idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
13.02.2010 12:14

"Sauklaue" aus der Zeit der Reformation entziffert

Christin Domin Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Kolloquium "Kulturelles Gedächtnis der Reformation" am 17. und 18. Februar an der Universität Jena

    Jena (13.02.10) "Colloquium" - so nannte man zur Reformationszeit ein freundschaftliches Religionsgespräch zwischen streitenden Parteien. Ein am 17. und 18. Februar in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) stattfindendes Kolloquium verbindet beides - den geistigen Austausch und die Reformation - buchstäblich miteinander. Unter dem Titel "Kulturelles Gedächtnis der Reformation. Die Aufarbeitung der Sammlung Georg Rörers (1492-1557) im transdisziplinären Wissenschaftsdiskurs" laden die ThULB und die Friedrich-Schiller-Universität Jena erstmals zum Erkenntnisaustausch über eine der umfangreichsten Quellensammlungen der Reformationsgeschichte ein.

    Schreiber dieser Texte war der Theologe Georg Rörer, der als bedeutender Wegbegleiter Luthers gilt. Er fertigte zahlreiche Ab- und Mitschriften der Texte Luthers, Melanchthons, Bugenhagens und anderer an. Im Jahr 1553 wurde Rörer schließlich vom ehemaligen Landesherrn Johann Friedrich von Sachsen nach Jena berufen, wo er an der Jenaer Ausgabe der Lutherbibel mitwirkte. "Rörers sorgfältiger und gründlicher Arbeit ist es zu verdanken, dass uns die Werke der Reformatoren bis heute in diesem Umfang erhalten geblieben sind", so Dr. Joachim Ott, Leiter der Abteilung Handschriften und Sondersammlungen der ThULB.

    Rörers bemerkenswerte Sammlung umfasst 35 Handschriften und drei Drucke, welche nach seinem Tod alle in den Besitz der heutigen Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek übergingen. "Seither stand Rörer jedoch immer im Schatten seines Meisters Martin Luther", weiß Ott. Dies sei auch der Grund, warum die Aufarbeitung des Rörer-Nachlasses bislang nur schleppend erfolgte. Und somit bot sich den Wissenschaftlern der ThULB und des Lehrstuhls für Kirchengeschichte der Jenaer Universität manche Überraschung, als sie sich 2008 der umfangreichen Aufgabe zu widmen begannen, den einstigen Buchbesitz Rörers wissenschaftlich aufzuarbeiten und zu digitalisieren. Gefördert wird das Projekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

    Das Kolloquium betrachtet Dr. Ott "als Exempel und Werkstatt". Neben der Präsentation erster Forschungsergebnisse soll das Kolloquium den Wissenschaftlern die Möglichkeit zur Diskussion bieten. "Die Erschließung der Ab- und Mitschriften ist das vorderste Ziel des Forschungsprojektes. Sie ist aber auch ein enormes Stück Arbeit, nicht zuletzt wegen der schier unleserlichen 'Klaue' Rörers, die selbst dessen Zeitgenossen nicht zu entziffern wussten", nennt Ott einen möglichen weiteren Grund für die erst jetzt einsetzende "Übersetzung" von Rörers Werk. "Dank der hervorragenden Arbeit der beiden Projekt-Mitarbeiter Dr. Christian Speer und Dr. Stefan Michel", so Ott weiter, "konnte die Erschließung jedoch inzwischen weit vorangetrieben werden." Die Digitalisierung der Rörer-Sammlung ist bereits abgeschlossen.

    In der digitalen Datenbank UrMEL (http://www.urmel-dl.de/content/main/collections/roerer.xml) lässt sich bald Rörers vollständiges Werk einsehen. Künftig wollen die Forscher Rörers "Handschrift" deutschlandweit weiter verfolgen. Ott möchte die digitale Datenbank durch weitere Schriftstücke Rörers ergänzen, die etwa in Bibliotheken in Hamburg und Wolfenbüttel aufbewahrt werden. Das Projekt ist demnach als eine langjährige Arbeit zu verstehen, die bereits auf das 500. Jubiläum von Luthers Thesenanschlag im Jahr 2017 vorausschaut. Mit dem bevorstehenden Kolloquium leistet die ThULB somit einen wichtigen Beitrag des Landes Thüringen zur Erforschung der Reformationsgeschichte.

    Begleitet wird das Kolloquium durch eine thematisch zugehörige Ausstellung mit dem Titel "...damit nichts umkomme. Die Handschriftensammlung Georg Rörers (1492-1557) als Schatz der Reformation", die vom 17. Februar bis zum 9. April im Zimelienraum der ThULB (Bibliotheksplatz 2) zu sehen ist.

    Weitere Informationen sind zu finden unter:
    http://www.urmel-dl.de/content/main/collections/roerer.xml

    Kontakt:
    Dr. Joachim Ott
    Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek der Universität Jena
    Bibliotheksplatz 2, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 940085
    E-Mail: joachim.ott[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.urmel-dl.de/content/main/collections/roerer.xml - die Sammlung Georg Rörer
    http://idw-online.de/de/news355084 - Informationen zur Rörer-Sonderausstellung
    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).