"Digitaler Leuchtturm" im Nordosten gewinnt an Strahlkraft - Grundstein für eine innovative Gesundheitsvorsorgung gelegt
Die europäische Telemedizin-Modellregion POMERANIA strebt neue Dimensionen in der digitalen Vernetzung an. Wirtschaftsminister Jürgen Seidel und der Marschall der Wojewodschaft Westpommern, W?adys?aw Husejko, starteten am Montag in Greifswald die vierte Ausbau- und Förderphase des deutsch-polnischen Telemedizin-Netzwerkes.
Der Vorsitzende des Vereins "Telemedizin in der Euroregion POMERANIA e. V.", Prof. Norbert Hosten, konnte eine Zusage für einen Zuschuss in Höhe von 11,4 Millionen Euro aus Mitteln des europäischen Programms INTERREG IV A in Empfang nehmen. Insgesamt beträgt das Projektvolumen für die kommenden fünf Jahre 13,4 Millionen Euro. Künftig werden 35 Kliniken in Polen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg in der Euroregion POMERANIA telemedizinisch vernetzt sein und zusammenarbeiten. Dabei sollen auch neue Anwendungsfelder der Telemedizin erprobt und eingeführt werden. "Das Projekt hat bundesweit und auch in Europa Pilotcharakter", sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, Jürgen Seidel. "Mit Unterstützung der EU haben wir den Grundstein für eine innovative Gesundheitsversorgung gelegt, die die demografischen Entwicklungen in der Region und eine moderne medizinische Infrastruktur in Einklang bringen soll."
Hauptziel des Gesamtprojektes unter Leitung des Vereins "Telemedizin Euroregion POMERANIA" ist es, für die Bevölkerung der Euroregion POMERANIA eine sowohl qualitativ hochwertige, als auch wohnortnahe Diagnostik und Therapie für Tumor-, Herz-, Schlaganfall- und Unfallpatienten rund um die Uhr sicherzustellen. "Durch die Zusammenarbeit mit den polnischen Partnern wird eine ausgewogene Entwicklung der Region, die Angleichung und Harmonisierung der Lebensverhältnisse für die Menschen auf beiden Seiten angestrebt", unterstrich der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Uniklinikums Greifswald, Prof. Marek Zygmunt.
Neuland und Qualitätssprünge in der Telemedizin
Immer mehr medizinische Fachgebiete greifen auf die Potenziale einer digitalen Kommunikation zurück. Neben dem Ausbau etablierter Telemedizinanwendungen soll bei der Behandlung von Patienten mit Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen (Tele-HNO), bei gesundheitlichen Problemen mit den Augen (Tele- Ophthalmologie), bei der Versorgung von Schlaganfallpatienten (Tele Stroke Network) und im Bereich der Urologie (Tele-Urologie) und Neurochirurgie (Tele-Neurochirurgie) Neuland betreten werden.
Jede Minute zählt beispielsweise bei Menschen mit einem Schlaganfall. Weite Transportwege und schlechte Witterungsverhältnisse können durch eine Tele Stroke Unit ausgeschaltet werden. Mittels Übertragung von CT-Bildern sowie einer mobilen Video-Konferenzschaltung können die Hirngefäße dargestellt und rettende Eingriffe sofort vorgenommen werden.
Telemedizin in der HNO betrifft im Kern dezentrale Untersuchungen mit Endoskopen, deren Bildergebnisse übertragen und zur Einholung von Zweitmeinungen genutzt werden. Bei der Tele-Ophthalmologie werden vorrangig hochaufgelöste Aufnahmen der Netzhautgefäße digital übertragen, um den Zustand eines erkrankten oder verletzten Auges beurteilen zu können. In der Urologie steht der Aufbau eines weborientierten Tumorregisters für die Medizinforschung im Vordergrund.
"Insgesamt wird das Projekt fünf neue, also dann zehn Telemedizinanwendungen umfassen. Die rasante technische Entwicklung wird auch dazu beitragen, die Qualität bisheriger Telemedizinstrukturen qualitativ zu verbessern, insbesondere in der Tele-Radiologie, dem Versenden von Bilddaten aus Röntgen- und Tomografie-Aufnahmen (CT/MRT), sowie der störungsfreien Übertragung von Videokonferenzen und bei multifunktionalen Telekonferenzlösungen zur Besprechung einer Patientensituation. Große Erwartungen setzen wir auch in die Weiterentwicklung der Tele-Pathologie. Da es nur noch wenige Pathologen gibt, werden Schnellschnitt-Gewebeproben - oftmals während einer Operation - direkt an einen Experten zur Diagnostik weitergeleitet. Scanner der neuen Generation können die Probe erstmal in ihrer Ganzheit abbilden, was die Bewertung eines Tumors erheblich erleichtert", so Projektleiter Prof. Norbert Hosten.
Nach aktuellen Schätzungen nimmt die Bevölkerung in den nächsten 20 Jahren in der Grenzregion um 15 Prozent ab, bei steigender Lebenserwartung und stagnierenden Geburtenzahlen. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, Praxen und Klinikstellen fachgerecht zu besetzen. "Die Telemedizin bietet neue Lösungsansätze für eine optimale Betreuung der Menschen. Wir wollen die Vorreiterrolle in diesem wichtigen Sektor weiter ausbauen", begründete der Wirtschaftsminister das langjährige Engagement des Landes. "Die Telemedizin kann ausgewählte Leistungen an jeden beliebigen Ort transportieren. Damit wird patientennahe Versorgung in der Fläche und die spezialisierte Anbindung auch kleinerer Gesundheitsstandorte gesichert."
Netzwerk wächst auf 14 polnische und 21 deutsche Partner
Der Grundstein für das "Telemedizinische Netzwerk zur Unterstützung der Tumorversorgung in der Euroregion POMERANIA" wurde bereits 2002 gelegt. Bis 2006 wurden, gefördert von der Europäischen Union und vom Land Mecklenburg-Vorpommern, erste telemedizinische Versorgungsstrukturen mit zehn angeschlossenen Kliniken (Bergen, Stralsund, Greifswald, Pasewalk, Ueckermünde, Anklam, Demmin, Grimmen, Karlsburg und Wolgast) geschaffen. Mittels Tele-Pathologie, Tele-Radiologie, Tele-Kardiologie, Tele-Konferenzen und Tele-Mammographie konnte in Vorpommern ein neues Zeitalter in der Krankenversorgung eingeläutet werden. In einem zweiten Schritt wurden analog zum Netz in Vorpommern die sechs Nordbrandenburger Krankenhausstandorte Bernau, Eberswalde, Templin, Angermünde, Schwedt und Prenzlau angeschlossen. Vor vier Jahren begann der Aufbau einer Teleradiologiebrücke zur Pommerschen Medizinischen Akademie (PAM) und zum Onkologischen Zentrum in Szczecin. Zudem wurden erste telepathologische Arbeitsplätze in Polen eingerichtet.
In den nächsten Jahren sollen fünf weitere Standorte in Mecklenburg-Vorpommern (Ribnitz-Damgarten, Neustrelitz, Neubrandenburg, Malchin, Altentreptow) und 14 neue Partner in Polen ((Szczecin (5), Barlinek, Kolobrzeg, Koszalin (2), Stargard Szczecinski, Gryfice, Posznan, Polczyn Zdroj, Bialogardx)) an das Netzwerk andocken. Entsprechend des größeren Nachholbedarfes im Nachbarland geht mit 6,6 Millionen Euro der Hauptanteil der Mittel aus dem EU-Programm an den polnischen Projektpartner.
INTERREG IV A ist Teil des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE.) Die europäische territo¬riale Zusammenarbeit ist seit 2007 zum eigenständigen Ziel der Europäischen Kommission erhoben worden. Das Programm fördert grenzübergreifende Kooperationen. Zum gemeinsamen Programmgebiet in Mecklenburg-Vorpommern und Bran¬denburg gehören die Landkreise Rügen, Nordvorpommern, Ostvorpommern, Uecker-Randow, Meck¬lenburg-Strelitz, Demmin, Uckermark, Barnim, und die kreisfreien Städte Stralsund, Neubrandenburg und Greifswald. Auf der polnischen Seite die Regionen Szczecinski und Koszalinski mit ihren 18 Land¬kreisen und den Städten Stettin, Swinemünde und Koszalin (www.interreg4a.info).
Zur 1992 gebildeten Euroregion POMERANIA mit 3,7 Millionen Menschen gehören elf Städte und Kreise in Mecklenburg-Vorpommern in Brandenburg sowie die polnische Region Westpommern, einschließlich Szczecin, und die schwedische Region Skane (http://www.pomerania.net).
Telemedizin Euroregion POMERANIA e. V.
Vorsitzender: Prof. Dr. med. Norbert Hosten
Geschäftstelle:
Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie
am Uniklinikum Greifswald
Ferdinand-Sauerbruch-Straße, 17475 Greifswald
T +49 3834 86-69 62
E hosten@uni-greifswald.de
http://www.klinikum.uni-greifswald.de
Telekonferenzen und der digitale Transfer von Patientendaten (hier im Uniklinikum Greifswald) haben ...
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Gut vernetzt spielen Entfernungen keine Rolle mehr.
Fotos: Deutsche Röntgengesellschaft
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin, Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte, Kooperationen
Deutsch
Telekonferenzen und der digitale Transfer von Patientendaten (hier im Uniklinikum Greifswald) haben ...
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Gut vernetzt spielen Entfernungen keine Rolle mehr.
Fotos: Deutsche Röntgengesellschaft
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