idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
26.07.2001 12:13

Proteine gentechnisch

Peter Pietschmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Ulm

    Proteine gentechnisch produziert
    Wissenschaftspreis der Stadt Ulm

    Den Wissenschaftspreis der Stadt Ulm 2001 haben PD Dr. Reinhold Schirmbeck, Abteilung Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Ulm, und Prof. Bernhard Lau, Fachbereich Feinwerktechnik der Fachhochschule Ulm, erhalten. Der Preis, der seit 1970 im Zweijahresturnus verliehen wird, ist mit 30.000 Mark dotiert.

    Schirmbeck hat ein neues System zur Herstellung großer Mengen gentechnisch veränderter Proteine in tierischen Zellen entwickelt. Mittels eines speziellen Transport-DNA-Moleküls gelang es ihm, beachtliche Mengen auch solcher Proteine oder Proteinbestandteile zu produzieren, deren gentechnische Erzeugung bislang nicht oder nicht zuverlässig möglich war.

    Bei der gentechnischen Produktion von Proteinen wird ein Gen oder Teil eines Gens in ein geeignetes Transport-DNA-Molekül, den sogenannten Vektor, eingefügt. Zellen, in die dieses Konstrukt integriert wird, erzeugen daraufhin das von der fremden DNA kodierte Protein. Für derartige Dienstleistungen lassen sich Bakterien, Hefezellen, Zellen von Insekten oder von Säugetieren programmieren. Dabei treten allerdings auch Probleme auf: Die auf diese Weise hergestellten Proteine werden, da sie sich in einer fremden Umgebung befinden, gegebenenfalls schnell abgebaut, oder sie verklumpen zu unlöslichen und für die Forschung unbrauchbaren Aggregaten. Manchmal sind sie sogar giftig für die Wirtszellen und verhindern so deren Vermehrung.

    Diesen Problemen weicht das von Schirmbeck entwickelte System mit Hilfe zelleigener Chaperone aus. Chaperone sind in allen Organismen vorkommende Moleküle, die Proteinen helfen, sich in der Zelle korrekt zu falten. Ein bestimmtes Chaperon, das sogenannte Hitze-Schock-Protein hsp73, läßt sich so zur stabilen gentechnischen Produktion von Proteinen einsetzen. Schirmbeck fand heraus, daß hsp73 an ein kurzes Proteinfragment eines Virus namens SV40 fest bindet. Koppelt man nun dieses Proteinfragment mit molekulargenetischen Methoden an das gewünschte Protein, so entsteht ein chimäres Protein. An dieses hängt sich das zelluläre hsp73-Molekül an und sorgt dafür, daß der gesamte Komplex von der Zelle hergestellt und stabil gelagert wird. hsp73 verhindert, daß das fremde Protein in der produzierenden Zelle zerstörungsgefährdet ist und daß es seinerseits deren Wachstum beeinträchtigt.

    Mit diesem System lassen sich beispielsweise Proteinbestandteile des Hepatitis-B-Virus und des mit dem Aids-Virus verwandten SI-Virus produzieren. Diese problematischen Kandidaten konnten bisher mit anderen Systemen nicht oder nur schlecht erzeugt werden. Schirmbeck erwartet, daß seine neue Methodik breite Anwendung finden wird. So gelang es seiner Arbeitsgruppe bereits, ausgewählte Antigenfragmente herzustellen, die als Impfstoffe oder als Nachweisantigene in der Diagnostik in Betracht kommen. Mit der in Ochsenhausen ansässigen Biotech-Firma Labor Dr. Koch & Dr. Merk, die sich auf die Produktion von diagnostischen Antigenen spezialisiert hat, will Schirmbeck sein System erstmals im industriellen Maßstab in Bioreaktoren testen.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).