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07.06.2001 13:26

"Americanization - Globalization - Education": Tagung an der Uni Bremen zur USA als "global player"

Angelika Rockel Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

    Das WWW als entscheidendes Machtinstrument der Zukunft darf nicht den Amerikanern allein überlassen werden. Aufgabe von Universitäten in Deutschland und Europa ist es, das Medium kreativ und kritisch zu nutzen. Mit dieser These setzen sich 300 Amerikaexperten auseinandersetzen, die vom 5. - 8. Juni 2001 zur Jahrestagung der Gesellschaft für Amerikastudien in die Hansestadt Bremen gekommen sind.

    Um das Internet muss intensiv gestritten werden. Das World Wide Web als entscheidendes Machtinstrument der Zukunft darf nicht den USA als "global player" allein überlassen werden. Im Mittelpunkt des Treffens, das der Studiengang Anglistik/Amerikanistik der Universität Bremen organisiert, stehen Vorträge, Diskussionen und Workshops rund um die Thematik "Americanization - Globalization - Education".

    Der Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums mit dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende der "kommunistischen Bedrohung" hat nichts an der allgegenwärtigen Präsenz Amerikas in Europa und in Deutschland geändert, auch wenn der Systemwettbewerb zwischen Ost und West als Legitimationsbasis entfallen ist. Auf den ersten Blick prägt seit Jahren eine Amerikanisierungswelle Politik, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft in Deutschland und Europa. Ist die Amerikanisierung in Deutschland und Europa nicht mehr aufzuhalten? Die Antworten der Amerika-Kenner sind unterschiedlich. Unbestritten ist die wirtschaftliche und militärische Vormachtstellung der USA. Demokratie, freier Handel und Konsum nach amerikanischem Vorbild sind globale Leitideen. Doch daraus leitet sich nicht in allen Lebensbereichen eine amerikanische Dominanz ab.

    Die Amerikanisierung durch Übertragen von Lebensinhalten und Wertvorstellungen stößt an Grenzen, beispielsweise in der deutschen Politik: Hier wird zwar von einer Amerikanisierung der Parteien, der Wahlen und der Wahlkämpfe gesprochen, doch sie wird in der politischen Kommunikation mit Modernisierung gleich gesetzt. Unterhalb der bunten Erscheinungsebene von Parteien, Wahlkampf oder Parteitagen findet sich jedoch eine erstaunliche Kontinuität spezifisch deutscher Strukturen, Institutionen und Entscheidungsprozesse statt.

    Andere Bereiche wie die Film- und Musikbranche werden allerdings sehr von amerikanischer Hand geprägt. Der kulturelle US-Durchbruch begann nach 1945 mit dem Siegeszug von Jazz und Rock'n'Roll. Die Musik, die ihre Wurzeln in der afro-amerikanischen Bevölkerung hatte, triumphierte in Europa - auch wenn die europäischen Eliten zunächst ablehnend reagierten. Ebenfalls höchst erfolgreich transportiert die Traumfabrik Hollywood amerikanische Kultur in alle Welt. Der globale Erfolg des amerikanischen Kulturkapitals ist das eigentliche Ereignis der modernen Geschichte. Amerikanische Kultur wird bis heute übernommen und bestimmt seit langem die europäische Popularkultur als wesentlicher Teil einer Konsum- und Fungesellschaft. In Begriffen wie "Coca-Colonisation", "Disneyfication" und "McDonaldisation" drückt sich die Kritik an dieser Entwicklung aus. Jedoch sollte die Ausprägung dieser Popkultur in den unterschiedlichen europäischen Ländern berücksichtigt werden, denn trotz der fast "imperialistischen" Präsenz der US Popkultur ist sie nicht unbedingt mit einer endgültigen Amerikanisierung gleichzustellen.

    Die Amerika-Experten setzen sich auf ihrer Bremer Tagung auch mit der Zukunft des Internets auseinander. Dem Internet wird für die Interpretation der Welt die zentrale Funktion zufallen; wer das WWW kontrolliert, beherrscht das Denken der Menschen - weltweit. Mit dem Verschwinden von geographischen und zeitlichen Grenzen und Entfernungen geht zugleich eine Zunahme von Kontrolle, Überwachung und Spionage einher. In dem globalen Kommunikations- und Informationsnetz konzentriert sich wirtschaftliche und politische Macht, bisher vor allem aus den USA. Wer sich nicht am Netz beteiligt, verschwindet als Akteur. In diesem Zusammenhang wird auch die Forderung erhoben, dass sich die deutsche und europäische Wissenschaft stärker im Internet oder im Multimedialbereich engagieren und diese Aktivitäten gleichzeitig kritisch hinterfragen sollte. Deutsche und europäische Präsenz im Internet als konstruktive Antwort auf die "Sili-Colonisation".

    Achtung: Am 7. Juni 2001 findet eine öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema "Amerikanisierung der Deutschen Hochschulen?" 18:00 Uhr, GW 1, Hörsaalgebäude, Universitätsallee (gegenüber Universum).

    Weitere Informationen beim Tagungsbüro
    Tel. 0421 / 218 2975, Fax: 0421 / 218 2976, eMail: eti@uni-bremen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung, Psychologie, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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