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14.08.2001 13:50

Buchveröffentlichung: Patientenverfügung als Entscheidungshilfe

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Mit ihrem jetzt erhältlichen Buch "Patientenverfügung und Betreuungsvollmacht" wollen Prof. Dr. Rita Kielstein und Prof. Dr. Hans-Martin Sass allen, die beruflich mit Kranken und Sterbenden zu tun haben, und vor allem medizinischen Laien eine Hilfe im Umgang mit Sterben und Tod an die Hand geben.Sie bieten z. B. Formularentwürfe an.

    Bochum, 14.08.2001
    Nr. 233

    Selbstbestimmung in der Nähe des Todes
    Patientenverfügung als Entscheidungshilfe
    Jetzt erhältlich: Arbeitsbuch zur Vorbereitung

    Mit ihrem jetzt erhältlichen Buch "Patientenverfügung und Betreuungsvollmacht" wollen Prof. Dr. Rita Kielstein (Universität Magdeburg) und Prof. Dr. Hans-Martin Sass (Zentrum für Medizinische Ethik, Ruhr-Universität Bochum) allen, die beruflich mit Kranken und Sterbenden zu tun haben, und vor allem medizinischen Laien eine Hilfe im Umgang mit Sterben und Tod an die Hand geben. Die Autoren referieren kritisch die deutsche und internationale Diskussion um die Patientenverfügung und bieten Vorbereitungsmaterial und Formularentwürfe an. Wieder verfügbar ist auch das Buch "Die persönliche Patientenverfügung. Ein Arbeitsbuch zur Vorbereitung mit Bausteinen und Modellen" in 2. überarbeiteter Auflage.

    Mehr Angst vorm Sterben als vorm Tod

    Viele Menschen fürchten den Prozess des Sterbens mehr als den Tod. Sie wünschen sich menschliche, medizinische und pflegerische Nähe in dieser Zeit. Sie fürchten vor allem, dass Mediziner in den natürlichen Sterbeprozess eingreifen und ihn unnötig verlängern. Die persönliche Patientenverfügung kann Sicherheit geben: Sie sorgt dafür, dass die Wünsche des Patienten auch in Situationen, in denen er sich nicht selbst äußern kann, z. B. bei Unfall, Koma oder unheilbarer Krankheit, respektiert werden. Einer Meinungsumfrage der Deutschen Hospizstiftung zufolge wollen 80 Prozent der Bundesbürger eine solche Verfügung abfassen - tatsächlich sind es aber nur sehr wenige, die es getan haben. Krankheit, Sterben und Tod sind in unserer Gesellschaft ein Tabu.

    Laien behutsam ans Problem führen

    Prof. Kielstein und Prof. Sass setzen sich in ihrer Forschungsarbeit seit zehn Jahren bewusst mit diesem Tabu auseinander. Mit ihren Veröffentlichungen wollen sie medizinische Laien behutsam an die Problematik des Leidens und Sterbens heranführen. In ihrem neuesten Buch legen sie das Ergebnis ihrer medizinethischen und patientenorientierten Forschungen vor. Sie referieren nicht nur kritisch den aktuellen Stand der Diskussion sondern stellen auch Vorbereitungsmaterial und Formularentwürfe vor. Dabei berücksichtigen sie die neuen Richtlinien und Handreichungen der Bundesärztekammer und die Gutachten und Empfehlungen des Deutschen Juristentages 2000.

    Vergriffenes Buch wieder erhältlich

    Nachdem die erste Auflage von April 2001 schnell vergriffen war, ist jetzt auch das Arbeitsbuch "Die persönliche Patientenverfügung" in 2. überarbeiteter Auflage wieder erhältlich. Sieben Geschichten von Krankheit, Sterben und persönlichen und ärztlichen Entscheidungskonflikten fordern den Leser zur eigenen, fundierten Stellungnahme auf (Beispiel siehe unten).

    Menschlichkeit im Zeitalter der Apparatemedizin

    Prof. Kielstein ist als Internistin und Nephrologin der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke Universität in Magdeburg auch Mitglied der dortigen Ethikkommission. Prof. Sass ist Philosoph und Medizinethiker an der RUB und Senior Research Scholar am Kennedy Institute of Ethics der Georgetown Universität in Washington. Beide lehnen die aktive Euthanasie ab, weil sie das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Bürger gefährden kann und leicht zu Missbrauch führt. Sie fordern stattdessen eine verbesserte Schmerz- und Leidensbehandlung - was auch eine Änderung der Ausbildung von Medizinern und Pflegepersonal mit sich bringen muss. Sie plädieren für eine menschliche Medizin für das Zeitalter der Apparatemedizin.

    Titelaufnahmen

    Sass, Hans-Martin; Kielstein, Rita: Patientenverfügung und Betreuungsvollmacht. Lit-Verlag Münster, Hamburg, London 2001, ISBN 3-8258-4986-4, 160 S.
    Kielstein, Rita; Sass, Hans-Martin: Die persönliche Patientenverfügung. Ein Arbeitsbuch zur Vorbereitung mit Bausteinen und Modellen. 2. überarbeitete Auflage, Lit-Verlag, Münster, Hamburg, London 2001, ISBN 3-8258-5427-2, 24 S.

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Hans-Martin Sass, Zentrum für Medizinische Ethik, Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-22750/-22749, Fax: 0234/32-14598, Email: med.ethics@ruhr-uni-bochum.de oder über den Lit-Verlag, Grevener Straße 179, 48159 Münster, Fax: 0251/231972

    Beispielgeschichte

    "Herr B. ist 79 Jahre alt und benötigt für alle Verrichtungen des täglichen Lebens die Hilfe anderer. Er kann zunehmend schlechter hören und sehen, er hat keine Interessen mehr und ist häufig geistig verwirrt. Weil er früher starker Raucher war, ist die Durchblutung seiner Beine gestört; er kann nur wenige Meter ohne Schmerzen laufen. Durch eine Gefäßoperation im Bauchraum könnten die Schmerzen beim Gehen behoben werden. Herr B. ist nicht in der Lage, sich zu den Vorteilen und Risiken des Eingriffs sinnvoll zu äußern. Seine Kinder halten den geplanten Eingriff für problematisch und neigen dazu, ihrem Vater die Operation zu ersparen, da sie meinen, dass seine Lebensqualität dadurch nur unwesentlich verbessert werden würde. Herr B. selbst hat sich früher, als er noch Situationen klar verstehen und auch in ihnen entscheiden konnte, nie zu Fragen künftiger medizinischer Behandlungen geäußert."
    1. Wenn Sie einmal in einer vergleichbaren Situation nicht mehr entscheidungsfähig sind, wer soll stellvertretend für Sie entscheiden? Der Arzt, Ihre Kinder, Ihr Partner, oder eine andere Person? Wen möchten Sie nicht mit dieser Verantwortung belasten?
    2. Wenn jemand an "gesunden Tagen" erklärt, dass er bestimmte Behandlungen in bestimmten Situationen ablehnen oder vorziehen würde, sollten Ärzte und Familie sich Ihrer Meinung nach auch in "schlechten Tagen" daran halten?
    3. Wenn Sie in Herrn B's Situation wären, wie sollte man für Sie entscheiden?
    Versetzen Sie sich in die Geschichte von Herrn B. und schreiben Sie sie so um, dass die Behandlung Ihren Wünschen und Vorstellungen entspricht!


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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