Pressemitteilung 19/2001
Schon Grundschule entscheidet über den Bildungserfolg
Forum Bildung diskutiert mit Experten über die Bildungsmisere bei Migranten
Die Zahlen sind alarmierend: Fast 20% der jungen Ausländer haben keinen Hauptschulabschluss in der Tasche und knapp 40% keine Berufsabschluss. Die Integration von Migrantinnen und Migranten muss ein ein zentrales Element von Bildung in allen Bildungsbereichen werden - so lautet eine zentrale Forderung des Forum Bildung aus den vorläufigen Empfehlungen zur "Förderung von Chancengleichheit". Experten diskutierten auf einer Veranstaltung des Forum Bildung am 21. Juni 2001 in Berlin die Frage, wie sich diese Forderung konkret realisieren lässt - auch Rita Süssmuth als Vorsitzende der Unabhängigen Kommission "Zuwanderung" nahm an der Veranstaltung teil.
Die Kinder von Migrantinnen und Migranten sind keine homogene Gruppe. Aus diesem Grund sind differenzierte Lösungsansätze gefragt und keine Lösungen "von der Stange", forderten fast alle Expertinnen und Experten einhellig. Eine weitere gemeinsame Forderung, sowohl für Kindertageseinrichtungen, Schule, Hochschule als auch Aus- und Weiterbildung, war die Qualifizierung von Lehrkräften für den interkulturellen Unterricht. An dieser Stelle herrsche noch großer Nachholbedarf. Außerdem müssten mehr Migranten und Migrantinnen für den Beruf des Erziehers und des Lehrers gewonnen werden. Nur wenige Studenten mit "Migrationshintergrund" reizt bei ihrer Karriereplanung das Lehramtsstudium. Die Mehrsprachigkeit ist für alle Podiumsteilnehmer kein Problem, das gelöst werden muss, sondern eine Ressource und Ausdruck gesellschaftlichen Reichtums. Sie forderten an dieser Stelle auch das Forum Bildung auf, mehr Mut zu zeigen und diesen Perspektivenwechsel zu unterstützen - schließlich liege an dieser Stelle Potenzial brach, das bislang kaum genutzt werde.
Die Grundschule spielt bei der Qualifizierung von Migranten und Migrantinnen eine ganz zentrale Rolle. Deshalb, so Frau Prof. Gogolin von der Universität Hamburg, müsse der gesamte Unterricht, und eben nicht nur der Deutschunterricht, eine Sprachlehr- und Sprachbildungsfunktion erfüllen. Außerdem sollte die Alphabetisierung in Deutsch und der Muttersprache erfolgen. Der Spracherwerb sollte die Bildungsbiographie des Einzelnen ständig begleiten und keine zeitlich befristete Maßnahme sein. Für die Lösung der komplexen Probleme, die mit der Qualifizierung von Migrantinnen und Migranten verknüpft sind, benötige das Schulsystem, so Gogolin, in seiner Gesamtheit ein flankierendes Angebot an pädagogischer Begleitung und Beratung.
Statements von Prof. Dr. Rita Süssmuth, Vorsitzende der Unabhängigen Kommission "Zuwanderung", Marieluise Beck, Beauftragte der Bundesregierung für Ausländerfragen und Wolf-Michael Catenhusen, Parlamentarischer Staatssekretär des BMBF und Mitglied des Forum Bildung, machten in Statements deutlich, dass die Integration von Migrantinnen und Migranten im deutschen Bildungssystem weiter ausgestaltet werden müsse. Rita Süssmuth forderte, dass sich das Schulsystem radikal ändern müsse und Marieluise Beck kritisierte, dass Fachkräfte aus dem Ausland geholt würden und die Ressourcen der in Deutschland lebenden Migranten nicht genügend genutzt würden. Wolf-Michael Catenhusen wertete die Arbeit des Forum Bildung als einmalige Chance, bereichsübergreifend Bildung zu gestalten.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Wissenschaftliche Publikationen, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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