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11.06.2001 10:22

Hirntumore einfach und schnell erkennen

Dr. Ellen Katz Kommunikation und Medien
Universitätsklinikum Tübingen

    Der Diplom Chemiker Michael Blank und Prof. Hermann Schlüsener vom Tübinger Institut für Hirnforschung haben an Versuchen mit Ratten herausgefunden, dass spezielle bösartige, - an den Ratten künstlich erzeugte - Hirntumore (Glioblastome **) mit Hilfe einer neuartigen Substanz einfacher und besser diagnostiziert werden können. Publiziert wurden die neuen Ergebnisse in der Maiausgabe 2001 der Fachzeitschrift "Journal of Biological Chemistry".

    Der Test beruht auf der Tatsache, dass die Endothelzellen, die die Blutgefäße in Tumoren auskleiden, auf ihrer Zelloberfläche Proteine besitzen, die bei der Auskleidung der Blutgefäße im gesunden Körper nicht vorkommen. Der Tumor selbst veranlasst die Endothelzellen zur Herstellung dieser Proteine, indem er Wachstumsfaktoren produziert. Das hat zur Folge, dass ein Netzwerk aus kleinen Blutgefäßen entsteht, welches den Tumor durchdringt und gewährleistet, dass er mit ausreichend Nährstoffen und Sauerstoff versorgt wird. Die Neubildung des tumoreigenen Blutversorgungssystems ist wichtig für den steigenden Nährstoffbedarf eines wachsenden Tumors. Gelänge es, die Entstehung dieses versorgenden Netzwerkes zu unterdrücken, könnte das Wachstum des Tumors gestoppt werden.
    Den Tübinger Forschern gelang es durch Versuche an Ratten, eine Substanz zu entwickeln, die wie ein Schlüssel zum Schloss an dieses spezifische Protein an den Gefäßen des Hirntumors passt. Wird diese Substanz mit einem Fluoreszenzmarker gekoppelt, können die Blutgefäße in den blutgefäßreichen Glioblastomen selektiv und intensiv angefärbt und damit von gesundem Hirngewebe unterschieden werden.
    Die gefundene Substanz unterscheidet sich von gebräuchlichen diagnostischen Substanzen durch ihre problemlose Herstellung. Ein weiterer Vorteil des neuen Testverfahrens ist die leichte Modifizierbarkeit der Substanz nicht nur für bildgebende Diagnostika sondern auch für Therapeutika.

    Noch ein Pluspunkt ist, dass bei Therapien, die sich selektiv gegen das tumorversorgende Gefäßsystem richten und nicht gegen die Tumorzelle an sich, die Blut-Hirnschranke nicht überwunden werden muss. Diese Schranke zwischen Blut und Hirnsubstanz stellt normalerweise eines der Haupthindernisse bei der Therapie von Hirntumoren dar. Das bedeutet, dass die Substanz in Zukunft auch als Trägermolekül für den zielgerichteten Transport von Therapeutika eingesetzt werden könnte, um damit das Wachstum von Hirntumoren aufzuhalten.

    Ansprechpartner für nähere Informationen

    Universitätsklinikum Tübingen
    Institut für Hirnforschung
    Dipl. chem. Michael Blank und Prof. Dr. Hermann Schlüsener
    hirnforschung@uni-tuebingen.de
    Tel. 0 70 71 / 29-8 48 81

    ** Glioblastome sind die häufigsten bösartigen hirneigenen Tumore. Pro Jahr erkranken etwa 3 000 Menschen in Deutschland an einem Glioblastom. Der Tumor kann in jedem Lebensalter auftreten, besonders häufig in der fünften Lebensdekade. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Die Ursachen für die Entstehung von Hirntumoren sind nicht bekannt. Erste Anzeichen eines Hirntumors können epileptische Anfälle, Lähmungserscheinungen oder Veränderungen der Persönlichkeit sein. Kopfschmerzen treten eher selten auf. Die Behandlung der Glioblastome ist sehr schwierig und oft wenig erfolgreich.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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