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26.06.2001 00:00

Virtuelle Welten für jede Plattform

Bernad Lukacin Pressestelle
Zentrum für Graphische Datenverarbeitung e.V. (ZGDV)

    Wie schnell innovative technologische Lösungen von der Wirtschaft aufgegriffen werden, zeigt die Entwicklung der Virtuellen Realität (Virtual Reality, VR). Die Technologie der Erweiterten Realität (Augmented Reality, AR) ist jünger und zielt einen deutlich breiteren Markt an. Gerade der Trend zur mobilen Kommunikation in Beruf und Freizeit forciert die Entwicklung von AR-Systemen. Bevor allerdings kleine und mittlere Unternehmer VR und AR erfolgreich einsetzen bzw. eine große Zahl an Konsumenten diese Technologien nutzen kann, sind noch Barrieren zu überwinden: Die Kosten für VR und AR-Systeme müssen deutlich sinken, sie sollten robust und einfach zu bedienen sein sowie sich konsequent in die Gesamtumgebung einfügen. Ein wichtiger Schritt hierzu ist die Implementierung des neuen Standards »OpenSG« (Open Source Scenegraph), der es zukünftig ermöglichen wird, komplexe dreidimensionale Welten auf beliebigen Rechnerplattformen darzustellen. OpenSG ist eine frei erhältliche Programmbibliothek, die Echtzeit-Renderingaufgaben für AR- und VR-Anwendungen unterstützt. Nach dem Open Source-Prinzip sind die Routinen im Quellcode von OpenSG wie beim Vorzeigeprojekt LINUX weltweit frei verfügbar. Somit kann jeder die Software einsetzen und in seine Produkte integrieren. Dies eröffnet OpenSG eine weltweite Entwicklergemeinde, die durch ihre unterschiedlichen Erfahrungen das System ständig verbessert und anpasst. Gleichzeitig könnte OpenSG damit de facto zum internationalen Standard werden.

    Das System OpenSG zu erweitern, und zwar sowohl im Kern als auch in Bereichen zur Unterstützung großer Szenen (Large Scene-Support), von komplexen Primitiven (High- Level-Primitives) und komplexen Beleuchtungseigenschaften (High Level-Shading) haben sich die Konsortialpartner im Verbundprojekt OpenSG PLUS zum Ziel gesetzt. Das Projekt ist im Februar gestartet und hat ein Volumen von etwa 8,1 Millionen Mark bei einer Laufzeit von drei Jahren. Die Arbeit der Forschergruppe wird vom Bundesministerium für Bildung in Forschung (BMBF) mit insgesamt zirka 5,7 Millionen Mark gefördert. Im Konsortium vertreten sind wichtige deutsche Forschungsinstitutionen auf dem Sektor 3D-Computergrafik: Die Projektleitung liegt beim OpenSG Forum im ZGDV, Darmstadt; weitere Partner sind das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD und das Zentrum für Graphische Datenverarbeitung (ZGDV), beide in Darmstadt, die Technische Universität Darmstadt, die Technische Universität Braunschweig, die Universität Stuttgart, die RWTH Aachen, das Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken und die Universität Tübingen.
    Die Partner bündeln ihre Kompetenzen und bringen ihre unterschiedlichen Erfahrungen in der 3D-Darstellung ein. Damit ist zum einen mit einer hohe Qualität und Leistungsfähigkeit von OpenSG zu rechnen. Zum anderen gewährleisten Lehre und Ausbildung an den Universitäten, dass Kenntnisse zu OpenSG sich in Fachkreisen weiter verbreiten und auch das Potenzial an Entwicklern sich vergrößert.

    Ein Renderingmodul, um dreidimensionale Szenen in Echtzeit darzustellen, gehört zu den wichtigsten Basisbestandteilen von VR- und AR-Systemen. Dabei wird wegen des enormen Aufwandes für die Entwicklung in der Regel auf Fremdsysteme in Form von szenengraph-basierten Rendering-APIs (Application Programmers Interfaces) zurückgegriffen. Diese geeignete Schnittstelle fehlt, erst OpenSG kann diese Lücke schließen. Zwar gab es in der Vergangenheit viele Anläufe, auch von namhafter Firmen wie SGI und Microsoft, doch alle scheiterten. Dass ein Renderingstandard für VR-Anwendungen nicht zur Verfügung stand, hemmte extrem die Entwicklung und Verbreitung der Virtual Reality-Technologie. Denn die leistungsfähigste Hardware kann nicht genutzt werden, ohne dafür geeignete Anwendungen verfügbar zu haben. Um die Entwicklung eines Rendering-APIs nicht von Entscheidungen einzelner Unternehmen abhängig zu machen, haben im Januar 2000 führende deutsche Industrieunternehmen, Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen die OpenSG-Initiative gestartet und das herstellerunabhängige OpenSG Forum gegründet.

    Im Projekt OpenSG PLUS erforschen und entwickeln die Partner rendering-relevante Technologien, um OpenSG weit über den Stand derzeitiger Rendering-APIs hinaus zu erweitern. Die Wissenschaftler orientieren sich zum einen an den derzeitigen Bedürfnissen der Anwender, zum anderen arbeiten sie an neuen technologischen Konzepten, die für zukünftige VR- und AR-Anwendungen notwendig sind, bzw. diese erst ermöglichen. Das Beispiel LINUX zeigt, dass Open-Source-Software Marktkonzentrationen entzerrt und volkswirtschaftlichen Nutzen bringt, denn sie funktioniert als Katalysator einer anwenderorientierten Wirtschaft. Durch die offene Struktur und die vielen (Mit-) Entwickler hat sich das lizenzfreie Betriebssystem mit rasender Geschwindigkeit fortentwickelt. Die Forschungs und Entwicklungsarbeiten im Projekt OpenSG PLUS wie auch im OpenSG Forum bieten die große Chance, dass OpenSG in naher Zukunft de facto zum internationalen Standard wird.

    Detaillierte Informationen zu OpenSG PLUS erhalten unter der URL:

    http://www.opensg.org/OpenSGPLUS

    Kontakt
    Dirk Reiners
    OpenSG Forum im ZGDV Darmstadt
    Telefax: 06151-155196
    E-Mail: dirk@opensg.org

    Kurzprofil INI-GraphicsNet
    Das internationale Netzwerk der Graphischen Datenverarbeitung (INI-GraphicsNet) besteht aus dem Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD, dem Zentrum für Graphische Daten-verarbeitung (ZGDV) e.V., beide in Darmstadt und Rostock, und dem Fachgebiet Graphisch-Interaktive Systeme (GRIS) der Technischen Universität Darmstadt. Weitere Institutionen des Netzwerkes sind das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Computergraphik in Chemie und Pharmazie (AGC) in Frankfurt, das Fraunhofer Center for Research in Computer Graphics (CRCG) in Providence, Rhode Island (USA), das Fraunhofer Centre for Advanced Media Technology (CAMTech) in Singapur und das Centro de Computação Gráfica (CCG) in Guimarães und Coimbra (Portugal).

    Innerhalb des Netzverbundes sind an den sechs Standorten über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie rund 560 wissenschaftliche Hilfskräfte beschäftigt. Bei einem Haushalt von über 41 Millionen EURO bildet das INI-GraphicsNet weltweit den größten Forschungsverbund auf dem Gebiet der Graphischen Datenverarbeitung.


    Weitere Informationen:

    http://www.opensg.org/OpenSGPLUS


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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