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09.10.1997 00:00

Infektionen international betrachten

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    FSU-Mediendienst

    Prof. Eberhard Straube zum Praesidenten der DGHM gewaehlt Infektionen international betrachten

    Jena (09.10.97) HIV ist kein Konstrukt aus dem Genlabor, sondern ein natuerlicher Krankheitserreger, der wahrscheinlich von Affen auf den Menschen uebertragen wurde. Dieses Ergebnis einer epidemiologisch-mikrobiologischen Studie ist jetzt auf dem 49. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft fuer Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) in Jena vorgestellt worden. An der fuenftaegigen Tagung, die heute (09.10.97) zu Ende geht, haben mehr als 600 Wissenschaftler aus 15 Laendern teilgenommen.

    Ein Schwerpunkt im breitgefaecherten Themenfeld war die Oekologie von Krankheitserregern. Hier sind neue Aspekte vorgestellt worden, die noch einmal verdeutlicht haben, dass Infektionskrankheiten weltweit betrachtet werden muessen und die regionale Perspektive laengst nicht mehr ausreicht, sagte Prof. Dr. Eberhard Straube heute vor der Presse. Der Direktor des Instituts fuer Medizinische Mikrobiologie der Universitaet Jena, der gestern zum neuen Praesidenten der DGHM gewaehlt worden ist, verdeutlichte dies am Beispiel Cholera und Plankton. Die Choleraerreger werden durch Plankton weltweit verbreitet. Wenn Klimaveraenderungen das Planktonwachstum beguenstigen, so haben oekologische Veraenderungen auch Einfluss auf die Verbreitung dieser Seuche.

    ,Da die Akzeptanz fuer Impfungen in der Bevoelkerung nachgelassen zu haben scheint, muessen wir einerseits Impfstoffe mit einer besseren Vertraeglichkeit und Wirksamkeit und damit hoeherer Akzeptanz entwickeln", sagte der Jenaer Mikrobiologe. ,Andererseits haben wir uns mit Impfmoeglichkeiten gegen Infektionskrankheiten befasst, die neuerdings oder wieder Bedeutung erlangen. Neue Impfstrategien gegen Darminfektionen oder den Keuchhusten waren ebenso Thema des Kongresses, wie die Impfung mit geringsten Mengen an DNS von Infektionserregern zur Anregung der spezifischen Infektionsabwehr, so Prof. Straube. Ausserdem sollen neue Impfstoffe entwickelt werden und das ,eigene Abwehrsystem so manipuliert werden, dass die Infektionsabwehr ohne Antibiotika gut funktioniert", sagte Prof. Dr. Reinhard Marre aus Ulm.

    Fuer sehr wichtig hielten die Mikrobiologen auch die Diskussion ueber den ersten Entwurf des Infektionsschutzgesetzes, das das bisher bestehende Bundes- Seuchengesetz abloesen soll. In dem neuen Seuchengesetz werden u. a. die Fragen geregelt, welche Infektionen ueberhaupt erfasst werden muessen und wer mit pathogenen Erregern umgehen darf. Es ist das erste Mal, dass die Fachgesellschaften an der Novellierung des Gesetzes beteiligt wurden, erkennt Straube als wichtigen Fortschritt an. Er ist allerdings skeptisch, dass alle Anregungen noch eingearbeitet werden koennen, da der Entwurf die Zustimmung von Bund und allen Laendern benoetigt.

    Die im Gesetz festgeschriebene Regelung, dass alle im Krankenhaus entstandenen Infektionen erfasst werden muessen, halten die Mediziner fuer bedeutsam. ,Selbst die aerztliche Meldepflicht von Infektionskrankheiten wird nur noch teilweise erfuellt", verweist Prof. Straube auf ein verbreitetes Problem in den eigenen Reihen, das dadurch verringert werden soll. ,Bei der Meldepflicht ist Deutschland ein Entwicklungsland", wurde der Heidelberger Mikrobiologe Prof. Dr. Hans-Guenther Sonntag noch deutlicher.

    Die zukuenftigen Anstrengungen gehen dahin, die Bedeutung von Infektionskrankheiten wieder richtig einzuordnen, denn vereinfacht gesprochen sind die beiden wichtigsten Ausloeser von Krankheiten eine pathologisch veraenderte Genetik oder eben Infektionen, fasste Prof. Sonntag das Problem zusammen.

    Die Jenaer Tagung war ein guter Ausgangspunkt fuer diese Vorhaben. Die Qualitaet der Beitraege war sehr hoch und auch die Posterausstellung praesentierte ,extrem wichtige Beitraege", so Straube, der ,die erfrischende Beteiligung der Nachwuchswissenschaftler" lobte. Positive Resonanz erfuhr auch der Tagungsort: Der kleine Campus der Jenaer Universitaet mit seinen kurzen Wegen und seinem angenehmen Ambiente sei auch fuer Kongresse hervorragend geeignet, meinten die Mikrobiologen mit einem Dank an den Gastgeber, die Friedrich-Schiller-Universitaet.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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