idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
10.05.2010 17:55

Den Blutzucker über die Niere regeln: Neue Diabetesmedikamente könnten Typ-2-Patienten helfen, Insulin und Kalorien zu sparen

Beate Schweizer Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

    Eine völlig neuartige Gruppe von Diabetesmedikamenten ahmt eine seltene genetische Störung nach: Dabei wird der Blutzucker über die Nieren ausgeschieden, ohne dass es zur Unterzuckerung kommt. Die neuen Wirkstoffe könnten übergewichtigen Menschen mit Typ 2-Diabetes nutzen, da mit dem Blutzucker auch Kalorien verloren gehen. Welchen Stellenwert diese Medikamente einnehmen werden und ob die Therapie langfristig sicher ist, lässt sich nach Auskunft eines Experten aber noch nicht absehen. Auf der 45. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft vom 12. bis 15. Mai 2010 in Stuttgart diskutieren Wissenschaftler in mehreren Symposien über die neuen Medikamente.

    Beim gesunden Menschen verhindern unzählige kleine Pumpen in den Nierenkanälchen, dass der Blutzucker mit dem Harn ausgeschieden wird und dem Körper als wertvoller Rohstoff verloren geht. Bei Diabetikern ist der Rohstoff bekanntlich im Überfluss im Blut vorhanden und die Hemmung einiger Pumpen mit der Bezeichnung SGLT 2 (sodium dependent glucose transporter-2) könnte den Blutzucker senken. Genau dies wird mit neuen Wirkstoffen erreicht, die derzeit in klinischen Studien an Patienten getestet werden.

    Die neuen Medikamente könnten Menschen mit Typ-2-Diabetes helfen, Insulin einzusparen. „Bei den Studienteilnehmern konnte die Dosis halbiert werden”, berichtet Professor Dr. med. Stephan Martin, Ärztlicher Direktor am Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrum der Sana Kliniken in Düsseldorf. Ein weiterer Vorteil könnte darin bestehen, dass mit dem Zucker auch Kalorien über die Niere ausgeschieden werden. Viele Menschen mit Typ 2-Diabetes sind übergewichtig, und einige Diabetesmedikamente steigern das Gewicht noch weiter. Professor Martin: „Unter der Behandlung mit den SGLT 2-Hemmern nahmen die Patienten bis zur zwei Kilo ab.”

    „Vorbild der SGLT 2-Hemmer ist eine Abweichung von der physiologischen Norm”, erläutert Professor Martin: „Beim sogenannten Nierendiabetes kommt es infolge eines Defekts im SGLT 2 ebenfalls zu einem Verlust von Zucker über den Urin, ohne dass die Patienten erkranken. Ein zweiter Transporter, SGLT 1, sorgt dafür, dass genügend Zucker ins Blut transportiert wird”. Eine Unterzuckerung, eine lebensgefährliche Komplikation der Diabetestherapie, werde so verhindert.

    Initiale Studienergebnisse legen nahe, dass diese SGLT-2-Inhibitoren vermehrt Harnwegsinfekte und Genital-Mykosen verursachen können. Wie ausgeprägt diese Probleme sein werden und ob sie anhand typischer Patienteneigenschaften vorhergesagt werden können, muss geprüft werden. In diesem Jahr sind noch einige neue Studienergebnisse zu erwarten, die das Verhältnis von Nutzen und Risiko besser abschätzen lassen werden.

    Daher sei es für eine abschließende Bewertung zu früh. „Ob die Medikamente auch langfristig ohne Risiken bleiben, kann derzeit noch nicht abgesehen werden“, meint Professor Martin. Er informiert dazu im Rahmen der 45. Jahrestagung der DDG in Stuttgart.

    Terminhinweise:

    Symposium:
    Zukünftige Therapie des Typ 2-Diabetes
    Donnerstag, 13. Mai 2010, 16.30 bis 17.00 Uhr, Saal Langerhans des ICS Stuttgart (ICS)
    Messepiazza, 70629 Stuttgart

    Kongress-Pressekonferenz:
    am Freitag, den 14. Mai 2010, von 12.15 bis 13.15 Uhr
    Ort: Tagungsraum C 4.2, ICS International Congresscenter Stuttgart,
    Messepiazza, 70629 Stuttgart

    Themen und Referenten:
    Highlights der 45. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft:
    Neue Medikamente in der Diabetestherapie
    Professor Dr. med. Michael Nauck, Tagungspräsident 45. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG), Leitender Arzt Diabeteszentrum Bad Lauterberg, Bad Lauterberg im Harz

    Die Diabetologie in Deutschland gemeinsam weiter verbessern:
    Gesundheitspolitische Maßnahmen
    Professor Dr. med. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender diabetesDE, Präsident der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG), Hannover

    Die Lebensqualität steigern und Folgeerkankungen vorbeugen:
    Die Therapietreue der Patienten fördern – Aktuelle Ergebnisse und Konzepte
    Dr. med. Alexander Risse, Leitender Arzt Diabeteszentrum Medizinische Klinik Nord, Dortmund

    Neue Frühdiagnostik- und Therapiemöglichkeiten bei Diabetes Typ 1:
    Die Bedeutung neuer Immunmarker und der Übertragung von Nabelschnurblut
    Prof. Dr. med. Anette-Gabriele Ziegler, Beisitzerin der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG), Leiterin des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München, Sprecherin Kompetenznetz Diabetes mellitus, München

    Mit Bewegung die Prognose bei Diabetes Typ 2 verbessern:
    Mehr körperliche Fitness für eine gute Stoffwechseleinstellung
    Professor Dr. med. Johannes Martin Halle, Ärztlicher Direktor des Zentrums für Prävention und Sportmedizin Medizinische Universitätsklinik Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München

    Kontakt für Journalisten:
    Pressestelle 45. DDG-Jahrestagung
    Julia Hommrich
    Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931 423, Fax: 0711 8931 167
    Hommrich@medizinkommunikation.org
    www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de


    Weitere Informationen:

    http://www.ddg2010.de Website 45. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Pressetermine, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).