Jena (22.08.01) Als vordringlichste Arbeit der Bundesregierung wird allgemein eine Senkung der Arbeitslosenzahlen angesehen. Schon allein die Allgegenwart dieses Themas in der politischen Debatte verweist auf die dominierende Bedeutung, die wir heute der Arbeit als Mittel zur Sinnstiftung für unser Leben beimessen. Wer keine - bezahlte - Arbeit hat, wird oft als gesellschaftlicher Parasit angesehen und fühlt sich selbst mitunter auch als Nichtsnutz. Diese "Vergötzung" der Arbeit hat ihre Wurzeln im wesentlichen in der industriellen Revolution und im Materialismus des 19. Jahrhunderts.
Jetzt wünschen sich Philosophen wie der Jenaer Prof. Dr. Klaus-Michael Kodalle endlich auch eine mentale Wende: "Viele Menschen müssen lernen, ihre zunehmende Freizeit wieder kreativ zu gestalten und sich nicht auf die Anerkennung in der bezahlten Erwerbsarbeit zu fixieren." Mit Bürgersinn und gemeinschaftlichem Engagement etwa in der Vereinsarbeit ließen sich mögliche individuelle Sinn-Defizite ausgleichen. In früheren Zeiten empfanden die Menschen "Arbeitslosigkeit" übrigens nicht unbedingt als Mangel: "In der Antike und noch im Mittelalter wurde Arbeit keineswegs als sinnstiftend, sondern eher als notwendiges Übel betrachtet", bemerkt Kodalle. "Das Mittel zur Selbstverwirklichung hieß Müßiggang."
Einen Beitrag zur Debatte stellt Kodalle nun mit dem 157 Seiten starken Band "Arbeit und Lebenssinn" vor, der als Tagungsband des gleichnamigen "Thüringentags für Philosophie" erschienen ist. Er enthält Aufsätze u. a. des Karlsruher Philosophen Hans Lenk, der Jenaer Betriebswirtschaftlerin Dorothea Alewell, des Konstanzer Sozialforschers Gerd Mutz und des Wittener Volkswirts Birger Priddat. Kodalle hat den Band als Beiheft in der Reihe "Kritisches Jahrbuch der Philosophie" herausgegeben; die Texte sind aber auch für philosophisch nicht vorgebildete Leser gut verständlich.
Klaus-Michael Kodalle (Hrsg.): Arbeit und Lebenssinn. Eine aktuelle Herausforderung in historischer und systematischer Perspektive. Kritisches Jahrbuch für Philosophie, Beiheft 3. Verlag Koenigshausen & Neumann. Würzburg 2001. DM 48,-
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Klaus-Michael Kodalle
Institut für Philosophie der Universität Jena
Tel.: 03641/944121
E-Mail: Klaus-Michael.Kodalle@uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dr. Wolfgang Hirsch
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Fürstengraben 1
D-07743 Jena
Telefon: 03641 · 931030
Telefax: 03641 · 931032
E-Mail: roe@uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion, Wirtschaft
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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