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30.04.1997 00:00

Resolution: Fremdsprachenunterricht

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum, 30.04.1997 Nr. 85

    Bessere Fremdsprachenausbildung gefordert

    ,Nicht bei verbalen Bekenntnissen stehen bleiben"

    Resolution der ,Fruehjahrskonferenz der Sprachlehrforscher"

    Fuer eine staerkere und qualifiziertere Fremdsprachenausbildung haben sich kuerzlich die fuehrenden Sprachlehrforscher und Fremdsprachendidaktiker auf der ,17. Fruehjahrskonferenz zur Erforschung des Fremdsprachenunterrichts" ausgesprochen. Die Resolution der Wissenschaftler, fuer die Prof. Dr. K.-Richard Bausch (Seminar fuer Sprachlehrforschung, Fakultaet fuer Philologie der RUB) als Mitveranstalter auch verantwortlich zeichnet, lautet:

    Mehrsprachigkeit in Europa - woher kommen die Fremdsprachenlehrer ?

    Erklaerung zur Fremdsprachenlehrerausbildung und zum Fremdsprachenunterricht an Hochschulen

    A - Mit Sorge beobachtet die ,Fruehjahrskonferenz zur Erforschung des Fremdsprachenunterrichts" Versuche, Fremdsprachen und die Ausbildung von Fremdsprachenlehrern aus Einsparungsgruenden aus den Hochschulen hinauszuverlagern. Der Bedarf an Fremdsprachen wie an gut ausgebildeten Lehrkraeften fuer den Fremdsprachenunterricht steigt. Wissenschaftliche Bemuehungen um Ausbildung, Unterricht und Lehrmaterialien sind dringend erforderlich. Andernfalls besteht die Gefahr eines Rueckschritts sowohl fuer die Internationalitaet von Wissenschaften, die sonst 'sprachloser' wuerden, als auch im Hinblick auf die gestiegenen Anforderungen, fuer die eine umfassende wissenschaftliche Ausbildung erforderlich ist.

    Zwar herrscht generelle Einigkeit darueber, dass fuer ein Zusammenwachsen Europas, fuer die Globalisierung von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft, fuer die Voelkerverstaendigung wie auch fuer die Entwicklung individueller Mobilitaet und Mitgestaltung unserer Zukunft mehr Fremdsprachenkenntnisse erforderlich sind - wir stellen jedoch fest, dass eine qualitativ hochwertige Erforschung und Vermittlung von Fremdsprachen, insbesondere im Hochschulbereich unter den gegenwaertigen Bedingungen nur erschwert moeglich ist:

    - Ein viel zu geringer Teil von Studierenden kann im Rahmen des Fachstudiums fachbezogene Fremdsprachenkenntnisse erwerben.

    - Sinnvolle Gruppengroessen fuer die Vermittlung von Fremdsprachen koennen nicht eingehalten werden.

    - Sprachangebote erstrecken sich ueberwiegend auf die traditionellen Schulsprachen, waehrend andere Fremdsprachen (z. B. asiatische und osteuropaeische) weitgehend fehlen.

    - Erst recht fehlt es an Forschungskapazitaet, um bessere Moeglichkeiten einer effektiven Sprachvermittlung und die Entwicklung von Mehrsprachigkeit gezielt zu untersuchen.

    - Schon jetzt leiden viele der internationalen wissenschaftlichen Kooperations- und Mobilitaetsprogramme unter unzureichenden Fremdsprachenkenntnissen der Austauschstudenten.

    - Auch wenn Englisch die verbreitete Sprache der Wissenschaften darstellt, bedarf es fuer den interkulturellen Austausch, fuer die internationale Zusammenarbeit wie auch fuer die Untersuchung spezifischer Fragestellungen in vielen Wissenschaften differenzierter Kenntnisse der Einzelsprachen.

    - Fachbezogene Fremdsprachenvermittlung an Hochschulen ist ein sinnvolles Praxisfeld fuer kuenftige Fremdsprachenlehrer und -lehrerinnen. Bei einer Vernachlaessigung oder einer Auslagerung des Sprachlehrangebots wird eine Chance fuer eine effektive praxisbezogene Fremdsprachenlehrerausbildung gerade auch im Hinblick auf die Erwachsenenbildung vertan.

    B Die Fruehjahrskonferenz zur Erforschung des Fremdsprachenunterrichts fordert daher:

    - verbesserte Bedingungen fuer die Ausbildung angehender Fremdsprachenlehrerinnen und -lehrer fuer Schule und Erwachsenenbildung, insbesondere im Bereich einer hochwertigen sprachlichen und fremdsprachendidaktischen Ausbildung,

    - die Verstaerkung der wissenschaftlichen Erforschung des Fremdsprachenlehrens und -lernens, insbesondere im Hinblick auf die europaeische Mehrsprachigkeit und die Beruecksichtigung weiterer, ueber den westeuropaeischen Sprachenbereich hinausgehender Fremdsprachen,

    - eine Verankerung von fachbezogenen Fremdsprachenkursen in den Fachstudien sowohl naturwissenschaftlich-technischer als auch sozial- und gesellschaftswissenschaftlicher Faecher. Dazu bedarf es

    - des Erhaltes von Professuren fuer Fremdsprachendidaktik und Sprachlehrforschung, die an manchen Orten von Einsparungen bedroht sind,

    - der Schaffung von Stellen und Qualifizierungsmoeglichkeiten fuer den wissenschaftlichen Nachwuchs,

    - der staerkeren Beruecksichtigung von Fremdsprachen und Fremdsprachendidaktik in Studienplaenen und Pruefungsordnungen; eine Auslagerung der Fremdsprachenlehrerausbildung und des Fremdsprachenunterrichts aus den Hochschulen wuerde eine professionelle, zukunftsfaehige Ausbildung unmoeglich machen.

    Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ,17. Fruehjahrskonferenz zur Erforschung des Fremdsprachenunterrichts 1997" appellieren an die Senate der wissenschaftlichen Hochschulen wie an die Wissenschafts- und Kultusministerien, es fuer die Fremdsprachenausbildung nicht bei verbalen Bekenntnissen zu belassen, sondern die konkreten Voraussetzungen zu sichern bzw. zu schaffen, die eine qualifizierte Fremdsprachenausbildung erst moeglich machen.

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. K.-Richard Bausch, Ruhr-Universitaet Bochum, Seminar fuer Sprachlehrforschung, 44780 Bochum, Tel. 0234/700-5182, Fax: 0234/7094-138


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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