indologie, und auch die Errichtung eines neuen Lehrstuhls für Japanologie hat das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst inzwischen genehmigt.

    Die drei "Asien-Lehrstühle" sollen eng mit anderen Bereichen der Universität zusammenarbeiten, etwa mit der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Dieses Ansinnen ist im Bereich der Sinologie zum Beispiel in Form des Pilotprojekts "Chinesisch für Wirtschaftswissenschaftler" bereits verwirklicht.

    Heidrun Brückner
    schafft interkulturelle Kompetenz

    Die Indologin Heidrun Brückner will ihre Studierenden so ausbilden, dass sie interkulturelle Kompetenz erwerben und damit für ein breites berufliches Einsatzfeld qualifiziert sind. Prof. Brückner hat seit April 2001 den Lehrstuhl für Indologie an der Universität Würzburg inne. Zuvor war sie an der Universität Tübingen zehn Jahre lang Professorin für dieses Fach.

    In Würzburg ist das Studium der Indologie als Haupt- und Nebenfach möglich. Im laufenden Semester können die Studierenden zum Beispiel Hindi I und II sowie eine Veranstaltung über "Indologie und Internet" oder eine Vorlesung über die "Voraussetzungen und Entwicklungen europäischer Indienforschung" belegen.

    Zum Wintersemester 2001/02 soll das Indien- und Südasien-Lehrangebot dann erheblich ausgeweitet werden: Zunächst ist geplant, zwei moderne indische Sprachen und Sanskrit sowie Veranstaltungen zur Landeskunde, Geschichte, Religion, Gesellschaft, Literatur, Kunst und Film anzubieten. Ferner ist an einen Baccalaureus-Studiengang "Südasienkunde" gedacht.

    Prof. Brückner wird zudem eine Fachbibliothek neu aufbauen. Diese soll eine breit angelegte südasienkundliche Sammlung einschließlich Literatur in den wichtigsten der zahlreichen Sprachen des indischen Subkontinents beherbergen. Auch Bildmaterialien wie Dias und Videos sollen darin Platz finden.

    Heidrun Brückner, geboren 1949 in Berlin, nahm 1968 das Studium der Indologie, Literaturwissenschaft und Linguistik an der Uni Marburg auf. Vor allem aus Begeisterung für die klassische indische Philosophie ging sie nach dem Grundstudium 1970 mit einem Stipendium nach Benares, wo sie traditionellen Sanskritunterricht genoss, Hindi lernte und den Grad "Master of Arts" in Indischer Philosophie und Religion erwarb.

    Nach dem Hauptstudium in Marburg wurde sie mit einer Dissertation über zwei Werke des indischen Philosophen Sankara promoviert. Dann zog es sie wieder nach Indien, diesmal in den Süden, wo sie als Lektorin für deutsche Sprache und Kultur am renommierten naturwissenschaftlichen "Indian Institute of Science" in Bangalore tätig war und sich unter anderem an einem Projekt für computergestützte Übersetzungen zwischen den drei offiziellen Sprachen der Region - Kanaresisch, Hindi und Englisch - beteiligte.

    Daran schloss sich eine Wissenschaftliche Assistenz in Indologie an der Uni Mainz an, mit Lehre in Sanskrit und Hindi sowie Forschungen zur klassischen Dichtung und zu religiös-sozialen Praktiken und damit verbundenen mündlichen Traditionen in Südindien.

    Als Wissenschaftliche Mitarbeiterin des vor allem durch seine religionskundlichen Feldforschungen in Indien bekannten Günther-Dietz Sontheimer am Südasien-Institut der Universität Heidelberg widmete sie sich in den vier folgenden Jahren der Erforschung mündlicher Texte und ihres rituellen Kontexts in Südindien. Mit einer Schrift zu diesem Themenkomplex habilitierte sie sich 1990 in Heidelberg und erhielt im selben Jahr einen Ruf auf eine Professur für Indologie in Tübingen, wo sie bis zu ihrem Wechsel nach Würzburg tätig war.

    Die Forschungs- und Publikationsschwerpunkte von Heidrun Brückner liegen zum einen auf den mündlichen Literaturen und (über-)lebenden volkstümlichen Formen des Hinduismus. Diese hat sie auf zahlreichen Indienreisen dokumentiert und erforscht. Zum anderen befasst sie sich mit Drama und Theater in Geschichte und Gegenwart sowie mit der modernen kanaresischen Autorenliteratur.

    Besonders interessiert sich die neue Professorin für überlieferte Aufführungstraditionen klassischer Sanskrit-Schauspiele und für die Verflechtungen der alten Hochkultur mit Regionalkulturen in Südindien. Unter anderem arbeitet sie an der Digitalisierung von Sanskrit-Dramentexten für das Internet.

    Prof. Brückner setzt sich auch mit der Geschichte und Vorgeschichte der Indienforschung auseinander sowie mit der Rolle, die Missionare bei der Erschließung moderner indischer Sprachen und Kulturen für Europa spielten. Ein größeres, gemeinsam mit Historikern geplantes Forschungsprojekt hierzu ist in Vorbereitung. Kurz vor dem Abschluss steht die Herausgabe eines Sammelbandes zur Geschichte der Tübinger Indologie.

    Die Indologie ist ein international ausgerichtetes Fach. Das schlägt sich zum Beispiel in zahlreichen englischsprachigen Publikationen nieder, die Prof. Brückner vor allem in Zusammenarbeit mit indischen und amerikanischen Fachkollegen herausgegeben hat. Sie plant auch Partnerschaften und Austauschprogramme mit indischen Universitäten und Forschungseinrichtungen. Seit 2000 ist sie Fachgutachterin für Indologie bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

    Kontakt: Prof. Dr. Heidrun Brückner, T (0931) 888-5511, E-Mail: indologie@mail.uni-wuerzburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-wuerzburg.de/indologie


    Bilder

    Heidrun Brückner
    Heidrun Brückner

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur, Wirtschaft
    regional
    Personalia, Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Heidrun Brückner


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).