1. Jenaer Fröbel-Tagung mit sieben Thesen zur Bezahlung von Elternschaft
(15. Januar 2009) "Zwei Dinge brauchen Kinder von ihren Eltern für das Leben: Wurzeln und Flügel." Mit diesem Goethe-Zitat zog Gastreferent Prof. Dr. Bernhard Strauß bereits im ersten Beitrag der gestrigen Jenaer Fröbel-Tagung die Quintessenz des Tages. Der Medizinpsychologe der Friedrich-Schiller-Universität Jena schlug damit ganz bewusst den Bogen zu den sieben "Jenaer Thesen", die auf der Tagung über "Kontroversen um bezahlte Elternschaft" in der Fachhochschule der Saalestadt veröffentlicht wurden.
"Bindungssicherheit", heißt es hier beispielsweise, "steht im Zentrum der Entwicklungsaufgaben des Kindes. Entscheidend ist, dass differenzierte Kombinationen von Familien- und Kita-Erziehung bei Kindern unter drei Jahren möglich sind." Prof. Strauß wies in seinem Referat zu Befunden der psychologischen Bindungsforschung darauf hin, dass bei gegebener Sicherheit in der Familie zusätzliche Anregungen von außen - Kita-Betreuung oder Tagesmutter -sehr oft vorteilhaft für ein Kind sind.
Vorausgesetzt wird selbstverständlich deren hohe Qualität. Doch die hat auch einen hohen Preis. Wohl kaum ein Thema in der Familienpolitik löst derzeit so viele Differenzen aus, wie die "Bezahlte Elternschaft" und die außerfamiliäre Betreuung von Kindern unter drei Jahren.
Prof. Dr. Michael Opielka (FH Jena) und Prof. Dr. Michael Winkler (Universität Jena) evaluierten vor einem Jahr die "Thüringer Familienoffensive" der Thüringer Landesregierung. Ein zentrales Element dieser Reform war die Einführung eines einkommensunabhängigen "Thüringer Erziehungsgeldes" in Höhe von monatlich 150,- € im dritten Lebensjahr des Kindes. Eine vergleichbare Leistung für Kinder von ein bis drei Jahren wurde auf bundespolitischer Ebene ab dem Jahr 2013 als "Betreuungsgeld" beschlossen.
In der politischen und wissenschaftlichen, wie auch internationalen Diskussion sind diese Maßnahmen umstritten. Die erste Jenaer Fröbel-Tagung nahm diese Kontroversen auf. Professorinnen und Professoren der Universität Hamburg sowie der Universität und Fachhochschule Jena diskutierten in der voll besetzten FH-Aula mit Studenten und Gästen über Familienbeziehungen, bezahlte Elternschaft und über Elternzeiten in anderen europäischen Staaten.
Derzeitige Möglichkeiten und zukünftige Wünsche der Politik drückten Uwe Barth, Fraktionsvorsitzender der FDP im Thüringer Landtag, Madeleine Henfling, Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Dr. Andreas Räuber, SPD, Bodo Ramelow, Fraktionsvorsitzender der Linken und Antje Tillmann, Bundestagsabgeordnete der CDU beim politischen Podium am Nachmittag engagiert und teils sehr persönlich aus. Vorab hatten sie die Möglichkeit wahrgenommen, mit den zahlreichen Praxisvertretern und Studierenden in kleinen Arbeitskreisen zu debattieren.
Näher gekommen sind sich Publikum und Politik in der Übereinstimmung bei der unbedingt zu gewährleistenden Wahlfreiheit der Eltern. Untereinander traf sich die Politik bei der Entlastung der Familien, während die Kontroverse um eine bezahlte Elternschaft offen blieb.
Die veröffentlichten "Jenaer Thesen" sind ein Schritt zur weiteren Diskussion. "Zwei Dinge brauchen Kinder von ihren Eltern für das Leben: Wurzeln und Flügel." Doch den Eltern muss dies auch ermöglicht werden.
Sigrid Neef
Download der "Jenaer Thesen zur bezahlten Elternschaft" unter:
http://blog.sw.fh-jena.de/froebeltagung/
Informationen und Kontakt: Prof. Dr. Michael Opielka
michael.opielka@fh-jena.de
Bei der Debatte in den Arbeitskreisen
Foto: Kraft
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Medizin, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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