idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
25.06.2010 14:52

Erneut ein LOEWE-Doppelerfolg: Grünes Licht für „Gelbe Biotechnologie“ und Infertilitätsforschung

Charlotte Brückner-Ihl Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

    Dritte LOEWE-Staffel: Land bewilligt zwei von der Jusuts-Liebig-Universität Gießen mit Kooperationspartnern eingereichte neue Schwerpunktprogramme

    Zwei neue Schwerpunkte in den Lebenswissenschaften und der Medizin: Über einen großartigen Erfolg dürfen sich zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) freuen: In der dritten Staffel der hessischen Exzellenzinitiative LOEWE hat das Land erneut zwei Großprojekte unter JLU-Federführung bewilligt: 1. Schwerpunkt „Insektenbiotechnologie“ und 2. „Männliche Infertilität bei Infektion & Entzündung“ (MIBIE). Mit der Doppelbewilligung sind finanzielle Zusagen in Höhe von insgesamt rund neun Millionen Euro verbunden. Nun können bestehende Kooperationen der JLU mit Forscherteams der Universitäten Marburg und Frankfurt, der Fachhochschule Gießen-Friedberg und weiteren Einrichtungen nachhaltig ausgebaut werden.

    JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee und Prof. Dr. Katja Becker – die als Zweite Vizepräsidentin für Forschungsfragen zuständig und als Biochemikerin zugleich mit einem eigenen Projekt am Schwerpunkt „Insektenbiotechnologie“ beteiligt ist – sind sehr froh, dass das lebenswissenschaftliche Profil der Universität Gießen durch diese Bewilligungen noch einmal erheblich geschärft werden kann. Es zeigt sich, dass die enge Vernetzung der Medizin mit den anderen lebenswissenschaftlichen Fächern der Schlüssel zum Erfolg bei großen interdisziplinären Verbundprojekten ist. Auch zeigen beide Erfolge, dass die JLU auf der Grundlage exzellenter Grundlagenforschung mit starken Partnern stets auch konkrete und innovative Anwendungsgebiete im Blick hat.

    Prof. Mukherjee sieht einen langfristig angelegten, strukturbildenden Effekt: „Mit der Bewilligung des insektenbiotechnologischen Schwerpunkts haben wir eine entscheidende Weichenstellung für die mittelfristige Ansiedlung eines Fraunhofer-Teilinstituts für Bioressourcen in Gießen vornehmen können. Die durch das Land unterstützte Fraunhofer-Projektgruppe hat in den vergangenen Monaten glänzende Arbeit in einem höchst innovativen Forschungsfeld geleistet.“ Ähnliches gelte für das zweite Projekt: „Mit MIBIE wird das hervorragende Potenzial der Gießener Reproduktionsmedizin bestätigt: Das LOEWE-Programm haben wir auch hier zur Exzellenzbildung in einem forschungsstarken Bereich nutzen können“, ergänzt der JLU-Präsident.

    Schwerpunkt „Insektenbiotechnologie“
    (Sprecher: Prof. Dr. Andreas Vilcinskas, Institut für Phytopathologie und Angewandte Zoologie der JLU)

    Erstmals kann jetzt in Deutschland eine operative Einheit aufgebaut werden, die sich der Entwicklung innovativer Spitzentechnologien an den Schnittstellen zwischen der so genannten Roten -, Grünen - und Weißen Biotechnologie widmet. Beteiligt am neuen Schwerpunkt sind zudem Wissenschaftler der Fachhochschule Gießen-Friedberg, der Universitäten Frankfurt und Marburg sowie der Forschungsanstalt Geisenheim.

    Was Biodiversität betrifft, sind die Insekten mit über einer Million beschriebener Arten die artenreichste Organismengruppe, die die Evolution auf unserem Planeten hervorgebracht hat. An der JLU erforschen Wissenschaftlerteams, mit welchen „Erfindungen“ Insekten so erfolgreich geworden sind. Einige dieser Erfindungen, wie die von den Raupen des Seidenspinners produzierte Seide oder den von Bienen hergestellten Honig, nutzen Menschen bereits seit Jahrtausenden. Der Gießener Entomologe Prof. Dr. Andreas Vilcinskas ist davon überzeugt, dass Insekten aufgrund ihrer vielfältigen Überlebensstrategien über einen Schatz an bisher unentdeckten Substanzen verfügen, den es zum Wohle der Menschen zu heben gilt. Das junge Forschungsgebiet Insektenbiotechnologie, von Vilcinskas auch als „Gelbe Biotechnologie“ propagiert, zielt darauf ab, die von Insekten produziere Vielfalt an Substanzen systematisch zu erforschen, um mit Hilfe von biotechnologischen Methoden neue Medikamente für die Medizin, innovative Strategien im Pflanzenschutz und Enzyme für industrielle Anwendungen zu entwickeln.

    Der Schwerpunkt besitzt das Potenzial zur nachhaltigen Stärkung der wirtschaftlichen Innovationskraft und der Verankerung neuer Spitzentechnologien in der mittelhessischen Forschungslandschaft. Um erstmalig in Deutschland eine operative Einheit auf dem Gebiet der Insektenbiotechnologie aufbauen zu können, die international wettbewerbsfähig ist, beinhaltet die Förderung strukturelle Maßnahmen: Dazu zählen die Implementierung einer Fraunhofer-Projektgruppe in enger Zusammenarbeit mit dem Aachener Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie (IME), der Ausbau der Kooperation zwischen der JLU, der Fachhochschule Gießen-Friedberg und den Universitäten Frankfurt und Marburg sowie der weitere Ausbau der translationalen Lebenswissenschaften an der JLU. Gleichzeitig werden Voraussetzungen geschaffen, unter denen die JLU gemeinsam mit dem IME die Ansiedlung eines Fraunhofer-Teilinstituts in Mittelhessen realisieren kann.

    Schwerpunkt „Männliche Infertilität bei Infektion & Entzündung“ (MIBIE)

    (Sprecher: Prof. Dr. Wolfgang Weidner, JLU. Ko-Koordinatoren : Prof. Dr. Trinad Chakraborty, Prof. Dr. Andreas Meinhardt, Dr. Hamid Hossain, Dr. Monika Fijak (alle JLU) sowie Mitantragsteller Prof. Dr. Harald Renz (Philipps-Universität Marburg)). Assoziierte Einrichtungen sind die Fachhochschule Gießen-Friedberg, die TransMit-GmbH, das Kinderwunschzentrum Mittelhessen (Wetzlar), die School of Veterinary Medicine Pennsylvania, die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen und die Tiermedizinische Hochschule Hannover.

    Der Forschungsschwerpunkt Reproduktionsmedizin erfährt nach der jüngst eingeworbenen Forschergruppe (FOR1369 „Sulfatierte Steroide im Reproduktionsgeschehen“) an der JLU eine weitere Stärkung. MIBIE zeigt exemplarisch, welche Chancen in der Zusammenführung von Grundlagenforschung und translationaler Forschung liegen: Ziele sind eine verbesserte Diagnostik und Therapie der infektiös-entzündlichen Ursachen männlicher Infertilität, die einen wesentlichen Faktor bei ungewollter Kinderlosigkeit darstellt. MIBIE soll auch als Anschub für die Beantragung eines DFG-Sonderforschungsbereichs dienen, der neben Gießener Gruppen auch Forscher an anderen Universitäten einbinden soll. Die Forschungsaktivitäten im Bereich Reproduktionsmedizin und auch die klinische Kompetenz im Bereich Andrologie am Standort Gießen haben bereits aktuell ein Alleinstellungsmerkmal in Hessen.

    Der LOEWE-Schwerpunkt MIBIE untersucht die Ursachen ungewollter Kinderlosigkeit: In Deutschland ist ca. eines von sechs Paaren von ungewollter Kinderlosigkeit betroffen, Unfruchtbarkeit stellt folglich ein drängendes Problem der deutschen Gesellschaft dar und ist einer der Gründe für die vorhergesagte Abnahme der deutschen Bevölkerung um ca. 10 bis 20 Millionen bis zum Jahr 2050. Das Problem der Infertilität verteilt sich etwa zur Hälfte auf Mann und Frau, wobei Infektionen und Entzündungen des männlichen Reproduktionstraktes etwa 20 Prozent der Ursachen auf der männlichen Seite der Fertilitätsstörungen ausmachen. MIBIE untersucht die Initiierung und Modulierung des chronischen Entzündungsprozesses durch Erreger sowie autoimmune Ursachen.

    Der seitens der JLU koordinierte LOEWE-Schwerpunkt verfügt mit mehreren Forschergruppen und einer hervorragenden reproduktionsmedizinischen Forschungsinfrastruktur über eine exzellente Ausgangsbasis. Die Reproduktionsmedizin stellt dabei einen der großen Forschungsschwerpunkte des Gießener Fachbereichs 11 – Medizin dar. Mit der Beteiligung der Gießener Veterinärmedizin wird die enge Verzahnung deutlich, die die beiden medizinischen Fachbereiche (10 und 11) seit langem in der Forschung und in der Nachwuchsförderung miteinander verbindet. Mit der Marburger Beteiligung belegt MIBIE einmal mehr, dass sich die strukturierte Kooperation zwischen den beiden mittelhessischen Medizinfachbereichen in der Spitzenforschung sehr gut entwickelt.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Andreas Vilcinskas,
    Institut für Phytopathologie und Angewandte Zoologie, JLU Gießen
    Heinrich-Buff-Ring 26-32
    35392 Gießen
    Telefon: 0641 99-37600
    Fax: 0641 99-37609
    E-Mail: andreas.vilcinskas@agrar.uni-giessen.de

    Prof. Dr. Wolfgang Weidner
    Fachbereich 11 – Medizin der JLU / Urologische Klinik, UKGM Gießen
    Rudolf-Buchheim-Straße 7
    35392 Gießen
    Telefon: 0641 99-44500/1
    Fax: 0641 99-44509
    E-Mail: wolfgang.weidner@chiru.med.uni-giessen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-giessen.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).