Großer Gestalter des Leichtbaus
Am 31. Mai vollendet Prof. Frei Otto sein 85. Lebensjahr. Der große Gestalter des Leichtbaus wurde 1964 als Professor an die Universität Stuttgart berufen, wo er an seinem Institut für Leichte Flächentragwerke eine weltweit anerkannte Forschungstätigkeit betrieb, die in bedeutendem Maß zum Renommee der international geachteten „Stuttgarter Schule“ beitrug. Seine beiden Hauptstudienobjekte, Leichtbau und Natur, waren in seiner Arbeit stets aufs engste miteinander verwoben. Seine Arbeitsmethodik zeichnete sich folgerichtig durch eine intensive Interdisziplinarität aus, was sich in seiner Mitwirkung an und Leitung von verschiedenen Forschungsgruppen aus Biologen, Paläontologen, Medizinern, Bauingenieuren und anderen äußerte. Ein bedeutender Meilenstein in seinem Werk war der Deutsche Pavillon auf der Weltausstellung in Montreal 1967, die erste in dieser Größenordnung gebaute moderne Zeltkonstruktion, die er zusammen mit dem Architekten Rolf Gutbrodt und Fritz Leonhardt entwickelte. Als praktizierender Architekt schuf oder gestaltete Frei Otto maßgeblich zahlreiche bahnbrechende Bauwerke: zugbeanspruchte Flächentragwerke wie die Olympiabauten in München 1972 (mit Günter Behnisch, Fritz Leonhardt, Jörg Schlaich und anderen) oder druckbeanspruchte Schalen wie die Multihalle Mannheim 1975 (mit Carlfried Mutschler) beziehungsweise das Projekt für den Bahnhof Stuttgart 21 (mit Christoph Ingenhoven).
Frei Ottos wissenschaftlich orientierte, vorwiegend experimentell vorgehende Entwurfsmethodik ist ein kennzeichnendes, gegenüber der sonstigen beruflichen Praxis sich deutlich unterscheidendes Merkmal seiner Arbeit. Die Übereinstimmung zwischen Kategorien der Bauform, des Kraftflusses, des Materials und des Bauprozesses, die aus der sorgfältigen, systematischen Beobachtung und dem vertiefenden Studium natürlicher und physikalischer Phänomene entspringt, ist einzigartig und hat neue Wege für das zeitgenössische architektonische Schaffen eröffnet. Sie verleiht seinen Arbeiten sowohl eine solide rationale Fundierung wie auch eine verblüffende visuelle Ausdruckskraft.
Sein architektonisches Schaffen, das sich vorwiegend auf experimentellen Methoden der Formfindung stützte, insbesondere auf der Verwendung maßstäblicher physikalischer Modelle, hat einer neuen Generation von Architekten und Ingenieuren, die computerbasierte Methoden der Formfindung einsetzen, wertvolle Impulse verliehen. Frei Otto arbeitet nach wie vor als praktizierender Architekt im „Atelier Warmbronn“ bei Leonberg zusammen mit seiner Tochter Christine Kanstinger. Er hat zahlreiche internationale Auszeichnungen erhalten, unter ihnen den Aga Khan Award for Architecture und die Royal Gold Medal vom Royal Institute of British Architects (RIBA).
Am 26. Oktober 2010 findet an der Universität Stuttgart im Hörsaal 17.01, Keplerstr. 17 ein Festakt zum 85. Geburtstag von Frei Otto statt.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Bauwesen / Architektur
überregional
Personalia
Deutsch
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