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16.08.2001 15:23

Es wurde auch Zeit - LMU richtet erste Professur für Chronobiologie in Deutschland ein

Cornelia Glees-zur Bonsen Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Wer hat an der Uhr gedreht? Till Roenneberg gehört zu den Wissenschaftlern, die die Geheimnisse der inneren Uhr entschlüsseln wollen. Er wurde jetzt als C3-Professur für Chronobiologie an der LMU berufen. "Das ist die erste derartige Position in Deutschland", berichtet Roenneberg. "Auch europaweit gibt es kaum etwas Vergleichbares." Die Chronobiologie beschäftigt sich mit biologischen Rhythmen, die oft durch das Modell der inneren Uhr veranschaulicht werden.

    Eulen und Lerchen - alle Zeittypen sind schon da: Wer sich morgens nur schwer aus dem Bett quält, dafür aber bis spät in die Nacht hinein konzentriert arbeiten kann, gehört zu den physiologischen Eulen. Anders dagegen ergeht es den Lerchen: Sie sind schon in der Früh energiegeladen, schlafen aber abends entsprechend früh ein. Ob jemand nun ein Morgenmuffel ist oder nicht, kann er selbst nicht beeinflussen. Denn der Zeittyp wird von den Genen bestimmt.

    Die Beschäftigung mit diesen biologischen Mechanismen ist aber nur ein Feld der Chronobiologie. Innere Uhren verleihen fast allen Lebewesen - vom Einzeller bis zu den Pflanzen, Tieren und Menschen - eine innere Rhythmik, entsprechend dem Tag-Nacht-Wechsel oder etwa in jährlichen Zyklen. Mikrobiologie, Botanik, Zoologie - die Chronobiologen stammen aus sehr unterschiedlichen Disziplinen.

    "Deshalb gab es vermutlich auch so lange keine eigene Professur - die Chronobiologie erstreckt sich einfach in sehr viele Bereiche", meint Rönneberg. "Wer sich etwa als Chronobiologe für eine Stelle in der Pflanzenphysiologie bewirbt, wird dann schon mal abgelehnt, weil er auch mit menschlichen Zellen arbeitet." Mit der inneren Uhr des Menschen beschäftigen sich vor allem Mediziner und Molekularbiologen. Der auffälligste innere Rhythmus des Menschen ist der Schlaf-Wach-Wechsel. Störungen in diesem Bereich können für die Betroffenen sehr belastend sein - das zeigt beispielsweise die Schichtarbeit.

    In den letzten zwanzig Jahren wurden auch bei der Entschlüsselung der molekularen Grundlagen der inneren Uhren große Fortschritte erzielt. Eine ganze Reihe von Genen, die an den biologischen Zyklen beteiligt sind, wurden gefunden. "Wir sind aber noch weit davon entfernt, den Mechanismus genau zu verstehen", meint Roenneberg.

    Till Roenneberg, 48, ist Biologe. Seit 1988 leitet er die Arbeitsgruppe Chronobiologie an der Medizinischen Fakultät der LMU. Seit Juli diesen Jahres hält er eine Stelle als C3-Professor. Roenneberg lernte unter anderem bei den Pionieren der Chronobiologie Jürgen Aschoff, Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Andechs, und Woody Hastings, Harvard University. Aschoff führte in den 60er Jahren die mittlerweile legendären Bunkerversuche durch. Er brachte freiwillige Versuchspersonen in zeitliche Isolation und konnte so zeigen, dass beispielsweise der Schlaf-Wach-Rhythmus auch ohne Anhaltspunkte über die Zeit in konstanten Zyklen abläuft - also auch der Mensch eine innere Uhr haben muss. Hastings untersuchte als erster die zellulären Prozesse der inneren Uhr.

    Ansprechpartner:

    Till Roenneberg,
    Institut für Medizinische Psychologie,
    Tel: 089-5996-650/654, Fax: 089-5996-615
    email: till.roenneber@imp.med.uni-muenchen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Studium und Lehre
    Deutsch


     

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