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17.03.2010 10:25

Krisen als Antriebsmotor der Jenaer Universitätsgeschichte

Stephan Laudien Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Lichtgedanken: Neues Buch über Wendepunkte in der Geschichte der Universität Jena erschienen

    Jena (17.03.10) Soviel Krise war noch nie! Die gegenwärtige Weltfinanzkrise verstellt nur allzu leicht den Blick auf geschichtliche Krisen, die sich in der Rückschau oft als Wegscheiden hin zum Besseren darstellen. Wohl deshalb sprechen die Autoren des von Prof. em. Dr. Helmut G. Walther herausgegebenen neuen Bandes im Titel nicht von Krisen, sondern haben das Buch "Wendepunkte in viereinhalb Jahrhunderten Jenaer Universitätsgeschichte" genannt. Sie zeigen nämlich, dass die "Salana" aus den Krisen ihrer Geschichte stets gestärkt, gleichsam verjüngt hervorging. Zuweilen - wie im Falle des Wirkens des Unternehmers und Universitätsprofessors Ernst Abbe - waren es aber glückliche Fügungen, die den Fortbestand der Jenaer Universität sicherten. Der 2008 gefeierte 450. Geburtstag der Universität Jena erweist sich so als durchaus nicht selbstverständliches Jubiläum.

    Das neue Buch, das auf der morgen (18. März) beginnenden Leipziger Buchmesse der Öffentlichkeit präsentiert wird, versammelt die Beiträge von Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen, die im Jubiläumsjahr 2008 gemeinsam eine Ringvorlesung zur Geschichte der Universität bestritten. Es erscheint als 6. Band in der Reihe "Lichtgedanken. Texte zum Jenaer Universitätsjubiläum".

    Im ersten Kapitel zeigt der Jenaer Kirchenhistoriker Prof. Dr. Volker Leppin, dass bereits die Anfänge der Universität in Krisenzeiten lagen. Hatte doch Johann Friedrich, der "Hanfried", nach dem Schmalkaldischen Krieg seine Freiheit, die Kurwürde und große Teile seines Territoriums verloren. Wie es ihm dennoch gelang, in Jena eine neue Universität zu begründen, das nötigt Respekt ab. Größten Respekt verdient auch Ernst Abbe, dessen überaus segensreiches Wirken für die Jenaer Universität von Helmut G. Walther beschrieben wird. Abbes Visionen und vor allem seine finanziellen Zuwendungen sicherten zum Ende des 19. Jahrhunderts den Fortbestand der Universität, die sich zugleich aus den Zwängen der Frühen Neuzeit löste. Sichtbares Zeichen dafür war der Umzug aus dem Collegium Jenense ins 1908 eröffnete Universitäts-Hauptgebäude am Fürstengraben. Gut 100 Jahre zuvor war es der Weimarer Geheimrat Goethe, der es klug verstand, die schlingernde Universität durch strukturelle Veränderungen und eine dringend gebotene Neuordnung der Finanzen wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen. Der Historiker Dr. Gerhard Müller beschreibt das im zweiten Kapitel des Buches.

    Den Übergang zur modernen Universität, die den mittelalterlichen Fächerkanon von Theologie, Medizin, Philosophie und Jura hinter sich lässt, schildern die Philosophen Prof. em. Dr. Gottfried Gabriel und Dr. Sven Schlotter. Sie weisen nach, dass es die Jenaer Mediziner waren, die erste Impulse für das erweiterte Fächerangebot der "Salana" gaben.

    Der Historiker Prof. em. Dr. Jürgen John stellt die Namensgebung der Jenaer Universität von 1934 in den zeitgenössischen Kontext. Keinesfalls widerständig sei der Lehrkörper den nationalsozialistischen Machthabern begegnet und keinesfalls lasse sich die Legende von der Wissenschafts-Feindseligkeit der Nazis aufrechterhalten, so lautet Johns Fazit. Der Historiker schildert zugleich, wie der Namenspatron Friedrich Schiller sich im Verlaufe des Dritten Reichs als zunehmend unpassend herausstellte. Das mag einer der Gründe sein, weshalb über die DDR-Zeit hinaus bis heute Schiller der "Salana" seinen Namen gibt. Über die "Hochschule im Sozialismus" schreibt Dr. Tobias Kaiser, der zeigt, dass die Umstrukturierungen während der DDR-Zeit durchaus auch Anforderungen der Moderne geschuldet und nicht nur ideologischer Natur waren. Von Ende und Aufbruch wissen dann Prof. em. Dr. Gottfried Meinold und Prof. em. Dr. Gerd Wechsung zu berichten, die spannende Kapitel zum friedlichen Umbruch der Jahre 1989/90 beitragen. Ihre Schilderungen sind besonders wertvoll, weil sie als Zeitzeugen der einsetzenden Mythenbildung entgegentreten.

    Bibliografische Angaben:
    Helmut G. Walther (Hg.): Wendepunkte in viereinhalb Jahrhunderten Jenaer Universitätsgeschichte, Verlag IKS Garamond, Jena 2010, 292 Seiten, Preis 24,90 Euro, ISBN 978-3-941854-05-5

    Kontakt:
    Prof. em. Dr. Helmut G. Walther
    Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Fürstengraben 13, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944410
    E-Mail: helmut.walther[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


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    Der neue Band ist in der Reihe "Lichtgedanken. Texte zum Jenaer Universitätsjubiläum" erschienen.
    Der neue Band ist in der Reihe "Lichtgedanken. Texte zum Jenaer Universitätsjubiläum" erschienen.

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie
    regional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Der neue Band ist in der Reihe "Lichtgedanken. Texte zum Jenaer Universitätsjubiläum" erschienen.


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