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30.07.2001 14:29

Versöhnung mit den Jägern

Dr. Andreas Archut Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Dora Philippson war Studentin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Das KZ Theresienstadt überlebte die Jüdin nur dank glücklicher Fügungen. Nach dem Krieg setzte sie sich für die Aussöhnung der Juden und Christen in ihrer Heimatstadt Bonn ein.

    Dora Philippson wurde 1896 als Tochter des berühmten Geographen und Bonner Professors Alfred Philippson in Bonn geboren. 1916 legte sie ihre Abiturprüfungen an der städtischen Studienanstalt Bonn ab. Zum Sommersemester des gleichen Jahres immatrikulierte sie sich für die Fächer Mathematik, Physik und Chemie. Sie besuchte aber auch geisteswissenschaftliche Vorlesungen und Übungen. Bei ihrem Vater, der damals Dekan der Philosophischen Fakultät war, nahm sie an der Übung "Geographie von Frankreich" teil. Zwei Semester lang studierte Dora Philippson auch an der Universität Göttingen. Nach ihrer Rückkehr nach Bonn legte sie 1920 die Wissenschaftliche Prüfung für das Lehramt ab.

    Ihr Refrendariat begann sie 1921 an der Clara-Schumann-Schule in Bonn, zog aber bald darauf nach Berlin. Dort besuchte sie an der Universität unter anderem auch eine Vorlesung bei Albert Einstein. Bis 1933 war sie an verschiedenen Berliner Schulen als Lehrerin tätig. Aufgrund ihres jüdischen Glaubens wurde sie aus dem Schuldienst ohne Pensionsanspruch entlassen. In den Folgejahren war sie, wie ihre Glaubensgenossen dem Terror und der Verfolgung durch das Nazi-Regime ausgesetzt. Ein 1940 gestellter Einreiseantrag in die USA, blieb ohne Aussicht auf Erfolg. 1942 wurde sie mit ihrer Familie ins KZ Theresienstadt deportiert. Der Einlieferung in ein Vernichtungslager konnte Dora Philippson nur entgehen, weil sie ihren kranken Vater pflegen musste. Als Professorenfamilie "genossen" die Philipssons im Lager den "Prominentenstatus A". Am 20. April 1945, kurz vor Kriegsende, erhielt Dora Philippson eine Weisung der SS-Lagerleitung, der ihren sicheren Tod bedeutete:"Sie werden hiermit (...) verständigt, dass Sie im Sinne der ergangenen Weisungen vorbehaltlich etwa noch erfolgender Änderungen seitens der Dienststelle zur Teilnahme an der vorbereitenden, ins Ausland bestimmten Reisegruppe vorgesehen sind." Dem sicheren Todesurteil entging sie nur durch die Befreiung des KZ's durch die Sowjetarmee am 3. Mai 1945.

    Am 10. Juli 1945 kehrte sie nach Bonn zurück. Um wieder in Schuldienst eintreten zu können, musste Dora Philippson ein demütigendes Verfahren über sich Ergehen lassen: damit ihre Personalakte wieder angelegt werden konnte, sollte die ehemalige jüdische KZ-Insassin einen Entnazifizierungsnachweis abliefern. Krankheitsbedingt war es ihr jedoch unmöglich, wieder als Lehrerin zu arbeiten. Vielmehr widmete sie sich der Aussöhnung der Juden und Christen in der 1954 von ihr mitbegründeten Bonner Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Außerdem war sie im Jüdischen Frauenverein tätig, der sich um die Versorgung verarmter jüdischer Frauen im Nachkriegsdeutschland kümmerte. Bis zu ihrem Tode im Jahr 1980 war sie maßgeblich am Wiederaufbau der Bonner Synagogengemeinde beteiligt.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht
    regional
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    Deutsch


     

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