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18.06.2001 10:29

Die Chemie muss stimmen

Dr. Christian Jung Stabsreferat Kommunikation
VolkswagenStiftung

    Reform des Chemiestudiums in Jena von der VolkswagenStiftung erfolgreich gefördert - Zahl der Studierenden deutlich gestiegen

    Die Branche schlägt lautstark Alarm: Sowohl Chemieindustrie als auch Bundesarbeitgeberverband befürchten einen Engpass beim qualifizierten Akademikernachwuchs in ihrem Fach. Nur knapp 1000 Chemiker werden im Jahr 2003 in Deutschland voraussichtlich promovieren, im abgelaufenen waren es immerhin 2200. Noch dramatischer ging die Zahl entsprechender Studienanfänger in den vergangenen Jahren zurück. Die Hochschulen, die den drohenden Mangel an Chemikerinnen und Chemikern natürlich als Erste spüren, beschreiten unterschiedliche Wege, das Nachwuchsproblem in den Griff zu bekommen. Einen viel versprechenden und sichtlich erfolgreichen Ansatz verfolgt seit fünf Jahren die Universität Jena, die das traditionelle Chemiestudium entrümpelt hat und auf neue Inhalte in der studentischen Ausbildung setzt, dabei zugleich Studierende aus anderen Ländern anspricht.

    Ein wichtiger Baustein dieser Profilbildung ist das Praktikum "Chemie unter nichtklassischen und extremen Bedingungen", dessen Aufbau und Integration in das Chemiestudium an der Universität Jena von der
    VolkswagenStiftung mit rund 280.000 Mark gefördert wurde. Was heißt dabei "nichtklassisch", was "extrem"? Darunter verstehen die Wissenschaftler chemische Reaktionen unter Hochdruck oder unter dem Einfluss von Mikrowellen und Ultraschall, bestimmte Umsetzungen mit ungewöhnlichen Lösungsmitteln - oder auch Reaktionen, die computerkontrolliert und -gesteuert ablaufen. Methoden dieser Art erlauben es zum Beispiel, höhere Ausbeuten zu erzielen bei gleichzeitigem Verzicht auf ökologisch bedenkliche Lösungsmittel und unter Energieeinsparung. Vor allem ermöglichen solche Verfahren die Herstellung von Stoffen, die sonst im Ausbildungsbetrieb Hochschule nicht synthetisiert werden könnten. Insgesamt lassen sich mit den neu angeschafften Geräten rund hundert komplexe Versuchsanordnungen aufbauen.

    Eines zeichnet die benötigten Geräte allerdings noch aus: Sie sind teuer. Zugleich müssen sie hohen Sicherheitsstandards genügen, nicht zuletzt im Hinblick auf die auszubildende Zielgruppe, die Studierenden. Und das heißt wiederum: Qualifiziertes Personal muss bereitstehen, um diese nicht alltägliche Lehre leisten zu können. All das hat eben seinen Preis - und der ist normalerweise zu hoch für die schmalen Universitätsbudgets. Die Mittel der VolkswagenStiftung bieten nun die Chance, dass das Fach Chemie an der Universität Jena unter ungewöhnlichen Bedingungen gelehrt und gelernt werden kann. - Ein Beispiel, das sicher auch in anderen Hochschulen Nachahmer finden wird.

    "Mit dem Praktikum werden wir als Universität der Verantwortung gerecht, den Studierenden eine moderne Ausbildung anzubieten, die sie gerade mit schwierigen Herausforderungen frühzeitig vertraut macht", meint der für die Konzeption verantwortliche Organisator Professor Dr. Dirk Walther von der Chemisch-Geowissenschaftlichen Fakultät der Universität Jena. Das breitere Wissen werde den akademischen Nachwuchs zudem besser als bislang befähigen, später in der Forschung oder in der praktischen Anwendung in den Betrieben neue Methoden beherrschen und anwenden zu können. "Damit passen wir unsere Ausbildung letztlich auch den sich rasant ändernden Anforderungen der Arbeitswelt an", meint Walther. Die VolkswagenStiftung, die gerade auf dem Gebiet der Lehre immer Originalität und Modellcharakter einer Förderung im Blick hat, kann diesen Ansatz nur unterstützen. "Nur so ist es möglich, die Absolventen substanziell auf die hohen Erwartungen an Wissensstand, Kreativität, Flexibilität und interdisziplinäres Arbeiten vorzubereiten", meint Generalsekretär Dr. Wilhelm Krull.

    Mit dem Praktikum wurde am Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Universität Jena auch ein neuer Studienplan eingeführt. So wird das Praktikum sowohl von den angehenden Diplomchemikern absolviert als auch jenen, die im erst 1994 gegründeten Studiengang "Umweltchemie" eingeschrieben sind. Zugleich nutzen das Angebot ausländische Studierende, die im Zuge des ERASMUS-Programms Gast an der Jenaer Fakultät sind.

    Alles in allem hat die Uni Jena ihr Profil auf dem Gebiet der Chemieausbildung offenbar so geschärft, dass sie damit auch bei der nachfolgenden Studierendengeneration voll ins Schwarze trifft. So bedeuteten 128 Studienanfänger im Fach Chemie im Wintersemester 2000/01 einen Rekord für die vergangenen 40 Jahre. "Immer mehr Studierende insgesamt, ein ungebrochenes Interesse ausländischer Interessenten und zugleich eine für ostdeutsche Hochschulen in unserem Fach relativ hohe Zahl von Studenten, die aus den alten Bundesländern kommen: Solch ein breit gestreutes und nachhaltiges Interesse zeigt doch, dass unser Ansatz erfolgreich ist", zieht Walther ein vorläufiges Fazit.

    Kontakt: VolkswagenStiftung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Christian Jung, Tel.: 0511 - 8381 - 380, e-mail: jung@volkswagenstiftung.de

    Kontakt Universität Jena: Prof. Dr. Dirk Walther, Institut für Anorganische und Analytische Chemie, Tel.: 03641 - 948110, Fax: 03641 - 948102, e-mail: cdw@rz.uni-jena.de

    Kontakt Förderinitiative, VolkswagenStiftung, Dr. Anja Fließ, Tel.: 0511 - 8381 - 374


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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