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07.08.2001 00:00

KDA-Magazin Pro ALTER beklagt Fachkräftemangel in der Altenpflege

Klaus Großjohann Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit
Kuratorium Deutsche Altershilfe - Wilhelmine Lübke Stiftung e. V.

    KDA-Magazin Pro ALTER beklagt Fachkräftemangel in der Altenpflege

    Droht uns ein Personalnotstand?

    ACHTUNG: SPERRFRIST BIS DIENSTAG, 07. AUGUST 2001, 12:00 UHR

    KDA-Magazin Pro ALTER beklagt Fachkräftemangel in der Altenpflege

    Droht uns ein Personalnotstand?

    Köln, 7. August 2001 - In der Altenpflege gibt es mittlerweile einen erheblichen Personalmangel. Vor allem fehlen Pflege-Fachkräfte. Das schreibt Pro ALTER, das Magazin des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA), in seiner gerade erschienenen Ausgabe 2/2001. Zwar wisse wegen mangelnder Statistiken niemand genau, wie viele Beschäftigte in Deutschland in der Altenpflege arbeiteten und wie viele fehlten, doch seien Fachkräfte in der Pflege mittlerweile so rar, dass sie zwischen Heimen und ambulanten Diensten mit Prämien von mehreren tausend Mark abgeworben oder in Osteuropa angeworben würden.

    "Ich könnte auf der Stelle 20 examinierte Fachkräfte in Vollzeit einstellen", berichtet Thomas Philippi, stellvertretender Personalleiter der Senioren- und Behinderteneinrichtungen der Stadt Köln (SBK), in Pro ALTER. Eigentlich sei der Bedarf an Fachkräften in der Pflege in allen Großstädten Nordrhein-Westfalens nicht mehr zu befriedigen. Nur in den ländlichen Regionen sei die Situation - nach Auskunft von Otto B. Ludorff, dem geschäftsführenden SBK-Betriebsleiter - noch etwas ausgeglichener. Ein Heimleiter aus Schleswig-Holstein weist darauf hin, dass er für sein Haus "überall sucht, ob in Regionalzeitungen, über eine private Arbeitsvermittlung oder über Arbeitsamtvermittlungen im Internet." Doch der Erfolg sei mehr als bescheiden, so dass man momentan nicht genügend Fachkräfte habe und die Fachkraftquote nur bei 44 Prozent liege (gesetzlich vorgeschrieben sind 50 Prozent).
    In bayerischen Großstädten wie München und Nürnberg sieht es ähnlich aus. Das bestätigt auch der Vorsitzende des Deutschen Verbandes der Leitungskräfte von Alten- und Behinderteneinrichtungen und Präsident des Europäischen Heimleiterverbandes, Prof. Dr. Schlüter, gegenüber Pro ALTER. "Im Süddeutschen haben wir die Situation, dass ganze Heim-Wohnbereiche geschlossen werden müssen, weil keine Mitarbeiter da sind. Es ist Wahnsinn: Da wird eine Infrastruktur aufgebaut, aber es ist kein Personal da." So weiten Träger, Einrichtungen und Arbeitsämter aus den westlichen Bundesländern ihren Suchradius aus und schauen sich in den neuen Ländern nach Personal um. Doch auch dort sei es inzwischen zunehmend schwierig, Fachpersonal zu bekommen, meint Prof. Dr. Schlüter. "Das trifft vor allem auf gute Leitungskräfte in der Pflege zu. Für diesen Bereich würde ich von einem deutschlandweiten Mangel sprechen."

    Personalkarussell dreht sich in alle Richtungen

    Da es mittlerweile auch in Ostdeutschland immer schwieriger wird, Personal zu finden, schicken manche Pflegeeinrichtungen ihre "Headhunter" ins Ausland. So hat beispielsweise eine Mitarbeiterin des Münchener Seniorenwohn- und Pflegeheims St. Elisabeth Ende 2000 sechs Kroaten für ihren Träger angeworben. Mittlerweile arbeiten dort 80 Prozent ausländische Fachkräfte. Kroatien und Slowenien sind zur Zeit die einzigen nicht zur EU gehörenden Länder, mit denen es entsprechende Abkommen gibt.
    Doch das Personalkarussell dreht sich auch in umgekehrter Richtung. So haben unsere wirtschaftlich starken Nachbarländer wie die Niederlande, Luxemburg, die Schweiz, aber auch Norwegen, die ebenfalls unter einem Fachkräftemangel in der Pflege leiden, ihrerseits den deutschen Markt für sich entdeckt. Bei ihren Abwerbeversuchen von deutschen Pflegefachleuten halten sie einen überzeugenden Trumpf in der Hand: höhere Gehälter für qualifiziertes Personal. So verdient beispielsweise eine 35- bis 40-jährige examinierte Altenpflegekraft in der Schweiz zwischen 5.400 und 6.600 DM im Monat, während eine etwa gleichaltrige Altenpflegerin in Deutschland mit circa 4.200 DM auskommen muss. In Luxemburg werden nach beispielsweise zehn Dienstjahren circa 6.600 DM bezahlt.

    Prämien für die Personalvermittlung

    Doch nicht nur zwischen diesen Staaten und den deutschen Bundesländern findet ein heftiger Personaltransfer statt. Auch auf regionaler Ebene buhlen einzelne Einrichtungen der Altenpflege bei anderen um deren Personal. So habe zum Beispiel ein Heimleiter einer kleinen Einrichtung in Baden-Württemberg erfahren müssen, dass die Konkurrenten um Pflegekräfte nicht schlafen und sagt gegenüber Pro ALTER: "Die Heime werben sich hier schon untereinander Fachkräfte ab, und mittlerweile versuchen wir das eben auch."
    Anderenorts werden Mitarbeitern beispielsweise Prämien geboten, wenn sie Kollegen aus anderen Häusern oder Pflegediensten in die eigene Einrichtung vermitteln. Das KDA-Magazin verweist dabei auf zum Teil skurrile Anzeigen-Texte wie: "Prämie je 2000 DM für die examinierten Pflegekräfte, welche spontan unsere zwei kurzfristig frei gewordenen Stellen besetzen" oder "Mitarbeiter werben Mitarbeiter - für jede von Ihnen vermittelte examinierte Pflegkraft bedanken wir uns mit einer Prämie von 700 DM. Wird der neue Mitarbeiter nach der Probezeit übernommen, erhalten Sie weitere 300 DM."

    Während man inzwischen landauf, landab von solchen Personalnotständen und Abwerbeaktionen hört, scheinen diese Warnsignale allerdings noch nicht bei allen politisch Verantwortlichen angekommen zu sein. Pro ALTER: "So behauptet das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung weiterhin stoisch: "Es wird zwar vielfach ein Fachkräftemangel in der Pflege beklagt, aber es gibt auch viele Arbeitslose in der Pflege. Momentan wird auch nicht darüber nachgedacht, neue Ausnahmen zu genehmigen, um ausländischen Fachkräften in Deutschland die Arbeitserlaubnis zu geben."".
    So sind in Großstädten wie Köln trotz des eklatanten Fachkräftemangels Pflegefachkräfte arbeitslos gemeldet, doch das will nach Auskunft von Judith Hövels vom Kölner Arbeitsamt nichts heißen. "Denn diejenigen examinierten Altenpfleger, die arbeitslos gemeldet sind, sind in der Regel auch nicht vermittelbar. Es sind sozusagen die Problemfälle, denn ansonsten wären sie auch nicht arbeitslos, weil sie - zum Beispiel in Köln - sofort eine Stelle finden würden", so Judith Hövels zu Pro ALTER. Viele Arbeitgeber würden auch gar nicht erst den Versuch unternehmen, ihre freien Stellen über das Arbeitsamt zu besetzen, weil sie wüssten, dass sie dort ohnehin kein geeignetes Personal fänden.

    KDA: Eine qualitativ höhere Ausbildung für ein attraktiveres Berufsbild

    Doch ob Vermittlung von Arbeitslosen oder Anwerbung von Ausländern: Beide Maßnahmen sind nach Ansicht des Kuratoriums Deutsche Altershilfe ohnehin nur Tropfen auf den heißen Stein - betrachtet man die demographische Entwicklung und die damit verbundene steigende Zahl hochaltriger Menschen.
    Langfristig käme es nach KDA-Ansicht vor allem darauf an, das vielerorts schlechte Image der Altenpflege zu verbessern und damit mehr Menschen für die Altenpflege als Beruf zu interessieren und zu gewinnen. So haben einige Städte wie beispielsweise München und Frankfurt a. M. inzwischen spezielle Förderkonzepte und Imagekampagnen entwickelt.
    Von Seiten der Arbeitgeber müsse alles dafür getan werden, das vorhandene Personal zu halten. So fordert das KDA schon seit langem bessere Personalgewinnungs- und -bindungs-Konzepte, von denen es einige auch in der aktuellen Pro ALTER-Ausgabe vorstellt.
    Allerdings sei gerade im Hinblick auf eine Attraktivitätssteigerung der Altenpflege erst kürzlich eine große Chance vertan worden. So hat das Bundesverfassungsgericht auf Antrag des Landes Bayern mit einer einstweiligen Verfügung den Start einer bundeseinheitlichen und an modernen pflegepädagogischen Standards orientierten Altenpflegeausbildung vorerst gestoppt. "Gerade in Zeiten der Personalnot ist es ein Skandal, dass dieser dringend notwendige Paradigmenwechsel bei der Ausbildung so kurz vor dem Ziel verschoben wurde", urteilt die KDA-Pflegeexpertin Christine Sowinski in Pro ALTER. Dadurch seien sicherlich Viele, die sich im Hinblick auf die neue Ausbildungsverordnung für den Altenpflegeberuf interessiert hätten, abgeschreckt worden. Das KDA, das sich seit Jahren für die inhaltliche Modernisierung der Pflegeausbildung und die Ablösung von 17 unterschiedlichen Länderausbildungsregelungen zugunsten einer bundeseinheitlichen eingesetzt hat, fordert daher, die zwingend notwendigen Qualitätsverbesserungen auf keinen Fall aufzugeben und dringend die Arbeits- und Ausbildungsgrundlagen in der Altenpflege zu verbessern.

    Weitere Themen der 84-seitigen Ausgabe 2/2001 von Pro ALTER sind unter anderen:
    - Stellenbeschreibungen für leitende Pflege-Mitarbeiter
    - Neue Gesetze: Informationen zum
    Pflegeleistungsverbesserungsgesetz für Menschen mit
    Demenz sowie zum Heim- und Pflegequalitätssicherungsgesetz
    - Senior@s OnLine: Frauen ab 60 ins Netz
    - Internet-Cafés für Ältere
    - AGE- neue Plattform für Senioren in Europa
    - Das "Wohnküchenkonzept" im Heim

    Pro ALTER ist zu beziehen beim Kuratorium Deutsche Altershilfe, An der Pauluskirche 3, 50677 Köln, Fax 0221/93 18 47-6, E-Mail: versand@kda.de. Das Magazin erscheint viermal im Jahr. Das Einzelheft kostet 8,50 DM (zuzüglich Versandkosten), das Jahresabonnement 29 DM (einschließlich Versandkosten).


    Weitere Informationen:

    http://www.kda.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung, Politik, Recht
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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