Neben Picasso gilt Francisco de Goya (1746-1828) als einer der bedeutendsten Maler Spaniens. Seine Bilder haben mittlerweile einen festen Platz in der abendländischen Kultur gefunden. So ist beispielsweise Goyas Radierung „Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“ (span. „El sueño de la razón produce monstruos“) eines der bedeutendsten und meistinterpretierten graphischen Werke der Kunstgeschichte. Dabei handelt es sich um das 43. Bild von insgesamt 80 in der Technik der Aquatinta ausgeführten Radierungen aus Goyas 1799 veröffentlichten Sammlung „Caprichos“ (dt. "Launen", "Einfälle").
Zu Recht gilt „Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“ als programmatisches Bild; nicht nur für die Caprichos selbst, für die es ursprünglich als Titelblatt vorgesehen war, sondern auch als bedeutender Verweis auf die Zeit an der Schwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert. Das Forschungszentrum Spanien der Universität Regensburg wird dieser Arbeit von Goya deshalb vom 12. Mai bis zum 2. Juni 2010 in der Universitätsbibliothek auf dem Regensburger Campus eine eigene Ausstellung widmen. Die Ausstellung, die von Prof. Dr. Helmut C. Jacobs von der Universität Duisburg-Essen konzipiert wurde und schon in Bremen, Berlin und Siegen zu sehen war, zeigt dabei verschiedene Versionen der berühmten Radierung in Kopie. Darüber hinaus werden Beispiel für die Rezeption des Werkes in Bildkunst, Literatur und Musik und eine allgemeine Bücherschau zu Goya zu sehen sein. Im Rahmen der feierlichen Ausstellungseröffnung am kommenden Mittwoch, den 12. Mai 2010, um 18 Uhr in der Universitätsbibliothek/Zentralbibliothek der Universität Regensburg wird Prof. Jacobs einen Festvortrag halten.
Dass sich die Ausstellung auf ein einziges Bild von Goya konzentriert, ist in dieser Form neu. So wird das Werk in einen umfassenden Kontext eingeordnet und seine Wirkung im Laufe von zwei Jahrhunderten aufgezeigt. Es geht bei der Radierung um Grundsätzliches: um die beunruhigende Frage des Menschen nach den Bedingungen und Grenzen seiner künstlerischen Phantasie, aber auch um die Frage nach dem Verhältnis von Vernunft und Einbildungskraft im schöpferischen Prozess. Von dem Bild gingen vielfältige und bis in die Gegenwart reichende interkulturelle Transfer- und Rezeptionsprozesse in Literatur, Kunst und Musik aus, die in der Ausstellung anhand von Beispielen gezeigt werden sollen. So hat das Capricho 43 im 19. und 20. Jahrhundert zahlreiche neue Kunstwerke angeregt und Künstler immer wieder inspiriert. Zu den Malern, die sich mit der Radierung auseinandergesetzt haben, zählen Grandville, Èdouard Manet und Salvador Dalí. Unter den Literaten finden sich Namen wie Rafael Alberti, Lion Feuchtwanger oder Günter Grass.
Zum Leben von Francisco de Goya:
Francisco José de Goya y Lucientes wurde am 30. März 1746 in Fuendetodos, einem Dorf in Aragón (Spanien) geboren und zog kurz danach mit seiner Familie in die Hauptstadt Aragoniens, Zaragoza. Mit 14 Jahren erhielt er in diesem bedeutenden Kunstzentrum Spaniens seine erste Ausbildung. Eine Aufnahme in die Königliche Akademie der Schönen Künste in Madrid blieb ihm jedoch trotz zweimaliger Teilnahme an der Aufnahmeprüfung verwehrt. Aus diesem Grunde machte er sich mit 24 Jahren nach Italien auf und entdeckte dort seine Liebe zur spätbarocken Kunst.
Später wurde er zum Akademieprofessor ernannt und trat 1786 als Hofmaler in die Dienste der spanischen Könige. Anstatt nur Aufträge vom königlichen Hof anzunehmen, schuf er auch Druckgrafiken, die für jedermann käuflich erworben werden konnten, so z. B. 1796/1797 die unter Verwendung der Aquatinta-Technik angefertigten Los Caprichos. Wie viele weitere seiner Werke belegen sie, wie scharfsinnig er sich mit den politischen und sozialen Umständen seiner Zeit beschäftigt hat. Goya wurde 1799 zum Ersten Hofmaler ernannt und dadurch zum bedeutendsten Maler Spaniens. Im fortgeschrittenen Alter wollte und konnte der liberal denkende Maler aufgrund der Anschuldigungen der Inquisition nicht mehr in seinem Heimatland leben und zog nach Bordeaux, wo er am 16. April 1828 im Alter von 82 Jahren starb.
Ansprechpartner für Medienvertreter:
PD Dr. Hubert Pöppel
Universität Regensburg
Forschungszentrum Spanien
Tel.: 0941 943-1556
Hubert.Poeppel@sprachlit.uni-regensburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Kunst / Design, Sprache / Literatur
regional
Buntes aus der Wissenschaft, wissenschaftliche Weiterbildung
Deutsch
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