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04.05.2010 16:28

EU-Förderung in Millionenhöhe: LMU-Mediziner koordiniert Projekt zum Nebennierenkrebs

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Nahezu jedes menschliche Gewebe kann bösartige Tumoren ausbilden, auch die Nebenniere. Zwei Krebsarten dieser Hormondrüse, das Nebennierenrindenkarzinom und das maligne Phäochromozytom, lösen häufig eine ungebremste Produktion von Nebennierenhormonen aus, die mit spezifischen Symptomen einhergehen. „Meist wird die Erkrankung dennoch zu spät für eine vollständige operative Entfernung des Tumors diagnostiziert“, sagt der LMU-Mediziner Professor Felix Beuschlein. „Auch wenn dann noch alle anderen therpeutischen Maßnahmen ausgeschöpft werden, ist die Prognose für die Patienten in beiden Fällen leider immer noch schlecht.“

    Unter der Leitung des Endokrinologen sollen die Tumorerkrankungen der Nebenniere nun in einer europaweiten Kooperation erforscht werden, die von der EU in den nächsten fünf Jahren mit sechs Millionen Euro gefördert wird. „Wir wollen zum einen die klinische Situation der Patienten durch mehrere Studien verbessern“, so Beuschlein. „Die hochqualifizierte Betreuung der Betroffenen soll zudem durch die Verknüpfung europäischer Zentren zu neuen Strukturen langfristig gesichert werden.“

    Die Nebenniere ist eine Drüse, die oberhalb der Niere gelegen so wichtige Hormone wie das Adrenalin und das Cortisol produziert. Das Organ ist damit an der Regulation des Wasserhaushalts, des Blutdrucks und des Zuckerstoffwechsels beteiligt. Ist die Hormonbildung gestört, können schwere Erkrankungen auftreten. Manchmal aber beruht eine überschießende Produktion dieser Botenstoffe auf einem bösartigen Tumor der Nebenniere. Sowohl das Nebennierenrindenkarzinom als auch das Phäochromozytom des Nebennierenmarks können zu einer drastisch gesteigerten Hormonbildung führen, was oft so charakteristische Symptome wie plötzlichen Blutdruckanstieg, Blässe und Kopfschmerzen auslöst oder an der Entwicklung von Übergewicht, Muskelschwäche und Osteoporose beteiligt sein kann.

    „Leider werden diese seltenen Krebsarten dennoch meist erst dann diagnostiziert, wenn sie schon ein Nachbarorgan befallen oder Metastasen ausgebildet haben“, berichtet der LMU-Endokrinologe Professor Felix Beuschlein. „Eine komplette operative Entfernung der Tumoren ist dann in der Regel nicht mehr möglich. Selbst wenn alle anderen Therapieoptionen ausgeschöpft werden, ist die Prognose in der Regel schlecht.“ Die Forschung strebt deshalb danach, die laborchemischen, histologischen und bildgebenden Verfahren der Diagnostik zu verbessern sowie eine Risikoabschätzung für einzelne Patienten durch geeignete Biomarker zu ermöglichen – und auch neue Therapieformen zu entwickeln.

    „In einzelnen Ländern war dies bislang nicht möglich“, sagt Beuschlein. „Die beiden Krebsarten sind so selten, dass auf nationaler Ebene wegen zu geringer Patientenzahlen kaum aussagekräftige Studien durchgeführt werden können. Ein internationaler Ansatz schien deshalb geboten.“ So hat es sich das 2002 gegründete Europäische Netzwerk ENS@T („European Network for the Study of Adrenal Tumours“) zum Ziel gesetzt, Tumorerkrankungen der Nebenniere über Ländergrenzen hinweg zu erforschen – und bereits entscheidende Vorarbeiten geleistet. Ein von Beuschlein koordiniertes Projekt wird nun von der EU über fünf Jahre mit insgesamt sechs Millionen Euro gefördert werden. An den geplanten Einzelprojekten werden 15 Partner aus sechs europäischen Ländern beteiligt sein.

    Der Aufbau einer gemeinsamen Datenbank soll dabei die europäischen Strukturen für klinische und translationale Forschung stärken. Auch dafür werden die Forscher je eine klinische Studie zum Nebennierenrindenkarzinum und zum malignen Phäochromozytom initiieren. Das dabei gesammelte Biomaterial, also etwa Blut- oder Urinproben, soll mit neuesten molekularen und genetischen Methoden untersucht werden, um Marker als Grundlage einer individualisierten Therapie definieren zu können. „Wir hoffen, auf diesem Weg die klinische Situation der Patienten entscheidend zu verbessern“, sagt Beuschlein. „Wir wollen die europäischen Zentren aber auch so verknüpfen, dass die hochqualifizierte Betreuung der Betroffenen langfristig gesichert ist.“ (suwe)

    Ansprechpartner:
    Prof. Felix Beuschlein
    Schwerpunkt Endokrinologische Forschung
    Medizinische Klinik Innenstadt der LMU
    Tel.: 089 / 5160 - 2110 / - 2116
    E-Mail: felix.beuschlein@med.uni-muenchen.de
    Web: www.endocrine-research.mki.klinikum.uni-muenchen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional
    Personalia, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

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