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14.05.1998 00:00

25.Verleihung des Dr. Leopold Lucas-Preises

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    25. Verleihung des Dr. Leopold Lucas-Preises

    Universitaet Tuebingen ehrt Michael Walzer

    Am Dienstag, dem 19. Mai 1998, verleiht die Evangelisch-Theologische Fakultaet im Namen der Eberhard-Karls-Universitaet Tuebingen den mit 60.000 DM dotierten Dr. Leopold Lucas-Preis zum 25. Mal. Der Preistraeger 1998 ist der amerikanische Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Michael Walzer aus Princeton.

    Die Fakultaet zeichnet Walzer - wie es in der Verleihungsurkunde heisst - "in Wuerdigung seines politisch-philosophischen Werkes sowie seines solidarisch-gesellschaftlichen Engagements als gebildeter Anwalt der 'gemeinen Beschwerde' in Sachen liberaler Demokratie, ziviler Gesellschaft und gleicher Buergerrechte".

    Der Festakt aus Anlass der Preisverleihung findet um 17.15 Uhr im Festsaal der Neuen Aula, Wilhelmstr. 7, statt. Die Laudatio auf den Preistraeger wird der Dekan der Evangelisch-Theologischen Fakultaet, Prof. Dr. Volker Drehsen, halten. Der Preistraeger wird in seinem Festvortrag zum Thema "The Politics of Exile in the Hebrew Bible" sprechen.

    Aus Anlass der Jubilaeumspreisverleihung findet fuer die Vertreter der Medien eine Pressekonferenz um

    15.30 Uhr, Raum 239, Neue Aula, Wilhelmstr. 7, 72074 Tuebingen

    statt.

    Der Dr. Leopold Lucas-Preis wuerdigt alljaehrlich hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Theologie, der Geistesgeschichte, der Geschichtsforschung und der Philosophie und ehrt dabei Persoenlichkeiten, die zur Foerderung der guten Beziehungen zwischen Menschen und Voelkern wesentlich beigetragen und sich durch entsprechende wissenschaftliche Veroeffentlichungen ausgewiesen haben. Zu den bisherigen Preistraegern gehoeren namhafte Persoenlichkeiten wie Karl Rahner, Kurt Scharf, Sir Karl Raimund Popper, Leopold Senghor und der XIV. Dalai Lama. Die Auszeichnung wurde 1972 von Generalkonsul Franz D. Lucas, Ehrensenator der Eberhard-Karls-Universitaet, zum 100. Geburtstag seines in Theresienstadt umgekommenen Vaters, des juedischen Gelehrten Rabbiner Dr. Leopold Lucas, gestiftet.

    Michael Walzer wurde 1935 in New York City geboren, lehrte von 1962 bis 1966 an der Princeton University, von 1966 bis 1980 an der Harvard University und wirkt heute in Princeton, N. J., am Institute for Advanced Study der School of Social Science. Walzer gilt als einer der einflussreichsten Vertreter der Politischen Philosophie in den Vereinigten Staaten. Sein Hauptinteresse ist der Frage nach den Grundlagen und Realisierungschancen von Gerechtigkeit in modernen, liberalen, pluralistischen Zivilgesellschaften gewidmet. In seinen Beitraegen versteht es Walzer, immer wieder auf originelle Weise Elemente der juedischen Tradition fuer das moderne politische Denken fruchtbar zu machen. Innerhalb der "kommunitaristischen" Szene Amerikas gilt er denn auch als profilierter Vertreter einer gesellschaftskritischen, politischen Theorie.

    Michael Walzer ist Herausgeber der Zeitschrift "Dissent" und Mitherausgeber der Zeitschriften "Philosophy and Public Affairs", "Political Theory" sowie "The New Republic". Darueber hinaus ist Walzer auch in Deutschland als Verfasser vielbeachteter Veroeffentlichungen hervorgetreten - u. a.: Gibt es einen gerechten Krieg? (Stuttgart 1982); Kritik und Gemeinsinn. Drei Wege der Gesellschaftskritik (Berlin 1990); Zweifel und Einmischung. Gesellschaftskritik im 20. Jahrhundert (Frankfurt/M. 1991); Zivile Gesellschaft und amerikanische Demokratie (Berlin 1992); Lokale Kritik - globale Standards (Hamburg 1996); Sphaeren der Gerechtigkeit. Ein Plaedoyer fuer Pluralitaet und Gleichheit (Frankfurt/M. 1992); Exodus und Revolution (Frankfurt/M. 1995).

    Dr. Leopold Lucas wurde am 18. September 1872 in Marburg geboren. Er entstammte einer seit Anfang des 17. Jahrhunderts in Marburg ansaessigen juedischen Familie. Lucas studierte in Berlin Geschichte und juedische Wissenschaft sowie Philosophie und orientalische Sprachen. 1895 promovierte er in Tuebingen mit einer Dissertation ueber die "Geschichte der Stadt Tyrus zur Zeit der Kreuzzuege" zum Doktor der Philosophie. Im Jahre 1899 wurde er als Rabbiner nach Glogau berufen. Er diente dieser traditionsreichen juedischen Gemeinde vier Jahrzehnte lang als Lehrer, Prediger und Seelsorger. Unermuedlich war Leopold Lucas waehrend seines ganzen Lebens wissenschaftlich taetig. Sein besonderes Arbeitsgebiet war die Geschichte der Juden in den ersten christlichen Jahrhunderten. Lucas war 1902 Initiator der "Gesellschaft zur Foerderung der Wissenschaft des Judentums", deren Leitung er sich mit Martin Philippson teilte. Im Jahr 1940 folgte Lucas einem Ruf an die Hochschule fuer die Wissenschaft des Judentums in Berlin - zu einer Zeit also, in der die Vernichtung der Juden in Deutschland beschlossene Sache war und begonnen hatte. Am 17. Dezember 1942 wurde Leopold Lucas zusammen mit seiner Frau nach Theresienstadt deportiert. Auch hier wirkte er noch als Seelsorger seiner Leidensgenossen. Er erlag am 13. September 1943 den Strapazen des Konzentrationslagers. Frau Dorothea Lucas wurde im Oktober 1944 nach Auschwitz verschleppt und umgebracht.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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