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29.10.1996 00:00

Wandel in Osteuropa

Ursula Küffner Pressestelle
Universität Bayreuth

    Medienmitteilung der Uni Bayreuth, Nr. 48/96, 29. Oktober 1996

    Osteuropa-Berater Dr. Peter Meyer Viol

    WANDEL ZUR MARKTWIRTSCHAFT IN LAENDERN DES EHEMALIGEN OSTBLOCKS BRAUCHT ZEIT

    Hauptprobleme: Mentalitaets- und Strukturanpassung

    Bayreuth (UBT). Skeptisch hat sich Dr. Peter Meyer Viol zu Erwartungen zu einem schnellen Uebergang von der Zwangswirtschaft in den ehemaligen Ostblocklaendern in die freie Marktwirtschaft geaeussert. Schwierigstes Problem sei die Aenderung der Mentalitaet, aber auch die Restrukturierung der Industrie sei ein laengerfristiges Problem, waehrend die Umsetzung politischer Reformen eher kurz- und mittelfristiger Natur seien, sagte Meyer Viol bei einem Festvortrag ueber den Uebergang von der Zwangswirtschaft in die freie Marktwirtschaft anlaesslich der Verleihung der Ehrensenatorenwuerde an die Bayerisches Landtagsvizepraesidentin Anneliese Fischer und die Auszeichnung der Bayreuther Auslaenderbeauftragten Claudia Hoffmann mit der Universitaetsmedaille (28.10.96). Meyer Viol, der aus der bekannten Familie der Warburgs stammt, zu den Gruendungsvaetern der Bayreuther Warburg-Stiftung gehoert, die die Physik der Universitaet Bayreuth unterstuetzt und selber Ehrensenator der oberfraenkischen Hochschule ist, hatte seit dem Fall des Eisernen Vorhangs und der deutschen Wiedervereinigung an der Privatisierung von 130 ehemaligen DDR-Betrieben mitgewirkt und danach die Privatisierung auch in Lettland, der Tschechischen Republik und in Ungarn mit vorangetrieben.

    Der Wirtschaftsfachmann nannte als grosses Problem, dass die Gesetzgebung etwa hinsichtlich der Eigentums- und Erbschaftsregelung in den meisten Laendern des ehemaligen Ostblocks fehlten, was eine zuegige Privatisierung erheblich erschwert. Ein geeigneter Wirtschaftsrahmen sei allerdings von grosser Bedeutung fuer die Stabilisierung der entstehenden Firmen. Erhebliche Probleme bestuenden auch bei der Gewoehnung an die neuen Rechtslagen mit den individuellen Freiheitsspielraeumen, an die sich die Menschen erst gewoehnen muessten. "Die absolute Freiheit muss erst gelernt werden", sagte Dr. Meyer Viol und die sei etwa in Russland absolut und werde hierzulande "Herausbildung der Mafia" genannt. Auch an die Liberalisierung der frueher staatlich festgelegten Preise muessten sich die neu entstehenden Firmen und die Menschen erst gewoehnen, denn die Preisliberalisierung habe erst dann einen Sinn, wenn Konkurrenz bestehe.

    Alles in allem laufe die Privatisierung in den Laendern, in denen frueher Zwangswirtschaft geherrscht habe, nicht so, wie es sein sollte. Der Westen koenne nach seinen Erfahrungen mit bei der Restrukturierung der Industrien helfen. Dies loese aber noch nicht das Hauptproblem, die Mentalitaet der Menschen zu aendern, etwa bei den Managern Mut zur Entscheidung und Urteilsvermoegen herauszubilden und "Gewinn-Lust ja Gewinn-Sucht" als Motiv aller wirtschaftlichen Prozesse zu stimulieren. Allerdings duerfe man dabei, mahnte Dr. Meyer Viol, nicht die Identitaet versuchen zu brechen, die sich in den jahrzehntelang bestehenden Systemen herausgebildet habe. Auch dies beduerfe Zeit.

    Kritik uebte der Wirtschaftspraktiker an Beratungsfirmen ("ich bin allergisch gegen Consulter"), die "sagen, wie man etwas neu macht, aber es dann nicht selber machen". Statt dessen schlug er vor, Unternehmersenioren mit ihren Erfahrungsschaetzen und der Motivation, ihre Erfahrungen in den Privatisierungs- und Strukturierungsprozess einzubringen und einzusetzen.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Wirtschaft
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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