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26.08.1997 00:00

Plasmaphysik als Schlüsseltechnologie

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum, 26.08.1997 Nr. 150

    Zwischen Ordnung und Chaos Schlüsseltechnologie zukünftiger Märkte RUB-Kolloquium zum SFB ,Niedertemperaturplasmen"

    Aus dem Schatten der Hochtemperatur-Plasmaphysik mit der kontrollierten Kernfusion ist sie längst hervorgetreten: die Niedertemperaturplasmaphysik. Insider sehen sie als Schlüsseltechnologie für zukünftige Märkte. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von der praktisch unbegrenzten Energie- und Lichtquelle über modernste Schaltertechnik bis hin zum chemischen und physikalischen Agens für die gesamte Mikroelektronik. Am 1. und 2. September 1997 präsentiert das Internationale Kolloquium ,Physikalische Grundlagen der Niedertemperaturplasmen" des SFB 191 (Sprecher: Prof. Dr. Hans-Joachim Kunze, Experimentalphysik, Fakultät für Physik und Astronomie der RUB) im Hörsaal HZO 60 der RUB aktuelle Ergebnisse der Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Niedertemperaturplasmen. Die Medien sind herzlich eingeladen.

    Kollektive Wechselspiele

    Niedertemperaturplasmen sind überaus komplexe Systeme mit ungewöhnlichem Reaktionsverhalten. Sie bestehen sowohl aus neutralen Molekülen und Atomen im Grundzustand, als auch aus angeregten Komponenten (Ionen, Elektronen). Ein Niedertemperaturplasma zeigt daher neben den charakteristischen Eigenschaften der kollektiven Effekte und der elektrischen Leitfähigkeit auch zahlreiche atomphysikalische Effekte. Für die Grundlagenforschung ist die Niedertemperatur-Plasmaphysik eine faszinierende Herausforderung, vor allem durch die dynamischen Erscheinungen mit kollektiver Wechselwirkung im Bereich zwischen Ordnung und Chaos.

    Lange vernachläßigt

    Die Niedertemperatur-Plasmaphysik wurde lange vernachlässigt, einerseits weil ihre Bedeutung für die Grundlagenforschung nicht genügend erkannt wurde, andererseits weil sie ein äußerst komplexes Vielteilchensystem erfaßt mit einer großen Zahl der Teilchenkomponenten und Zuständen in enger Wechselwirkung, mit nichtlinearer Dynamik der Gleichgewichtszustände, kollektiver Wechselwirkung, stark inhomogenen und schnell veränderlichen Systemen sowie Plasma-Wand-Wechselwirkungen. Erst in den letzten Jahren konnten dank neuer diagnostischer Methoden und dem stark gewachsenen numerischen Potential einige ,Geheimnisse" der Niedertemperaturplasen gelüftet werden.

    SFB !91 an der RUB

    Der Sonderforschungsbereich 191 ,Physikalische Grundlagen der Niedertemperaturplasmen (NPT)" wurde 1990 an der RUB eingerichtet, beteiligte Institutionen sind die Heinrich Heine Universität Düsseldorf, die Universität GH Essen, die Universität Wuppertal sowie das Forschungszentrum Jülich GmbH. Der SFB befaßt sich schwerpunktmäßig mit der Entwicklung moderner diagnostischer Methoden sowie mit der Plasma-Modellierung der Niedertemperaturplasmen unter Einbeziehung instabiler und chaotischer Zustände und unter besonderer Berücksichtigung numerischer Ansätze. Der SFB kooperiert mit der Technischen Hochschule Eindhoven, der Universität Twente sowie mit dem SFB 198 ,Kinetik partiell ionisierter Plasmen" der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Ein Kooperationsvertrag mit dem ,Institut für Niedertemperatur-Plasmaphysik" in Greifswald steht kurz vor der Unterzeichnung. Weitere wissenschaftliche Kooperationen bestehen mit mehr als 50 in- und ausländischen Forschungsinstituten.

    "Plasmaphysik-Historie" der RUB

    Schon beim Aufbau der Fakultät für Physik und Astronomie der RUB wurde das Fachgebiet Plasmaphysik zu einem Schwerpunkt der Bochumer Physik. 1972 nahm der Sonderforschungsbereich 162 ,Plasmaphysik Bochum/Jülich" seine Arbeit auf und war über einen außerordentlich langen Zeitraum von 18 Jahren sehr erfolgreich. Der SFB war zugleich Keimzelle der Arbeitsgemeinschaft Plasmaphysik in NRW (APP, Vorsitzender: Prof. Dr. Dr. h.c. Günther Ecker, Institut für Theoretische Physik der RUB), ein Zusammenschluß der Universitäten Bochum, Düsseldorf und Essen mit dem Forschungszentrum Jülich, dem seit einem Jahr auch die Universität Gesamthochschule Wuppertal angehört. Der APP ist es gelungen, ein ungewöhnliches Forschungspotential auf dem Gebiet der Niedertemperatur-Plasmaphysik in NRW zu konzentrieren. Heute stellt der Nachfolge-SFB 191 an der RUB eine der Säulen der Arbeitsgemeinschaft Plasmaphysik.

    Aufbruch der Plasmaphysik

    Die Niedertemperatur-Plasmaphysik befindet sich im Aufbruch. Bund und Länder haben dies erkannt und fördern neben dem Bochumer SFB 191 (seit 1990) weitere Einrichtungen: seit 1993 den SFB 198 an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald; unter Federführung der APP wurde ein neues Blaue-Liste-Institut, ,Institut für Niedertemperatur-Plasmaphysik", ebenfalls in Greifswald gegründet. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMFT) hat ein eigenes Programm mit direkten und indirekten Förderungen der Plasmatechnologie aufgelegt und beabsichtigt dieses Forschungsgebiet in den nächsten Jahren mit mehreren 100 Millionen Mark zu unterstützen. Daneben fördert das Ministeriums für Wirtschaft, Technik und Verkehr NRW die Plasmaphysik im Rahmen der PLATIN-Initiative.

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Dr. h.c. Günther Ecker, Arbeitsgemeinschaft Plasmaphysik/SFB 191, Tel.: 0234/700-3757, Fax: 0234/7094-178


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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