Neuer Forschungs- und Behandlungsschwerpunkt an der verhaltenstherapeutischen Ambulanz Gießen
Kopf- und Bauchschmerzen, Migräne, Rheuma, Rückenschmerzen oder Schmerzen im gesamten Körper, das scheint in erster Linie ein Problem von Erwachsenen oder gar älteren Menschen zu sein. Allerdings können auch Kinder und Jugendliche bereits an solchen wiederkehrenden Schmerzen leiden. Diese Schmerzen sollten ernst genommen werden, um einen langfristig ungünstigen Verlauf der Schmerzerkrankung abzuwenden. Einen speziell für Kinder und Jugendliche mit chronischen Schmerzen angelegten Forschungs- und Behandlungsschwerpunkt bietet nun die verhaltenstherapeutische Ambulanz der Justus-Liebig Universität Gießen an. Die wissenschaftliche Federführung liegt bei Prof. Dr. Christiane Hermann (Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie) und Prof. Dr. Rudolf Stark (Leiter der verhaltenstherapeutischen Ambulanz). Als Therapeutin der Ambulanz ist die Diplom-Psychologin Ria Matwich tätig.
Kinder und Jugendliche machen im Alltag vielfältige Schmerzerfahrungen. Sie fallen hin und schlagen sich das Knie auf, Finger werden eingeklemmt oder man bekommt beim Impfen eine Spritze. Wann wird Schmerz zu einem Problem? Laut Ria Matwich ist Häufigkeit von Schmerzen ganz unabhängig von Unfällen oder Verletzungen ein wichtiger Hinweis. "Zu den häufigsten chronischen Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen gehören Kopf- und Bauchschmerzen", betont Prof. Hermann. Laut Umfragen leiden 21,7 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland mindestens vier Mal pro Monat an Schmerzen. Schmerzen können das Kind in seinem Alltag und in seinem Erleben einschränken. Auch für die Eltern ist das eine eine Belastung. Zur Sorge um ihr Kind kommt der Zeitaufwand für häufige ärztliche oder therapeutische Kontakte hinzu. Betroffene und ihre Familie können in einen "Teufelskreis der Schmerzen" geraten, weil sich fast das ganze Leben um den Schmerz dreht. Leider lässt sich nicht immer eine eindeutige organische Ursache finden. Man erklärt sich das Auftreten der Schmerzen mit der Entwicklung eines Schmerzgedächtnisses. Das heißt, der Körper lernt, Schmerzen zu haben.
Der Forschungs- und Behandlungsschwerpunkt "Chronische Schmerzen im Kindes- und Jugendalter" bietet verschiedene Behandlungsverfahren, um kleinen Schmerzpatienten und ihren Familien zu helfen. Dabei kommen unter anderem ein Schmerzbewältigungstraining, Stressreduktion oder Gespräche zum Einsatz. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben deren Wirksamkeit gut bele-gen können. Dabei wird ein multidisziplinärer Ansatz verfolgt, die Behandlung findet also in Absprache und Zusammenarbeit mit dem Arzt und anderen Experten, zum Beispiel dem Physiotherapeuten, statt. Der Erfolg spricht für sich: Bei der Mehrzahl der Patienten sind danach die erlebten Schmerzen deutlich verringert.
Um chronische Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen besser zu verstehen und Behandlungsangebote weiter zu verbessern, werden wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt, an der die Patienten und ihre Familie teilnehmen können. "Es ist uns wichtig, wissenschaftliche Erkenntnisse möglichst zeitnah in die klinische Praxis umzusetzen", betont Prof. Hermann. Der Forschungs- und Behandlungsschwerpunkt bietet Interessierten an, sich im Anschluss an eine strukturierte Diagnostik über weitere Behandlungsmöglichkeiten beraten zu lassen, Je nach Ergebnis der Diagnostik erfolgt auch ein Behandlungsangebot direkt in der Ambulanz.
Bei Interesse oder für weitere Informationen steht Diplom-Psychologin Ria Matwich (0641-2093302; schmerz@psychol.uni-giessen.de) für Fragen zur Verfügung.
Kontakt:
Dipl.-Psych. Ria Matwich
Verhaltenstherapeutische Ambulanz
Südanlage 30, 35390 Gießen
Telefon: 0641 2093302
http://www.schmerz.vt-giessen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medizin
regional
Forschungsprojekte
Deutsch
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