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11.07.2001 17:19

Neuer Studienplan für Humanmedizin an der Uni Graz:

Dr. Christian Reiser Presse + Kommunikation
Karl-Franzens-Universität Graz

    Gesetzliche Vorgaben, eine hohe Drop-Out-Rate von bis zu 60% und zum Teil veralterte Lehrmethoden machen eine Neustrukturierung des Studiums der Humanmedizin an der Universität Graz notwendig. "In den vergangenen 100 Jahren hat keine echte Reform stattgefunden", begründete Ao.Univ.-Prof. Dr. Walther Wegscheider, stellvertretender Vorsitzender der Studienkommission an der Medizinischen Fakultät Graz, im Rahmen einer Pressekonferenz am 11. Juli 2001 die "mutigen Schritte" zur Erstellung des neuen Studienplans für Human- bzw. Zahnmedizin an der Uni Graz. Dieser soll - sofern das Wissenschaftsministerium keine Nicht-Untersagung vornimmt - im Oktober 2002 umgesetzt werden:
    Das Rigorosenstudium wandelt sich zum praxisorientierten Diplomstudium. "Wir versuchen, die Studierenden auf die direkte Zielausrichtung eines handelnden Arztes auszubilden", erläuterte Wegscheider. So ist vorgesehen, die Qualifikation der Studierenden verstärkt auf zwischenmenschliche Kommunikation mit besonderem Augenmerk auf die Bedürfnisse von älteren PatientInnen, chronisch Kranken sowie Behinderten zu lenken. Schwerpunkte, wie Prävention, Ethik, Geriatrie sowie spezielle Inhalte zur Frauen- und Geschlechterforschung ergänzen das neue Studienprogramm.

    Die insgesamt drei Studienabschnitte gliedern sich wie folgt:
    Im 1. Abschnitt - in der Dauer von einem Jahr - stehen das grundlegende Verständnis des Organismus und Voraussetzungen für klinische Fragestellungen im Mittelpunkt. "Neben der Einführung in die Allgemeinmedizin werden Studierende nicht nur auf den Stationen des LKH, sondern auch in Kooperation mit der Ärztekammer in Lehrpraxen tätig sein", so Wegscheider.
    Im 2. Abschnitt (vier Jahre) wird die Präsenz im Patientenbereich erhöht. Die Theorie soll in Form von "bedside-teaching" praktisch angewandt werden.
    Der 3. Abschnitt (ein Jahr) konzentriert sich auf die klinische Ausbildung durch Einbindung in den Stationsbetrieb sowie auf die Verfassung der Diplomarbeit.
    Grundsätzlich wird die Ausbildung nicht mehr in Fächern, sondern in 34 themen- bzw. organspezifischen Modulen abgewickelt. "Somit wird eine enge Verschmelzung von Theorie und Praxis hergestellt", erklärte Wegscheider. Zusätzlich steht der Einsatz neuer elektronischer Medien, wie virtueller Lehrveranstaltungen und des Projekts "virtueller Campus", im Zentrum.
    Aufgrund der derzeitigen finanziellen, personellen und räumlichen Ressourcen ist eine Limitierung von Studienplätzen im 2. und 3. Abschnitt vorgesehen. Ab dem 2. Abschnitt reduziert sich die Anzahl auf 240 bzw. 30 (für Zahnmedizin) Studierende. "Diese Zahl orientiert sich an den aktuellen Promoventenzahlen", erläutert Dekan Univ.-Prof. Dr. Helmut Wurm. Zur Zeit beginnen etwa jährlich 600 StudentInnen, nach dem 1. Abschnitt verringert sich die Zahl auf etwa 350 bis 400. Wurm rechnet mit Einführung der Studienbeiträge mit einem Rückgang an Studierenden, so dass sich - im Hinblick auf die Drop-Out-Rate von 60% - kaum ein "Stau" ergeben werde. Und Wurm versichert: "Auch wenn es zu zeitlichen Verzögerungen kommt, wird niemand auf der Strecke bleiben." Jene Studierenden, die sich trotz eines positiven Abschlusses des
    1. Abschnitts in der Warteschleife befinden, können unterdessen Wahlfächer absolvieren und werden anschließend bevorzugt aufgenommen.
    Neuerungen kommen ab Herbst 2002 ebenso auf Studierende der Zahnmedizin zu: 90% der Lehrinhalte in den ersten drei Jahren werden mit Humanmedizin parallel geführt. Erst im 4. Jahr setzt mit der praktischen und theoretischen Ausbildung an der Uni-Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde die Trennung ein. Die AbsolventInnen erlangen im Unterschied zur Humanmedizin mit ihrem Abschluss die Berechtigung zur Berufsausübung.
    Die Detailplanung beider Studienpläne wird nun in den nächsten Monaten vorgenommen. "Die ersten zwei Studienjahre sind bereits abgeschlossen", ergänzte Vize-Studiendekan O. Univ.-Prof. Dr. Gilbert Reibnegger. Im Herbst werde dann der Studienplan ans Ministerium weitergeleitet. Die Vizerektorin für Lehre, Personalentwicklung und Frauenförderung, Ao. Univ.-Prof. Dr. Ada Pellert, begrüßte das innovative Curriculum und erhoffte eine Vorbildwirkung für die übrigen Fakultäten.

    Gleichzeitig wurden die Pläne zur Einrichtung eines interfakultären Curriculums "Master of Medical Sciences Alpe Adria" präsentiert. In einem viersemestrigen postgradualen Angebot soll - auf Initiative der Universität Graz - in Kooperation mit den Medizinischen Fakultäten Trieste und Ljubljana die Ausbildung auf den Gebieten der Neurowissenschaften, gastrointestinale Wissenschaften und Transplantationsmedizin erweitert werden. Je Studiengang können 20 bis 25 AbsolventInnen aller drei Fakultäten aufgenommen werden. Der Startschuss ist für 2002 geplant.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Studium und Lehre
    Deutsch


     

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