Kann Kompost von privaten Haushalten und öffentlichen Gemeinden zur Stromquelle werden? Diese Frage soll ein internationales Forschungsprojekt klären, das in der kommenden Woche im polnischen Stettin startet. Im Rahmen des internationalen Verbundprojektes Household Participation in Waste Management wollen Greifswalder Wirtschaftswissenschaftler in Kooperation mit der Stadtverwaltung Greifswald sowie neun weiteren Partnern aus Schweden, Deutschland, Russland und Polen für eine verstärkte Verwertung von Material und Energie aus dem Hausabfall sorgen.
Das 1,5 Millionen Euro teure Projekt wird von der Europäischen Union bis 2013 mit über 1,2 Millionen Euro gefördert. Der Greifswalder Anteil am Gesamtprojekt beträgt 140.064 Euro und wird zu 85% von der Europäischen Union und zu 15% von der Universität Greifswald finanziert.
Aus Biomüll kann erneuerbare Energie gewonnen werden – CO2-neutral und umweltfreundlich. Eine wichtige Frage ist dabei: Wie wirtschaftlich kann diese Energie gewonnen werden? Im Rahmen des Projektes werden Mitarbeiter von Professor Dr. Manfred Jürgen Matschke in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Heinz Eckart Klingelhöfer (Tshwane University of Technology, Südafrika) die Wirtschaftlichkeit einer speziellen Biogasanlage für die Stadt Greifswald untersuchen. Mit ihr sollen organische Abfälle, die ansonsten auf dem Kompost landen würden, zukünftig zur Energiegewinnung genutzt werden. So könnte neben den Grünabfällen aus privaten Gärten und öffentlichen Parks auch das Gras der Salzwiesen zur Biogaserzeugung genutzt werden. Die Mahd des Salzgrases fällt bei der Pflege ohnehin an und kann derzeit nicht landwirtschaftlich genutzt werden. „Erste Kontakte zur Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Michael Succow und dessen Stiftung, die sich mit der Nutzung von Salzwiesen befassen, wurden bereits geknüpft“, sagte Prof. Manfred Jürgen Matschke. Seiner Ansicht nach biete das Projekt nicht bloß die Chance, die internationale Vernetzung der Ernst-Moritz-Arndt Universität im Ostseeraum und mit Südafrika, sondern auch die Zusammenarbeit innerhalb der Universität selbst zu stärken.
Im Mittelpunkt des Interesses steht neben der Wirtschaftlichkeit und der praktischen Umsetzung einer solchen Anlage auch die Frage, inwieweit dieses Konzept ebenso in anderen Ostseeregionen umsetzbar ist. Der Vorteil der energetischen Umwandlung der Biomasse gegenüber erneuerbaren Energieträgern liegt darin, dass zusätzlich ein aktiver Beitrag zur Entsorgung organischer Abfälle geleistet wird, wodurch die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Umwelt vermindert werden.
Problematisch bei der Bioenergiegewinnung aus kommunalen Abfällen ist der stets darin enthaltene Anteil von nicht zur Bioenergieerzeugung geeigneten Komponenten. In städtischen Bioabfällen sind erfahrungsgemäß immer Steine, Kunststoffe, Metalle oder Glas in größeren Mengen enthalten. Diese Verunreinigungen würden den Biogasprozess beinträchtigen. Eine effektive Aufbereitung dieser Abfälle, ihre zuverlässige Trennung in vergärbare organische Bestandteile und Restmüll ist daher die Grundlage jeder sinnvollen Abfallverwertung. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie die Haushalte für die richtige Abfallsortierung sensibilisiert werden können. Aus diesem Grund wird in Zusammenarbeit mit der Stadt eine Informationskampagne geplant.
Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Prof. Dr. Manfred Jürgen Matschke
Forschungs- und Transferprojekte
Friedrich-Loeffler-Straße 70, 17489 Greifswald
Telefon 03834 86-2498
hpwm@uni-greifswald.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
regional
Forschungsprojekte
Deutsch
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