13. DVS-Hochschultages vom Dienstag, 23.9.1997 Materialien fuer die Oeffentlichkeit
Schule in Bewegung - Akzente zu Gesundheits- und Fitnesstraining im Schulsport
Frank Obst/Prof. Dr. Klaus Boes, Frankfurt: Akzeptanz und Wirkung zusaetzlicher Sportstunden in der Grundschule Ein ,durchschnittliches" Schulkind verbringt nur ca. 30 bis 60 Minuten taeglich mit intensiver Bewegung. Ein Vergleich von Parametern der motorischen Leistungsfaehigkeit zwischen 1978 und heute zeigt, dass Grundschulkinder damals wesentlich schneller im Sprint waren und bessere Sprungkraft- und Wurfkraftwerte aufwiesen. Zusaetzliche Sportstunden in der Grundschule haben zur Folge: Verbessertes Sozialverhalten, verringerte Aggressivitaet, verbessertes Arbeitsverhalten der Kinder, Rueckgang der Unfaelle im Sportunterricht und in der Schule ueberhaupt, erhoehte motorische und koordinative Leistungsfaehigkeit. Darueber hinaus war eine hohe Elternzufriedenheit mit dem Projekt zu verzeichnen. Prof. Dr. Hubert Ilg, Greifswald: Gesundheitsfoerderung im Rahmen von Gesundheitswochen - ein interdisziplinaerer Beitrag zur Aneignung individueller gesundheitsorientierter Handlungsfaehigkeit im Schulkindalter Die Gesundheitswochen finden im halbjaehrlichen Rhythmus statt. Im Zentrum steht Bewegung in ihrer Vielfalt. Themen werden von allen Schulfaechern gleichzeitig behandelt, z.B. ,Fair Play", ,Bewegung - Atmung - Entspannung", ,Ernaehrung und Hygiene", ,Sitzen als Belastung". Wichtig ist eine klare, von den Kindern nachvollziehbare Organisationsstruktur, sowie die Einbeziehung der Eltern. Messbare Ergebnisse: bessere koordinative Leistungsfaehigkeit, geringere Koerpermasse als Kontrollschulen, bessere Allgemeinbefindlichkeit im Laufe des Schulvormittags zu verschiedenen Messzeitpunkten. Hohe Elternzufriedenheit.
Prof. Dr. Ulrike Ungerer-Roehrich, Halle: Vielfaeltige Bewegungsangebote und Bewegungsgelegenheiten und ihr Einfluss auf die motorische und soziale Entwicklung von Grundschulkindern Wichtigstes Ergebnis: Nicht alle Kinder haben motorische Defizite, vielmehr kommt es wesentlich auf das Umfeld, sprich: auf die Vielfalt der bewegungsfoerdernden Randbedingungen an. So weisen z. B. Hortkinder mit nachmittaeglichen Spiel- und Bewegungangeboten hoehere Leistungsparameter auf als Kinder von Vormittagsschulen. Kinder aus dem Sportkindergarten weisen auch im spaeteren Grundschulalter noch relative hoehere Leistungsparameter auf. Darueber hinaus zeigen sie ein deutlich verbessertes Sozialverhalten, das sich besonders in geringerer Aggressivitaet aeussert.
Dr. Peter Kuhn, Bayreuth: Was Kinder bewegt - Studien zu aeusseren Bewegungsanlaessen und inneren Beweggruenden von Grundschulkindern Übereinstimmend mit anderen Studien zeigt sich, dass der Alltag und insbesondere das Wochenende der Kinder bewegungsarm ist. Auch die Schule findet hierzu nicht immer einen Ausgleich. Es zeigt sich naemlich, dass sich die Kinder in der Schule nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch im Sportunterricht viel weniger bewegen als dies fuer eine positive Entwicklung sinnvoll und notwendig waere. Lediglich im Pausenhof, einem selbstbestimmten Bewegungsraum entfalten die Kinder ihren natuerlichen Bewegungsdrang auf angemessene Weise. Allerdings ziehen sich auch hier einige Kinder zurueck, was vermutlich mit inneren ,Beweggruenden" zusammenhaengt. Es ist von allergroesster Bedeutung, schulische Bewegungsangebote mit den Beduerfnissen zu unterbauen, die die Kinder selbst aeussern. Deshalb wurden Interviews zu kindlichen Begruendungen, Emotionen und Wuenschen im Zusammenhang mit Bewegung gefuehrt. Hier tauchen immer wieder die Kategorien ,Spass", ,schoen" und ,mehr Bewegung" auf. Kinder bewegen sich also dann gerne, wenn es Spass macht, schoen ist und wenn sie genuegend Freiraeume haben. Was dies im einzelnen bedeutet, soll in weiteren Interviews ermittelt werden. Neue und besonders wichtige Erkenntnis: Konzepte, wie die ,Bewegte Schule" koennen nicht nur aus Erwachsenenkoepfen entstehen, vielmehr muessen die Kinder an der Gestaltung beteiligt werden.
Prof. Dr. Eckard Balz, Regensburg: Schulsportmisere, Unterrichtsforschung und die bewegte Schule Eine reine Bestandsaufnahme reicht nicht aus. Es bedarf einer Weiterentwicklung des Schulsports, und das nicht nur in zeitlicher und organisatorischer Hinsicht, sondern besonders in inhaltlicher. Die bewegte Schule ist wichtig, aber es fehlt noch die theoretische Fundierung, die konsequente Ausarbeitung und die empirische Überpruefung ihrer Wirksamkeit. Wichtig waere in diesem Zusammenhang v.a. eine bundesweite Koordination der Forschungsvorhaben. Die bewegte Schule waere zugleich eine Herausforderung der Vorstellungen von Schulsport wie von Schule ueberhaupt. Sie ist letztlich die Verwirklichung des Bewegungsprinzips in der Schule. Herr MR Frank gibt zu bedenken, dass die Sportlehrer allein auf verlorenem Posten stehen und deshalb moeglichst fruehzeitig die Allgemeine Paedagogik sowie die Lehrer und Lehrerausbilder anderer Schulfaecher einzubeziehen sind.
Christoph Koessler, Regensburg: Die bewegte Schule - ein anspruchsvolles Konzept Bewegungsmangel an unseren Schulen ist eine der wesentlichen Ursachen der Bewegungsmangelkrankheiten in unserer Gesellschaft. Impulse eines bewegten Sportunterrichts sollen ausstrahlen in die anderen Faecher, die Pausen und das Schulleben ueberhaupt sowie auf die Lebenswelt der Kinder.
Prof. Dr. Christina Mueller/Mario Loncke: Laengsschnittstudie zum Projekt ,Bewegte Grundschule Aus den besseren konditionellen und koordinativen Leistungen der Kinder in den Versuchsschulen koennen noch keine pauschalen Empfehlungen fuer die inhaltliche Unterrichtsgestaltung abgeleitet werden. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, auch darauf abzuheben, dass die Kinder sich in bewegten Schulen ausserordentliche wohlfuehlen, dass sie zufriedener sind, weil sie sich mehr ihren Beduerfnissen entsprechend verhalten koennen.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Sportwissenschaft
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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