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10.02.1998 00:00

Freitag, der 13. ist ein Tag wie jeder andere

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Technische Universität Chemnitz

    Freitag, der 13. ist ein Tag wie jeder andere Entwarnung für Abergläubige - Mathe-Professor verteidigt Ausgewogenheit des Kalenders

    Immer wenn die "Unglückszahl 13" auf einen Freitag fällt, haben viele Menschen ein ungutes Gefühl im Bauch: Manche fahren an diesem Tag besonders vorsichtig mit dem Auto, andere bleiben am liebsten im Bett. Manche Banker denken auch an den "Schwarzen Freitag", der an Börsen als Unglückstag gehandelt wird. In diesem Jahr fällt der 13. gleich dreimal auf einen Freitag: So ist der 13. Februar 1998 ein Freitag, ebenso der 13. März und der 13. November. Nun gibt es sogar Mathematiker, die behaupten, daß der 13. unter den Wochentagen den Freitag ganz besonders mag. Doch mit dieser Auffassung kann sich Prof. Dr. Eberhard Lanckau, Dekan der Fakultät für Mathematik an der TU Chemnitz, nicht anfreunden. Er sieht das völlig anders: "Jahrtausende alte Bemühungen von Naturwissenschaftlern, Mathematikern und Theologen haben einen Kalender hervorgebracht, der bemerkenswert ausgewogen ist und keinen Wochentag sichtbar bevorzugt." Aus wissenschaftlicher Sicht ist der Freitag, der 13. , ein Tag wie jeder andere.

    Und sofort liefert der Chemnitzer Mathematikprofessor den Beweis: Prof. Lanckau betrachtet einen Zeitraum vom 14.2.1970 bis zum 13.2.1998, er hätte aber auch jeden anderen beliebigen gleichlangen Zeitraum nehmen können. Diese 28 Jahre, davon sieben Schaltjahre, umfassen 1461 Wochen. Das sind 10.227 Tage. Davon sind 336 Tage ein 13. eines Monats, 1461mal ist Freitag. Wie oft trifft nun die 13 auf den angeblichen Pechvogel unter den Wochentagen - den Freitag? Genau 48mal, versichert der Professor. Und von diesen 48 "Freitagen, der 13." liegen genau vier in jedem Monat - also tritt viermal "Freitag, der 13. Februar" in diesen 28 Jahren auf, ebenso viermal "Freitag, der 13. November". Freitag, den 13. Februar, gab es im Beispiel-Zeitraum in den Jahren 1976, 1981, 1987 und 1998, der 13. November war ein Freitag in den Jahren 1970, 1981, 1987 und 1992. "Übrigens gelten die gleichen Häufigkeiten auch für jeden Tag vom 1. bis zum 28. eines jeden Monats", so Lanckau. Ausnahmen machen der 29., 30. und 31., denn nicht jeder Monat hat soviel Tage.

    Wie verteilen sich nun aber die 48 "Freitage, der 13.", auf die 28 Jahre? Man kann sieben aufeinanderfolgende Gruppen von je vier Jahren bilden, und der "Freitag, der 13." kommt in diesen 4-Jahres-Gruppen hintereinander 7-, 6-, 8-, 7-, 8-, 6- und in der letzten Gruppe sechsmal vor. Zum Beispiel war in den Jahren 1973 bis 1976 siebenmal ein 13. ein Freitag, von 1977 bis 1980 trat dies sechsmal auf, usw. Die tatsächliche Anzahl liegt also dicht am Mittelwert von 6,86, der sich aus der Division von 48 durch sieben ergibt.

    Wie aber verteilen sich nun die vier Freitage, die auf den 13. eines bestimmten Monats fallen, auf diese 28 Jahre? Auch hier gibt es eine feste Regel, die alle Personen, die an einem 13. Geburtstag haben, leicht beobachten können: Auf einen Freitag, den 13. Februar, folgen nacheinander 10 - 5 - 4 - 5 Jahre, in denen der 13. Februar nicht auf einen Freitag fällt. Gleiches gilt für den 13. eines jeden anderen Monats. Zum Beispiel war der 13. Februar ein Freitag in den Jahren 1959, 1970, 1976, 1981, 1987, 1998 und 2004. Wer also am 13. Februar Geburtstag hat, muß manchmal lange warten, ehe dieser Tag auf einen Freitag fällt, aber auch dieses Warten geschieht nach festen Regeln. Man kann leicht weitere Feststellungen treffen, z.B.: Wie oft in 28 Jahren sind der 13. Februar, der 13. März und der 13. November gemeinsame Freitage? Genau dreimal.

    Die gleiche Regelmäßigkeit gilt beispielsweise auch für den Schalttag, den 29. Februar. In der Reihenfolge Sonntag - Freitag - Mittwoch - Montag - Sonnabend - Donnerstag - Dienstag zieht sich der Schalttag nacheinander durch alle Wochentage. Eine kleine Störung gibt es, wenn einmal ein "planmäßiger" Schalttag ausfällt: In 400 Jahren geschieht das dreimal - zuletzt 1900, das nächste Mal im Jahre 2100.

    Wie findet man das alles heraus? "Ganz einfach", meint Prof. Lanckau, "durch Beobachtungen am Kalender, unter Umständen mit Hilfe eines immerwährenden Kalenders", ein Mathematiker findet das durch leichte Rechnungen. Ubrigens: Wer es noch genauer wissen will, kann sich am 2. Juni 1998 Prof. Lanckaus Vortrag über "Freitag, den 13." im Seniorenkolleg der TU Chemnitz anhören. Die Veranstaltung beginnt um 16.30 Uhr im Hauptgebäude der Chemnitzer Uni, Straße der Nationen 62, Hörsaal 316.

    Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Eberhard Lanckau, Tel. 03 71 / 5 31-26 62.

    Wichtiger Hinweis für die Medien: Ein Foto zum Text erhalten Sie über Zentralbild GmbH, Tel. 030/2852-1511 (Fotograf: dpa/Wolfgang Thieme, Funkbild-Nummer CHE-02-10/02/98).

    Stichwort: Schwarzer Freitag

    Der "Schwarze Freitag" gilt bei Börsen und Banken als besonderer Unglückstag. Immer wieder wird dieser Tag mit Bankzusammenbrüchen und Kursstürzen in Verbindung gebracht. Beispielsweise wurden am 24. September 1869 viele Anleger auf dem Goldmarkt durch Manipulationen amerikanischer Spekulanten ruiniert. 58 Jahre später - genau am 13. Mai 1927 - verzeichneten die deutschen Effektenbörsen starke Kursverluste. Die tiefste Wirtschaftskrise (1929 bis 1933), die durch den größten Kurszusammenbruch in der Börsengeschichte eingeleitet wurde, begann jedoch nicht an einem Freitag. Damals fielen schon am Donnerstag die Kurse ins Bodenlose.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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