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05.07.2010 13:31

Sehnsucht nach Titos Vielvölkerstaat

Stephan Laudien Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Südosteuropa-Graduiertenkolleg der Universität Jena lädt am 7. Juli zum Studientag ein

    Jena (05.07.10) Die Berliner Mauer möchte ernsthaft wohl niemand wiederhaben. Dennoch beschleicht so manchen Ostdeutschen beim Gedanken an die Vergangenheit ein wehmütiges Gefühl. Gerade Verlierer der Einheit – oder Menschen, die sich für solche halten – schwelgen gern zuweilen in „Ostalgie“.

    Dieses Phänomen beschränkt sich keineswegs auf den Osten Deutschlands. In den Nachfolgestaaten Jugoslawiens wird von „Jugonostalgija“ gesprochen. Gemeint ist die diffuse Sehnsucht nach dem Vielvölkerstaat Jugoslawien, der ab dem Beginn der 1990er Jahre in einer Reihe blutiger Auseinandersetzungen zerfiel.

    Unter dem Titel „Sehnsuchtsort Jugoslawien? Jugonostalgija als Phänomen postsozialistischer Erinnerungskultur“ lädt das Graduiertenkolleg „Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa“ der Universitäten Jena und Erfurt am Mittwoch (7. Juli) zu einem Studientag ein. Angesprochen sind Wissenschaftler, Studenten und die interessierte Öffentlichkeit, sagt Daniela Mehler. Die 26-jährige Doktorandin am Graduiertenkolleg gehört zu den Ausrichtern und Akteuren des Studientages.

    Los geht es am Mittwoch um 9.00 Uhr im Volkshaus Jena mit dem wissenschaftlichen Teil des Studientages. Den Eröffnungsvortrag hält Prof. Dr. Wolfgang Höpken aus Leipzig, der über „Sehnsucht nach dem Zerstörten? Jugoslawien zwischen Erinnerung und Nostalgie“ sprechen wird. Im Anschluss beleuchtet Dr. Mitja Velikonja aus Ljubljana „Emancipative potentials of Yugonostalgija in Bosnia“. Christoph Giesel aus Jena spricht ab 14 Uhr über „Jugoslawismus und Titoismus als Komponenten ethnischer und politischer Identitäten bei den Türkei-Bosniaken“. Ab 15.30 Uhr beschließt der Workshop „Postsozialistische Erinnerungskulturen im Vergleich“ den wissenschaftlichen Teil des Studientages.

    Daniela Mehler lädt am frühen Abend ab 19.00 Uhr in den Schillerhof (Helmboldstraße 1) ein. Dort gibt es die Deutschlandpremiere des Films „Kein Land unserer Zeit?“, den Mehler gemeinsam mit Aleksandra Vedernjak und Josefina Bajer gedreht hat. Die drei Frauen haben in den postjugoslawischen Republiken Menschen gefragt, was sie gern aus der Vergangenheit in die Zukunft mitnehmen möchten. Die Interviews zeigen ein vielschichtiges Bild der Gedankenwelt und Gefühlslage der Protagonisten des Films, die in Ljubljana, Zagreb, Sarajevo und Belgrad leben. In Bosnien, wo der Krieg besonders schlimme Verwüstungen angerichtet hat, „ist die Sehnsucht nach heilen Verhältnissen besonders stark ausgeprägt“, sagt Mehler. Zur Sprache komme auch die komplizierte Situation von Menschen aus multi-ethnischen Familien, die mit dem latenten Nationalismus der Nachfolgestaaten Jugoslawiens wenig anfangen können.

    „Erstaunlich ist, dass selbst junge Menschen diese Sehnsucht nach der Vergangenheit kennen“, sagt Daniela Mehler. Sichtbar werde das an popkulturellen Aneignungen wie T-Shirts mit dem Konterfei des einstigen Präsidenten Josip Broz Tito. Außerdem strömen Jahr für Jahr Tausende Menschen – Jung und Alt – in Titos Geburtsort Kumrovec, um seinen Geburtstag zu feiern.

    Zum Ausklang des Studientages laden Mehler und ihre Mitstreiter in den Kulturbahnhof in Jena ein. Ab 22.00 Uhr wird eine zünftige Balkanparty gefeiert.

    Der Studientag zum „Sehnsuchtsort Jugoslawien?“ wird getragen vom Graduiertenkolleg und unterstützt vom Collegium Europaeum Jenense, den Freunden und Förderern der Universität Jena, dem Verein „In Dialogue with Southeastern Europe“, dem Zentrum für Kultur- und Kontaktmanagement Ost- und Südosteuropa sowie der Studentenzeitschrift „unique“. Der Besuch des wissenschaftlichen Programms ist kostenfrei. Der Eintritt zur Filmpremiere und der Balkanparty kostet drei bzw. einen Euro.

    Kontakt:
    Daniela Mehler
    Graduiertenkolleg „Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa“ der Universität Jena
    Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
    E-Mail: daniela.mehler[at]googlemail.com


    Weitere Informationen:

    http://www2.uni-jena.de/philosophie/histinst/osteuropa/graduiertenkolleg/us/hm05... - Graduiertenkolleg „Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa“


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik, Sprache / Literatur
    regional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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