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18.03.1998 00:00

Kern- und Teilchephysiker tagen in der RUB

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum, 18.03.1998 Nr. 59

    Mit Ionen gegen Tumoren

    Strahlen - damit Atommüll nicht mehr strahlt

    Internationale Kern- und Teilchenphysikertagung in Bochum

    Ob es um die Umwandlung von Atommüll in harmlose Substanzen geht, um die Bestrahlung von Tumoren mit Ionen, oder um den Empfang von Signalen aus dem Weltraum - aus der Grundlagenforschung moderner Kern- und Teilchenphysik erwachsen neue Anwendungen. Seit Montag und noch bis Donnerstag diskutieren Physikerinnen und Physiker aus Belgien, der Bundesrepublik Deutschland und aus den Niederlanden in der Ruhr-Universität Bochum neue Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeiten. Dabei geht es um theoretische und experimentelle Studien auf dem Gebiet der Elementarteilchen- und Kernphysik, der Physik von Stoßprozessen schneller Ionen und Anwendungen kernphysikalischer Methoden in verwandten Gebieten der Naturwissenschaften. Ca. 800 Teilnehmer sind Gäste in der RUB auf der ,Nuclear Physics Spring Meeting", die von jeweiligen Sektionen Hadronen und Kerne der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), der Belgische Natuurkundige Vereniging/Societé Belge de Physique (BNV/SBP), der Nederlandse Natuurkundige Vereniging (NNV) organisiert wird.

    Mehr als 600 Beiträge

    Das Programm der Tagung umfaßt ein weites Spektrum wissenschaftlicher Fragen. An den Vormittagen werden Plenarvorträge angeboten, die gedacht sind, einen Überblick über den modernen Stand eines speziellen Forschungsgebietes zu vermitteln. An den Nachmittagen werden in 10 parallel angeordneten Sitzungen die beinahe 600 eingesandten Beiträge der jungen Forscherinnen und Forscher und Forschergruppen präsentiert.

    Von elementaren Bausteinen des Universums ...

    Die grundlegenden Studien befassen sich unter anderem mit den Eigenschaften der elementaren Bausteine unseres Universums und mit ihren Wechselwirkungen, mit dem Aufbau der Atomkerne aus diesen elementaren Bausteinen sowie mit dem Verhalten von Kernmaterie bei sehr hohen Temperaturen und sehr großem Druck, d.h. Bedingungen, wie sie in den frühen Phasen nach der Geburt unseres Universums oder in Sternen vorliegen oder vorgelegen haben mögen.

    ... bis zu Anwendung z.B. in der Energiegewinnung

    Die Anwendungen kernphysikalischer Methoden betreffen unter anderem die Synthese der chemischen Elemente in den Brennprozessen von Sternen, neuartige Konzepte zur Energiegewinnung mittels der Kernfusion, Methoden, die langlebigen Abfallprodukte herkömmlicher Kernreaktoren zu verbrennen sowie die Nutzung von Teilchenstrahlen in der Krebstherapie.

    Beispiele

    Aus der Vielfalt der eingereichten Beiträge seien die folgenden besonders hervorgehoben:

    - Ein Großteil der Arbeiten, über die auf der Bochumer Tagung berichtet wird, beschäftigt sich mit den Eigenschaften der Kernbausteine, ihrer inneren Struktur und den Kräften, die sie zusammenhalten. Durch Nutzung der großen Beschleunigeranlagen, z. B. in Darmstadt (GSI), Hamburg (DESY) und Genf (CERN), wurden dabei große Fortschritte erzielt.

    - Arbeitsgruppen aus München und Heidelberg haben im Gran Sasso -Untergrundlabor in Italien höchst empfindliche Messgeräte aufgebaut, um Signale aus dem Weltraum nachzuweisen, die einen Hinweis auf die Brennprozesse von Sternen, vor allem der Sonne, und auf die Existenz von ,dunkler Materie" im Universum geben. Professor Rolfs aus Bochum berichtet dazu über Experimente im Laboratorium, die darauf hinzielen, die Synthese der chemischen Element in diesen Brennprozessen der Sterne im einzelnen zu simulieren.

    - Wissenschaftler aus Dresden und Darmstadt haben eine neuartige Diagnose- und Therapieeinrichtung entwickelt, in der schnelle Ionenstrahlen genutzt werden, um Tumore zu erkennen und zu zerstören. Diese Methode bietet gegenüber den herkömmlichen Verfahren wie der Bestrahlung mit Gamma-Quanten den Vorteil, daß auch tieferliegendes krankes Gewebe gezielt zerstört wird und das gesunde umgebende Gewebe kaum geschädigt wird.

    - Professor Schapira aus Paris berichtet über erste Studien, die darauf hinzielen, die Abfallprodukte von Kernreaktoren so zu modifizieren, daß aus den langlebigen radioaktiven Spaltprodukten durch Beschuß mit Neutronen solche entstehen, deren Lebensdauer zu wesentlich kürzeren Zeiten hin verändert wird. Ein Reaktor, der nach diesen Konzepten konstruiert würde, könnte das Problem der langfristigen Entsorgung wesentlich entschärfen. Das Verfahren kann im Prinzip auch genutzt werden, bereits vorhandenes langlebiges Material zu transmutieren.

    Öffentliche Vorträge, Lehrerfortbildung und Kontakte zur Industrie

    Neben dem wissenschaftlichen Programm wird bei der Tagung großer Wert auf außeruniversitäre Kontakte gelegt. Am Mittwoch, den 18. März stehen Vertreter von Firmen zur Verfügung, die Physikerinnen und Physiker bei sich beschäftigen, das Technologiezentrum chip GmbH informiert über die Möglichkeiten von Existenzgründungen und das Arbeitsamt stellt sein Angebot vor. Prof. Christoph von der Malsburg (Institut für Neuroinformatik der RUB) referiert am Mittwoch, den 18. März in einem öffentlichen Abendvortrag zum Thema: ,Brain Physics". Weiterhin wurden ca. 550 Schulen angeschrieben. Es werden drei Vorträge zur Lehrerfortbildung angeboten, die sich mit den Themen ,Radioaktivität und Umweltschutz", ,Experimente mit Ionen-Fallen" und ,Die Erzeugung der schwersten Elemente" befassen.

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Helmut Koch, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Physik und Astronomie, 44780 Bochum, Tel. 0234/700-3561,-3562.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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