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11.07.2001 14:34

Das Land der Mitte öffnet sich verschütteten Denkmotiven

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Technische Universität Chemnitz

    Das Land der Mitte öffnet sich verschütteten Denkmotiven
    In China erschien das Buch "Lebensphilosophie" des Philosophen Ferdinand Fellmann

    "Wenn jeder zehnte Chinese mein Buch 'Lebensphilosophie' kaufen würde, könnte ich mich zurücklehnen und mit meiner Familie ein schönes Leben führen", schmunzelt der an der TU Chemnitz lehrende Philosoph Prof. Dr. Ferdinand Fellmann. Vor ihm liegt der gerade im renommierten Verlag Huaxia in Peking erschienene 218-seitige Band "Lebensphilosophie", den er erstmals 1993 in Rowohlts Enzyklopädie mit dem Untertitel "Elemente einer Theorie der Selbsterfahrung" publizierte. Zu den Hauptvertretern der Lebensphilosophie zählen bedeutende jüdische Denker wie Henri Bergson aus Frankreich und Georg Simmel aus Deutschland, die vor dem Ersten Weltkrieg auch den amerikanischen Pragmatismus nachhaltig geprägt haben. Die deutsche Lebensphilosophie, deren Tradition von Arthur Schopenhauer über Friedrich Nietzsche und Oswald Spengler bis zur Existenzphilosophie Martin Heideggers reicht, enthält zahlreiche verschüttete Denkmotive, die im Hinblick auf die Gentechnik und die Frage nach dem Beginn des menschlichen Lebens von besonderer Aktualität sind. Prof. Fellmann versucht in seinem Buch den rationalen Kern der Lebensphilosophie freizulegen. Auf einen kurzen Nenner gebracht: "In der Lebensphilosophie geht es um die Analyse von Lebensformen als dem Fundament der menschlichen Erkenntnis", erklärt Prof. Fellmann.

    Doch warum erscheint gerade dieses Werk des Chemnitzer Philosophen in chinesischer Sprache? Dazu Prof. Fellmann: "Lebensphilosophie ist etwas anderes als die aus der antiken Ethik stammende Lebenskunst, die Regeln zum guten Leben aufstellt und die derzeit in der Wohlstandsgesellschaft Konjunktur hat. Dagegen stellt die Lebensphilosophie die lebensweltlichen Mechanismen wissenschaftlicher Begriffs- und Theoriebildung heraus. In jüngster Zeit gibt es in China Bemühungen, den Klassiker Laotse, der als Begründer und richtungsweisender Vertreter des Taoismus gilt, mit der Lebensphilosophie in Verbindung zu bringen. Bleibt zu hoffen, dass sich daraus ein ideologisch unbelasteter Dialog entwickelt".

    Die Chemnitzer Universität nimmt diese Entwicklung zum Anlass, die etwa 400 chinesischen Studenten, die an der TU in erster Linie Technikwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften studieren, bereits an der Uni in einen geisteswissenschaftlichen Dialog mit deutschen Studenten zu bringen. Auch dies soll dazu beitragen, den Weg für eine interkulturelle Zusammenarbeit mit China zu ebnen. "Überhaupt liegt in diesem interkulturellen Dialog auch die Chance, durch eine unbefangene chinesische Rezeption die ideologisch belastete deutsche Lebensphilosophie wieder diskussionsfähig zu machen", meint Prof. Fellmann.

    "Die Lebensphilosophie hat das kulturelle Profil des 20. Jahrhunderts stark geprägt", versichert der Chemnitzer Universitätsprofessor. Dies beweise beispielsweise die am 21. Oktober 2001 beginnende Ausstellung "Die Lebensreform" auf der Mathildenhöhe in Darmstadt. Übrigens: Im wissenschaftlichen Teil des Katalogs dieser Ausstellung rekonstruiert Prof. Fellmann den lebensphilosophischen Hintergrund der Lebensreformbewegung. Und Ende des Jahres erscheint in der Deutschen Verlags-Anstalt Stuttgart eine neue populärwissenschaftliche Philosophie-Zeitschrift, in deren erster Nummer Prof. Fellmann das Stichwort "Lebensphilosophie" vorstellt.

    Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Ferdinand Fellmann, Tel. (03 71) 77 29 12, E-Mail ferdinand.fellmann@phil.tu-chemnitz.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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