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30.03.2010 10:48

Gesunde Schale, weißer Kern

Dr. Ute Schönfelder Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Ernährungswissenschaftler der Universität Jena finden Darmkrebs-präventive Effekte von Weizen

    Jena (30.03.10) Kuchen, Brötchen, Kekse & Co. haben unter Ernährungswissenschaftlern ein schlechtes Image. Denn das weiße Weizenmehl, aus denen sie gebacken werden, enthält nur wenig Mineral- und Ballaststoffe. Dabei steckt im Weizenkorn viel mehr: Neben dem hellen Mehlkörper birgt es sogar Stoffe, die vor Darmkrebs schützen könnten. Ernährungswissenschaftler von der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben jetzt herausgefunden, dass das sogenannte Aleuron aus dem Weizenkorn eine besonders chemoprotektive Wirkung haben könnte.

    In Experimenten an Zellkulturen von menschlichen Darmzellen konnten die Forscher zeigen, dass Weizen-Aleuron sowohl die Entstehung von Darmkrebs unterdrücken (durch Induktion von Schutzenzymen) als auch das Fortschreiten der Erkrankung (durch Hemmung des Zellwachstums) verzögern könnte. "Wichtig ist, dass die Schale des Weizenkorns, die sogenannte Kleie, mit aufgenommen wird, da diese die hochwertige Aleuron-Schicht enthält", macht Studienleiter PD Dr. Michael Glei deutlich. "Zur Herstellung des hellen Auszugsmehls wird dagegen nur das Innere des Weizenkorns verwendet", so der Ernährungswissenschaftler weiter.

    Weizen-Aleuron besteht hauptsächlich aus Ballaststoffen und hat einen relativ hohen Anteil an Protein, Vitaminen, Mineralstoffen und Polyphenolen. Für ihre Untersuchungen haben die Ernährungswissenschaftler das Aleuron im Labor zunächst "verdaut": Sie haben das Aleuron mit Enzymen und Mikroorganismen versetzt, wie sie im Verdauungstrakt des Menschen vorkommen. Das entstehende Gemisch aus verschiedenen Stoffwechselprodukten wurde anschließend für die Experimente mit den Zellkulturen genutzt.

    "Wir konnten zeigen, dass die zelleigenen Abwehrmechanismen der Darmzellen durch das Aleuron aktiviert werden", sagt Doktorandin Katrin Stein. Dadurch seien die Darmzellen gegenüber toxischen Stoffen, die zu Zellschäden und in der Folge zur Entstehung entarteter Tumorzellen führen können, besser geschützt. In einem weiteren Schritt haben die Ernährungswissenschaftler der Jenaer Universität untersucht, wie das verdaute Aleuron auf Darmkrebszellen wirkt. "Dabei haben wir festgestellt, dass besonders die Krebszellen in einem frühen Krebsstadium in ihrem Wachstum gehemmt werden können", so Anke Borowicki, ebenfalls Doktorandin in Gleis Team. Diese Wirkung sei hauptsächlich auf kurzkettige Fettsäuren (vor allem Butyrat) zurückzuführen, die durch den bakteriellen Abbau der Aleuron-Bestandteile gebildet werden.

    "Unsere in vitro Ergebnisse zeigen, welches Potenzial Weizen-Aleuron als Zutat für funktionelle Lebensmittel hat", betont Studienleiter Dr. Glei. Der Bedarf danach sei denkbar hoch: Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten in den Industriestaaten. In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 70.000 Menschen. "Wir wissen, dass die Ernährungsweise eine zentrale Rolle bei der Darmkrebsentstehung spielt", so der Jenaer Ernährungswissenschaftler. Zwar seien präventive Faktoren wie ausreichend Obst und Gemüse, viel Bewegung, Milch und Ballaststoffe hinlänglich bekannt. Doch viele Empfehlungen würden in der Bevölkerung nur schlecht angenommen, weil beispielsweise Vollkornprodukte vielen Menschen einfach nicht schmecken.

    "Hier besteht ein großer Bedarf an neuen Lebensmitteln, die von den Menschen akzeptiert werden", so das Fazit der Jenaer Ernährungswissenschaftler. Mit dem Aleuron aus Weizen, das aus der Kleie isoliert, ein sehr feines weißes Mehl ergibt, haben sie nun einen vielversprechenden Kandidaten für die Entwicklung funktioneller Lebensmittel zur Verbesserung der Darmgesundheit gefunden.

    Kontakt:
    PD Dr. Michael Glei
    Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Dornburger Straße 24
    07743 Jena
    Tel.: 03641 / 949671
    E-Mail: michael.glei[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Der "Comet-Assay" liefert Informationen über den Grad einer DNA-Schädigung, die zur Krebsentstehung führen kann. Hier zu sehen sind DNA-Verbände mit ungeschädigter (Bildmitte) und geschädigter DNA (oben und unten), zu erkennen als "Kometenschweif".
    Der "Comet-Assay" liefert Informationen über den Grad einer DNA-Schädigung, die zur Krebsentstehung ...
    Foto: Anke Borowicki/FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Der "Comet-Assay" liefert Informationen über den Grad einer DNA-Schädigung, die zur Krebsentstehung führen kann. Hier zu sehen sind DNA-Verbände mit ungeschädigter (Bildmitte) und geschädigter DNA (oben und unten), zu erkennen als "Kometenschweif".


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