Bochum, 03.09.1997 Nr. 155
Von Arbeitern, Frauen, Vertriebenen u.a. in der DDR Wie eine ,Staatsarbeiterklasse" einen Staat legitimierte RUB-Konferenz über ,Arbeiter in der SBZ/DDR 1945 -1970"
Mit der besonderen ,historischen Rolle der Arbeiterklasse" legitimierte sich die DDR als Staat. Hatte sie deswegen zu dieser Klasse auch eine andere Beziehung als etwa die ,kapitalistischen" Staaten des Westens zu ihren Arbeitern? Kann man etwa von einer ,Staatsarbeiterklasse" sprechen? Solche und weitere Fragen stehen im Mittelpunkt der Wissenschaftlichen Konferenz ,Arbeiter in der SBZ/DDR 1945-1970" (29. September - 2. Oktober 1997, UB 4/2), die Prof. Dr. Klaus Tenfelde (Institut zur Erforschung der europäischen Arbeiterbewegung, RUB) gemeinsam mit Dr. habil. Peter Hübner (Zentrum für Zeithistorische Studien, Potsdam) veranstaltet. Vorgestellt und diskutiert werden 35 jüngere Forschungsarbeiten zu den Themenbereichen ,Arbeitsmarkt", ,Arbeitsplätze, Betriebe und betriebliche Konfliktlagen", ,Arbeitsmilieu und seine Grenzen", ,Generationen und Kontinuitäten" sowie ,Das Bild des Arbeiters und der Arbeiterin". Auf dieser von der Volkswagen-Stiftung unterstützten Konferenz erwartet Prof. Tenfelde neben Gästen von allen deutschen Universitäten, an denen zur Zeit entsprechende Forschungsarbeiten laufen, auch Zeithistoriker von amerikanischen, kanadischen und englischen Universitäten.
IIdeale Quellenlage
Eine ideale Quellenlage finden Zeithistoriker und Soziologen vor, die sich mit der untergegangenen DDR befassen: weitgehend zugängliche Archive und fast 17 Millionen lebende Zeitzeugen. So sind seit der Vereinigung zahlreiche Forschungsprojekte begonnen und zum Teil auch abgeschlossen worden, die sich etwa mit der Arbeitsmarktentwicklung in der Nachkriegszeit befassen, mit der Eingliederung von Frauen, Vertriebenen und ausländischen Arbeitern in den Arbeitsmarkt, mit der Familienbildung ebenso wie mit dem Konsumverhalten in der DDR, nicht zuletzt auch mit den Konfliktlagen und der Generationsbildung. Von diesen Projekten wird in Bochum die Rede sein.
Lebenslagen und Konflikte in der DDR
Zwar gibt es seit längerem Forschung zur Arbeitergeschichte, aber: Die Geschichte der Arbeiter in der DDR stellt die Forschung vor besonderen Herausforderungen. Ein Staat, der seine historische und aktuelle Legitimation ausschließlich aus Annahmen über die ,historische Rolle der Arbeiterklasse" bezog, setzte sich notwendig zur konkreten Existenz ,seiner" Arbeiterinnen und Arbeiter in eine andere Beziehung, als dies in den marktkapitalistischen westlichen Gesellschaften der Fall war und ist. Kann man von einer ,Staatsarbeiterklasse" in der DDR sprechen? In welchem Maße vereinheitlichten sich die Lebenslagen der Arbeiterinnen und Arbeiter unter den Herausforderungen und Ansprüchen eines ziemlich eindeutigen Bildes von der Gesellschaft, wie sie sein sollte? In welchen Konfliktfeldern konstituierten sich Berufe, Arbeiterfamilien und betriebliche Vertretungsorgane, und welche Auswirkungen hatte dies für die DDR-Gesellschaft? - allesamt Fragen für eine spannende Konferenz.
Weitere Informationen, Anmeldung und Programm:
Prof. Dr. Klaus Tenfelde, Ruhr-Universität Bochum, Institut zur Erforschung der europäischen Arbeiterbewegung, 44780 Bochum, Tel. 0234/700-4687, Fax: 0234/7094-249
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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