Gezieltes Training, Schutzausrüstung und Fair Play
Kurz nach dem erfolgreichen Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft bei der Eishockey-WM und kurz vor der Entscheidung im Kampf um die begehrteste Eishockey-Trophäe, den Stanley Cup, legen RUB-Sportwissenschaftler eine Broschüre zur Sicherheit in diesem rasanten Sport vor. Neun von zehn Profi-Spielern erleiden mindestens eine Verletzung pro Saison, der Krankenstand liegt bei 25 Prozent. Basierend auf einer Verletzungs-Analyse haben die RUB-Forscher gemeinsam mit der ARAG Sportversicherung und der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft Maßnahmen zur Vorbeugung erarbeitet.
Die Experten raten insbesondere zu einer optimierten persönlichen Schutzausrüstung, zu Trainingsmaßnahmen, die sowohl leistungssteigernd als auch präventiv wirken, und zu Fair Play: Die meisten Situationen, aus denen Verletzungen im Eishockey resultieren, werden von den Spielern als regelwidrig wahrgenommen, oft aber vom Schiedsrichter nicht erkannt. Daher plädieren die Sportmediziner auch für eine bessere Schulung der Schiedsrichter, um das Verletzungsrisiko zu senken. Die Broschüre kann online bestellt werden unter: http://www.sicherheitimsport.de.
Ein Viertel der Verletzungen betreffen den Kopf
Eishockey gilt als eine der schnellsten Sportarten und unterscheidet sich durch seine hohe Dynamik, den zulässigen Körperkontakt, die Spiel- und Ausrüstungsgegenstände und die starren Spielfeldbegrenzungen von anderen Mannschaftssportarten. Dies spiegelt sich auch im Verletzungsgeschehen wider, das Bochumer Sportwissenschaftler analysiert haben. So sind etwa eishockeytypische Zweikampfaktionen, sog. Checks, für etwa die Hälfte der Verletzungen verantwortlich. Kopfverletzungen machen fast ein Viertel, Knieverletzungen etwa 17 Prozent aller Verletzungen aus, wobei die Folgen gerade hier gravierend sind und lange Ausfallzeiten verursachen. Insbesondere bei Profis sind zahlreiche Verletzungen in der Oberschenkelmuskulatur zu beobachten. Für sämtliche Körperregionen ist das Risiko hoch, von Puck oder Schläger getroffen zu werden. „Es ist auffällig, dass 67,2 Prozent aller Aktionen, die zu einer Verletzung führten, von den Spielern subjektiv als regelwidrig bezeichnet, aber vom Schiedsrichter nicht als Foul geahndet wurden und somit insgesamt 80 Prozent aller zur Verletzung führenden Aktionen offiziell nicht auf regelwidriges Verhalten zurückführen sind“, erklärt RUB-Sportmediziner Dr. Thomas Henke.
Rumpf, Schulter, Beine stabilisieren
Zur Prävention empfehlen die Spezialisten eine Optimierung der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) und praktische Trainingsmaßnahmen, die sowohl leistungssteigernden als auch präventiven Charakter haben. „Vor allem an Kopf, Arm, Hand und Sprunggelenk sollte der Schutzausrüstung eine besondere Bedeutung zu kommen“, erklärt Dr. Henke. Das Faltblatt erläutert die Verletzungsursachen im Eishockey und liefert für den eishockeytypischen Trainingsaufbau (Warm-up; On-Ice Training; Physical Preparation) Übungen, die in Umfang und Intensität an den individuellen Leistungsstand der Spieler angepasst werden sollten. Da das Checking durch den Gegner zu den häufigsten Verletzungsursachen gehört, sollten sich die Präventivmaßnahmen vor allem auf die Stabilisation des Rumpfes, des Schultergürtels, des Oberschenkels und des Kniegelenkes beziehen. „Mit Blick auf die zu Verletzungen führenden Aktionen empfiehlt sich auch eine gezieltere Schulung der Schiedsrichter und eine konsequente Bestrafung besonders gesundheitsgefährdender Aktionen“, so Dr. Henke.
Inhalte der Broschüre
Die Broschüre ist in folgende inhaltliche Schwerpunkte gegliedert: Aktivierung, Mobilisation und Agility, Stabilisation und Kräftigung, „Checking“, Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) und Fair Play. Die dargestellten Übungen und Hinweise sollen dazu beitragen, dass gerade junge Spieler sich optimal entwickeln und zum Erfolg ihres Teams beitragen können. Voraussetzung hierfür ist, dass sie sowohl von schweren als auch von häufigen Verletzungen verschont bleiben. Die Broschüre wurde entwickelt von Experten der Ruhr-Universität Bochum, der ARAG Sportversicherung und der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft in Zusammenarbeit mit der IIHF (Internationale Eishockey Föderation), des DEB (Deutscher Eishockeybund), der DEL (Deutsche Eishockey Liga) und der ESBG (Eishockey Spielbetriebsgesellschaft).
Titelaufnahme
Eishockey – erfolgreich und sicher. Maßnahmen zur Prävention von Verletzungen. Training, Verhalten, Ausrüstung. Erhältlich online unter http://www.sicherheitimsport.de
Weitere Informationen
Dr. Thomas Henke, Lehrstuhl für Sportmedizin und Sporternährung der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-23112, E-Mail: thomas.henke@rub.de
Redaktion: Meike Drießen
Ursachen von Verletzungen im Eishockey
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Sportwissenschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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