idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
12.04.1996 00:00

Einstein würde nicken ...

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Technische Universität Chemnitz

    Einstein wuerde nicken...

    Chemnitzer Philosoph: Texte sind zum Benutzen da, nicht zum Verstehen

    CHEMNITZ. Schiller oder Shakesspeare, Homer oder Handke, Kisch oder Kirsch, das ist der Stoff, mit dem sich Schueler im Deutschunterricht abquaelen muessen. Aber nicht einfach Lesen ist angesagt, meist wird noch mehr verlangt: die Auslegung, die Deutung, die Interpretation des Textes. Nicht wenige Schueler hassen diese Arbeit. Dennoch verbringen manche Philosophen und Germanisten ihr halbes Leben damit, die Schriften eines Schopenhauer oder eines Marx sprachlich und sachlich abzuklopfen und sie den Unwissenden zu erlaeutern. Verlorene Zeit, so der Philosoph und Wissenschaftstheoretiker Prof. Ferdinand Fellmannn von der Techni- schen Universitaet Chemnitz-Zwickau. Es komme naemlich gar nicht darauf an, Buecher zu verstehen, sondern sie zu benutzen.

    "Hermeneutik", die Lehre von der Auslegung und Ausdeutung von Texten, so nennt sich diese Disziplin, die an den Universitaeten hoch im Kurs steht. Kuerzlich trafen sich D- eutschlands fuehrende Philosophen auf dem Einstein-Forum in Potsdam, um ueber die Zukunft dieses Faches zu diskutieren. Mit dabei: Ferdinand Fellmann, dessen Beitrag die meiste Beachtung fand. Wer, so fragte er, habe denn heute, im Zeitalter von Multimedia und Internet, noch Zeit und Geld, sein Leben mit dem Ausdeuten von fremden Texten zu verbringen? Die naemlich muessten nicht interpretiert, sie muessten vielmehr benutzt werden -ein Anklang an Marx, der gefordert hatte, es reiche nicht, die Welt zu interpretieren, es komme darauf an, sie zu veraendern. Mehr Respektlosigkeit und weniger Ehrfurcht gegenueber den Geistesgroessen sei gefragt. Man muesse die Dinge so nehmen, wie sie sind.

    Der Preussenherrscher und Potsdamer Friedrich II. wuerde wohl zustimmen: 226 Jahre zuvor hatte am gleichen Ort eine denkwuerdige koenigliche Ordre erlassen, die man auch heute noch manchem ins Stammbuch schreiben koennte, den "Befehl zum Selbstdenken" - viel genuetzt hat es bekanntlich nicht. Und auch Albert Einstein, der Namensgeber der Veranstaltung, der immer zugleich Physiker und Philosoph gewesen war, wuerde sicher dazu nicken.

    Kontakt: TU Chemnitz-Zwickau, Philosphische Fakultaet, Prof. Ferdinand Fellmann, 09126 Chemnitz, Tel. (03 71) 5 31-26 13, Fax (03 71) 5 31-40 99


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).