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06.07.2001 15:07

Von der studentischen Selbsthilfe zum Dienstleister: 80 Jahre Studentenwerk Stuttgart

Ursula Zitzler Stabsstelle Hochschulkommunikation
Universität Stuttgart

    Sein 80jähriges Jubiläum feiert am Donnerstag, den 12. Juli das Studentenwerk Stuttgart mit einem lockeren Festakt in der Mensa Stadtmitte. In dieser Zeit hat sich ein grundlegender Wandel von den Ursprüngen als studentische Hilfsorganisation bis zur heutigen Aufgabe als Dienstleister für die Hochschulen vollzogen. Das Studentenwerk Stuttgart mit heute 257 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erbringt Dienstleistungen für etwa 28.500 Studierende von zehn Hochschulen in Stuttgart und Ludwigsburg. In vier Mensen werden jährlich rund 1,5 Millionen Essen produziert und verkauft. Knapp 4.600 Anträge auf Ausbildungsförderung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz werden bearbeitet und gut 4.500 Wohnheimplätze (einschließlich der Gastdozentenwohnungen) vermietet. Auch bei der Betreuung von Studentenkindern ist das Studentenwerk aktiv: es bietet 113 Plätze für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren an und fördert die Krabbelstuben des Studentischen Projekts für soziale Einrichtungen e.V. (STUPS). Zudem unterstützt es Studierende in Krisensituationen und bei Studienproblemen durch die Psychologen seiner Beratungsstelle. Mit seinem Angebot kommt dem Studentenwerk eine wichtige Rolle bei der Profilbildung des Studienstandortes Stuttgart zu. In naher Zukunft kommt der verstärkten Internationalisierung und der Bereitstellung von Wohnraum für die Studenten aus aller Welt besondere Bedeutung zu.

    Zu der Jubiläumsveranstaltung sind Vertreter/innen der Medien herzlich eingeladen.

    Nach einem Empfang, einer Aufführung der Kindergartenkinder und Grußworten - unter anderem von Prof. Dr. Hans-Dieter Rinkens, Präsident des Deutschen Studentenwerks, von Uni-Rektor Prof. Dr.-Ing. Dieter Fritsch, der auch Verwaltungsratsvorsitzender des Studentenwerks ist, und von Geschäftsführer Christoph Hartmeier - wird sich das Kabarett ROhrSTOCK der Arbeit des Studententwerks annehmen. Die Rostocker Gruppierung gilt als das älteste deutsche Studentenkabarett.

    Zeit: 12.7., 16.00 Uhr
    Ort: Stuttgart-Stadtmitte, Holzgartenstr. 11, Festsaal Mensa 1

    Informationen zur Geschichte des Studentenwerks Stuttgart

    Nach dem ersten Weltkrieg bildeten sich in fast allen Hochschulstädten studentische Hilfsorganisationen für die Studierenden. In Stuttgart wurde 1921 die Stuttgarter Studentenhilfe e.V. gegründet. Schon in den Jahren 1932/33 konnte an der Ecke Schellingstraße/Seestraße ein eigenes Hochschul- und Studentenhaus errichtet werden; zur Ausstattung gehörten eine Mensa mit zwei Speisesälen, ein Kaffeeraum, ein Bierkeller, ein Lesezimmer und Aufenthaltsräume. Neben der Speiseversorgung unterhielt die Studentenhilfe eine Verkaufsabteilung für Studienmaterial sowie Bücher- und Zeitschriften-Vermittlung, eine Abteilung für Krankenkasse, Krankenfürsorge und Tuberkulose-Fürsorge, den Aufgabenbereich der Studienstiftung des deutschen Volkes und der Darlehenskasse der deutschen Studentenschaft, die Vergünstigungsabteilung, das Wohnungsamt sowie die Vermittlung von Freitischen, Studien- und Straßenbahnbeihilfen, Nebenverdienst und Werkstudentenstellen.

    1938 wurden die privatrechtlich geführten Studentenwerke im Reichsstudentenwerk verstaatlicht. Die örtlichen Hilfen kamen quasi zum Erliegen. Während des Krieges wurde das Gebäude der ehemaligen Stuttgarter Studentenhilfe e.V. vollkommen zerstört, und nach dem Krieg wurde durch das Militärgesetz Nr. 52 die gesamte Vermögensmasse beschlagnahmt.

    Am 12. Juli 1947 wurde durch Förderung von Prof. Dr. Otto Schmidt die Studentenhilfe e.V. gegründet. Schon 15 Monate später, am 27.Oktober 1948, konnte die wiedererstellte Mensa in Betrieb genommen werden. Schon damals wurden etwa 420.000 Essen jährlich produziert. 1949 wurden etwa 80.000 DM für Studienförderung, Freitische, Gesundheitsdienst und Ost/Westhilfe aufgewandt; die Studierenden erhielten 40.000 DM zur Bestreitung der Abschlußgebühren. Im Januar 1950 erhielt der Verein den Namen Stuttgarter Studentenwerk e.V. Erster Vorsitzender war Prof. Dr. Franz Pöpel. 1953 wurde das Max-Kade Wohnheim errichtet, ermöglicht durch die großzügige Spende von 1,45 Millionen DM der Max-Kade Stiftung, New York. An den Baukosten für 137 Wohnheimplätze beteiligten sich zudem das Land Baden-Württemberg, eine große Zahl von Freunden des Studentenwerks aus Industrie, Handel und Gewerbe sowie die Stadt Stuttgart, die die noch klaffende Lücke durch ein niederverzinsliches Darlehen schloß.

    Zum 4.2.1975 trat das Studentenwerksgesetz in Kraft, das die wesentlichen Aufgaben der Studentenwerks-Vereine in eine Anstalt des öffentlichen Rechts überleitete. Die Überleitung in eine neue Rechtsform ging nicht gänzlich geräuschlos über die Bühne. Viele Studierende und engagierte Förderer des Studentenwerks befürchteten eine starke Einschränkung der Selbstbestimmung. Insbesondere bestand die Sorge, daß das Kultusministerium die Preise für Essen und Wohnraum festsetzen und sonstige Hilfestellungen reglementieren konnte. In vielen Universitätsstädten wurden die Vereine aufgelöst. Stuttgart gehört zu den wenigen Städten, in denen der Verein weiter lebt und sich der Förderung der Studierenden weiterhin verschrieben hat.

    Mit dem Ausbau der Universität Stuttgart und der weiteren Hochschulen, für die das neue Studentenwerk als Anstalt der öffentlichen Rechts ebenfalls zuständig war, wuchs auch der Aufgabenumfang. Der Studentenwerksverein verfügte 1953 über 137 Wohnheimplätze im Max-Kade-Heim. Heute werden gut 4.300 Wohnheimplätze vermietet. Diese stehen nicht alle im Eigentum des Studentwerks. Eine große Anzahl schuf die Vereinigung Stuttgarter Studentenwohnheime e.V.

    1979 wurde dem Studentenwerk Stuttgart die Durchführung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes übertragen. Bis dahin lag die Verantwortung bei der Universität; das Studentenwerk vollzog die Durchführung.

    Der Mangel an geeignetem Raum hat schon vor über 40 Jahren die Universität Stuttgart veranlaßt, den Bereich Vaihingen auszubauen. Auch das Studentenwerk litt unter Platzmangel; die Verwaltung war in mehreren Gebäuden in Stadtzentrum verstreut. Dies bildete den Hintergrund für den Umzug nach Fellbach im Januar 1994; im Gebäude Höhenstraße 10 ist seitdem die Hauptverwaltung mit dem Amt für Ausbildungsförderung untergebracht. Der Umzug nach Fellbach ist nicht unumstritten, und das Studentenwerk wird versuchen, seinem Kundenkreis wieder näher zu kommen.

    1999 wurde das Studentenwerksgesetz von 1975 durch eine umfassende Reform geändert. Ziel der Reform war es, den Studentenwerken mehr Autonomie und wirtschaftlichen Freiraum zu schaffen, insbesondere durch eine fixe Finanzhilfe des Landes über einen Zeitraum von fünf Jahren.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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